Informationen zum Forschungsprojekt

Leben außerhalb Deutschlands



Ziel und Aufgabenstellung

Mit der Pilotstudie "Leben außerhalb Deutschlands" wurde innerhalbder empirischen Migra-tionsforschung Neuland betreten, indem versucht wordenist, die Adressen ausgewanderte Teilnehmer des deutsche Haushaltspanels SOEPim Ausland zu recherchieren und die Aus-wanderer mit Hilfe eines eigens entwickeltenFragebogens zu den Hintergründen ihres Um-zugs zu befragen. In den Jahren2002 bis 2005 konnten 228 Auswanderer unter den SOEP-Teilnehmern identifiziertwerden. Nach erfolgreicher Adressrecherche war es möglich, an 52 Auswandererden Fragebogen zu verschicken. Letztlich konnten auf diesem Weg 23 Befra-gungenrealisiert werden.

Bei diesem Vorgehen ist mit Selektivitätsproblemen zu rechnen, da dieIdentifikation von Auswanderen im SOEP, die Recherche der neuen Adresse dieserPersonen im Ausland sowie die erfolgreiche Befragung mit dem hierzu entwickeltenFragebogen entsprechend demogra-phischer und sozio-ökonomischer Merkmaleunterschiedlich erfolgreich sein dürfte.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hatte das IAQ beauftragt,im Rahmen des Projektes "Leben außerhalb Deutschlands" diesenSelektionsprozess genauer zu beschrei-ben und zu analysieren. Von besonderemInteresse war hierbei, inwieweit sich die Struktur der Subpopulation der SOEP-Auswandererin den erfolgreich realisierten Befragungen im Ausland widerspiegelt. Darüberhinaus sollten erste Anhaltspunkte über die Motive für die Auswanderungund über die neuen Lebensbedingungen im Auswanderungsland gewonnen werden.

Vorgehen

Im Rahmen des Projektes wurden mit der Identifikationsquote, der Antwortquoteund der Realisationsquote drei Werte berechnet worden, mit deren Hilfe sichdieser Selektionsprozess beschreiben lässt. Die Identifikationsquote gibtan, von wieviel Prozent der SOEP-Auswanderer eine Adresse im Ausland recherchiertwerden konnte. Die Antwortquote gibt an, bei wieviel Prozent dieser Personen,an die der Fragebogen verschickt worden ist, ein Interview realisiert werdenkonnte. Die Realisationsquote wiederum setzt die Zahl der realisierten Interviewsmit der Zahl der SOEP-Auswanderer insgesamt in Beziehung.

Auch wenn mit bislang lediglich 23 realisierten Auslandsbefragungen die Aussagekraftder Ergebnisse stark begrenzt ist, lassen sich doch einige Aussagen überden Selektivitätsprozess machen, die bei einer Fortführung von Auslandsbefragungenin Zukunft berücksichtigt wer-den sollten, um die Validität der Untersuchungsergebnissezu verbessern. Wo es nicht möglich sein wird, Selektivität zu reduzieren,sind die Befunde zumindest hilfreich, wenn die Be-fragungsergebnisse inhaltlichinterpretiert werden sollen.

Ergebnisse

Ausgehend von der Population der SOEP-Auswanderer ist damit zu rechnen, dassbei An-wendung des jetzigen Forschungsdesigns 10 bis 20 Prozent der Auswanderererfolgreich im Ausland interviewt werden können. Geringe Selektivitätsproblemesind hinsichtlich des Ge-schlechts, des Partnerschaftsstatus, der subjektivenEinschätzung des Gesundheitszustandes, der Lebenszufriedenheit, der Wohnregionvor der Auswanderung (alte vs. Neue Bundeslän-der) sowie des Erwerbsstatusvor der Auswanderung zu erwarten. Hingegen sind schwerwie-gendere alters-, qualifikations-und nationalitätenspezifische Selektivitätsprobleme zu beo-bachten.Das Projekt hat außerdem erste inhaltliche Auswertung der Befragung vonSOEP-Auswanderern geliefert. Es liegt auf der Hand, dass aufgrund der (noch)extrem niedrigen Fallzahlen keine belastbaren inhaltlichen Schlussfolgerungenaus den Ergebnissen gezogen werden können. Insgesamt konnte aber exemplarischdeutlich gemacht werden, welches prin-zipielle Forschungspotential allgemeinin einer Befragung von Auswanderern und speziell in einer Weiterverfolgung vonausgewanderten Teilnehmern des Sozio-oekonomischen Panels liegt. Insbesonderedurch die Verknüpfung von Informationen vor und nach dem Auswande-rungszeitpunkteröffnen sich neue Möglichkeiten für die empirische Lebensverlaufsforschung,die vor dem Hintergrund des Verständnisses von Migration als prinzipiellunabgeschlossenen Prozess neue empirische Perspektiven für die Migrationsforschungeröffnet.

Publikationen zum Projekt

Erlinghagen, Marcel / Stegmann, Tim / Wagner, Gert G., 2009: Deutschland ein Auswanderungsland? In: DIW Wochenbericht 76 (39), S. 663-669 | Lesen

Schupp, Jürgen / Siegel, Nico A. / Erlinghagen, Marcel / Stegmann, Tim / Wagner, Gert G., 2008: Leben außerhalb Deutschlands: eine Machbarkeitsstudie zur Realisierung von Auslandsbefragungen auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). Berlin: DIW. SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Data Research | Lesen

Vorträge zum Projekt

Prof. Dr. Marcel Erlinghagen, Tim Stegmann, Schupp, Jürgen: Out of sight, out of mind? Panel continuance by tracking and interviewing expatriates. 8th International Socio-Economic Panel User Conference (SOEP2008). WZB, Berlin, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, 09.07.2008

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.12.2007 - 29.02.2008

Forschungsabteilung

Leitung:
Prof. Dr. Marcel Erlinghagen

Bearbeitung:
Tim Stegmann

Finanzierung:
Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW