Informationen zum Forschungsprojekt

Mindestlohn



Ziel und Aufgabenstellung

Braucht Deutschland einen gesetzlichen Mindestlohn? Über diese Frage wirdaktuell heftig und sehr kontrovers diskutiert. Befürworter/innen verweisenauf die zunehmende Ausbreitung von Niedrig- und Niedrigstlöhnen in Deutschland,der durch die Einführung einer gesetzlich verankerten Untergrenze entgegengewirkt werden müsse, um Lohndumping vor allem in nicht-tarifgebundenenBereichen zu unterbinden. Weitere aktuelle Bezugspunkte für Forderungennach Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes in Deutschland sind dieim Koalitionsvertrag enthaltene Ankündigung, die Einführung von Kombilöhnenim Laufe des Jahres 2006 zu prüfen, sowie die Dienstleistungsrichtlinieder EU. Um ausländische Unternehmen, die auf dem deutschen Markt tätigwerden wollen, dazu verpflichten zu können, in Deutschland gültigeStandards einzuhalten, müssten diese allgemein verbindlich sein, was bislangmit Ausnahme der Bauindustrie nicht der Fall ist. Gegner/innen der Einführunggesetzlicher Mindestlöhne verweisen demgegenüber vor allem darauf,dass ein gesetzlicher Mindestlohn zum Abbau von Arbeitsplätzen in Deutschlandund zur (weiteren) Verschlechterung der Beschäftigungschancen von geringQualifizierten führen würde.

Ziel des Projektes war, die Stichhaltigkeit der Pro- und Contra-Argumente zuanalysieren, wobei vor allem auch Erfahrungen aus anderen Ländern einbezogenwurden, und auf dieser Basis Empfehlungen für Deutschland zu formulierenund in die aktuelle Diskussion einzubringen.

Die Forschung zum Thema Mindestlohn am IAQ wird im Rahmen des Projektes "Niedriglohnbeschäftigungin Deutschland und im internationalen Vergleich" (NILO) bis Ende 2010 weitergeführt und vertieft.

Vorgehen

Das Projekt wurde in enger Kooperation mit anderen einschlägigen Projektender Forschungsabteilung FLEX durchgeführt (insbesondere RSF, NIL und KOMBI)und basierte auf einem Mix unterschiedlicher Methoden:

  • Durchführung quantitativer Analysen zur Niedriglohnbeschäftigungin Deutschland auf der Basis unterschiedlicher Datensätze sowie Modellrechnungenzur Einführung von Mindestlöhnen
  • Aufarbeitung der internationalen wissenschaftlichen Debatte über möglicheWirkungen von Mindestlöhnen und vorliegender empirischer Untersuchungen
  • Analyse internationaler Erfahrungen mit Mindestlöhnen und ihren Auswirkungen
  • Analyse möglicher Alternativen zu einem gesetzlichen Mindestlohn inDeutschland
  • Erarbeitung von Empfehlungen zur Umsetzung

Ein wichtiger Bestandteil des Projektes war die Mitwirkung an einschlägigenpolitischen und wissenschaftlichen Diskussionsrunden, Workshops und Tagungen.
Darüber hinaus wurden zwei Expertisen erstellt:

  • Gesetzliche Mindestlöhne auch in Deutschland?" im Auftrag derFriedrich Ebert Stiftung (März 2006);
  • Mindestbedingungen für die Zeitarbeitsbranche?" im Auftrag desInteressenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ e.V.) (November2006).

Publikationen zum Projekt

Bosch, Gerhard / Kalina, Thorsten , 2007: Niedriglöhne in Deutschland - Zahlen, Fakten Ursachen. In: Gerhard Bosch und Claudia Weinkopf: Arbeiten für wenig Geld: Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland, S. 20–105

Bosch, Gerhard / Weinkopf, Claudia, 2007: Einleitung. In: Gerhard Bosch und Claudia Weinkopf: Arbeiten für wenig Geld: Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland, S. 15–19

Bosch, Gerhard / Weinkopf, Claudia, 2007: Arbeiten für wenig Geld – Zusammenfassung und politischer Handlungsbedarf. In: Gerhard Bosch und Claudia Weinkopf: Arbeiten für wenig Geld: Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland, S. 286–312

Bosch, Gerhard / Weinkopf, Claudia (Hrsg.), 2007: Arbeiten für wenig Geld: Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland. Frankfurt: Campus, ISBN: 978-3-593-38429-0

Jaehrling, Karen, 2007: Wo das Sparen am leichtesten fällt – Reinigungs- und Pflegehilfskräfte im Krankenhaus. In: Gerhard Bosch und Claudia Weinkopf: Arbeiten für wenig Geld: Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland, S. 175–210

Weinkopf, Claudia, 2007: Gar nicht so einfach?! Perspektiven für die Qualifizierung, Arbeitsgestaltung und Entlohnung. In: Gesprächskreis Arbeit und Qualifizierung: Perspektiven der Erwerbsarbeit: einfache Arbeit in Deutschland , S. Dokumentation e | Lesen

Weinkopf, Claudia, 2007: Löhne im Kundenservice unter Druck – Beschäftigte in Call Centern. In: Gerhard Bosch und Claudia Weinkopf: Arbeiten für wenig Geld: Niedriglohnbeschäftigung in Deutschland, S. 106–141

Bosch, Gerhard, 2006: Pro Mindestlohn: Gastkommentar. In: Produktion: die Wirtschaftszeitung für die deutsche Industrie H. 35, S. 4

Bosch, Gerhard / Weinkopf, Claudia, 2006: Mindestlöhne – eine Strategie gegen Lohn und Sozialdumping? In: Abteilung Arbeit und Sozialpolitik Wirtschafts- und sozialpolitisches Forschungs- und Beratungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung: Sozialer Ausgleich in den alten und neuen Mitgliedstaaten der Europäischen Union: Tagung des Steuerungskreises "Europäisches Wirtschafts- und Sozialmodell" der Friedrich-Ebert-Stiftung. Dokumentation, S. 26–35

Bosch, Gerhard / Weinkopf, Claudia, 2006: Mindestlöhne in Großbritannien: ein geglücktes Realexperiment. In: WSI-Mitteilungen 59 (3), S. 125-130 | Lesen

Bosch, Gerhard / Weinkopf, Claudia / Kalina, Thorsten (Mitarb.), 2006: Gesetzliche Mindestlöhne auch in Deutschland? Bonn: Friedrich-Ebert-Stiftung Abt. Wirtschafts- und Sozialpolitik. Gesprächskreis Arbeit und Qualifizierung, ISBN: 3-89892-472-6 | Lesen

Jaehrling, Karen / Kalina, Thorsten / Vanselow, Achim / Voss-Dahm, Dorothea, 2006: Niedriglohnarbeit in der Praxis – Arbeit in Häppchen für wenig Geld. In: Gabriele Sterkel, Thorsten Schulten und Jörg Wiedemuth: Mindestlöhne gegen Lohndumping: Rahmenbedingungen, Erfahrungen, Strategien, S. 114–141

Kalina, Thorsten / Weinkopf, Claudia, 2006: Ein gesetzlicher Mindestlohn auch in Deutschland?! Modellrechnungen für Stundenlöhne zwischen 5,00 und 7,50 Euro - und wie ist es bei den anderen? Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. IAT-Report Nr. 2006-06 | Lesen

Kalina, Thorsten / Weinkopf, Claudia, 2006: Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes in Deutschland - eine Modellrechnung für das Jahr 2004. In: Institut Arbeit und Technik: Jahrbuch 2006, S. 97–109

Weinkopf, Claudia, 2006: Zeitarbeit braucht Mindeststandards: Dr. Claudia Weinkopf entkräftet die Vorwürfe der Gegner eines Mindestlohnes für die Zeitarbeit. In: Z direkt: Fachmagazin Zeitarbeit H. 3, S. 16-17 | Lesen

Weinkopf, Claudia, 2006: Braucht Deutschland zusätzliche Kombilöhne? In: Intervention 3 (2), S. 201-209

Weinkopf, Claudia, 2006: Was leisten Kombilöhne? In: Gabriele Sterkel, Thorsten Schulten und Jörg Wiedemuth: Mindestlöhne gegen Lohndumping: Rahmenbedingungen, Erfahrungen, Strategien, S. 80–103

Vorträge zum Projekt

Dr. Claudia Weinkopf: Verpassen die Frauen den wirtschaftlichen "Aufschwung"? Lösung: Mindestlohn? Diskussionsveranstaltung zu: Verpassen die Frauen den wirtschaftlichen "Aufschwung"? Lösung: Mindestlohn. Aachen, ver.di-Haus, , Frauenrat des ver.di Bezirks Aachen/Düren/Erft, 22.11.2007

Dr. Claudia Weinkopf: Erfahrungen in Europa - Mindestlöhne: Jobkiller oder Beschäftigungsgarant für alle? . (Mindest-)lohnpolitik in Polen, Deutschland und Europa: Motor oder Bremse für Wachstum und Beschäftigung? Konferenz. Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin, 19.11.2007

Dr. Thorsten Kalina, Dr. Claudia Weinkopf: Konzentriert sich die steigende Niedriglohnbeschäftigung auf atypisch Beschäftigte? Atypische Beschäftigung und Niedrigeinkommen: 4. IWH-IAB Workshop zur Arbeitsmarktpolitik. Halle, IWH, Institut für Wirtschaftsforschung Halle / Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 13.11.2007

Dr. Claudia Weinkopf: Gesetzliche Mindestlöhne im internationalen Vergleich. "Arm trotz Arbeit! Gesetzlicher Mindestlohn in Deutschland?": Vortrag und Diskussion. Eisenach, Gedenkstätte Goldener Löwe, Eisenach, Friedrich Ebert Stiftung - Landesbüro Thüringen, 08.10.2007

Dr. Claudia Weinkopf: Neuordnung oder neue Unordnung im Niedriglohnsektor? Eine Bestandsaufnahme. Arbeit für jeden Lohn - Beschäftigung um jeden Preis? Tagung . Bonn, Haus der Begegnung, Evangelische Akademie im Rheinland, 21.09.2007

Dr. Thorsten Kalina: Niedrig- und Mindestlöhne aus der Genderperspektive. Konferenz der Arbeitsgemeinschaft der Frauenreferate / Gleichstellungsstellen in den Gliedkirchen der EKD. Berlin, Evangelische Kirche Deutschland, 20.09.2007

Dr. Claudia Weinkopf: Frauen und Niedriglöhne. Regional-Delegierten-Konferenz der AsF Region Mittelrhein. Naturerlebnisdorf Nettersheim, AsF Mittelrhein, 14.04.2007

Dr. Claudia Weinkopf, Dr. Thorsten Kalina: Aktuelle Daten und Einschätzungen zur Mindestlohndebatte aus der Wissenschaft. Arbeitstagung "Die Mindestlohn-Initiative 2007 . Berlin, DGB-Bundesvorstand, ver.di Bundesvorstand, 08.02.2007

Dr. Claudia Weinkopf: Stellungnahme zu Dumpinglöhnen. Anhörung im Wirtschaftsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft. Hamburger Rathaus, Hamburg, Wirtschaftsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft, 06.02.2007

Dr. Claudia Weinkopf: Plädoyer für die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohnes. Landesbezirksfrauenkonferenz ver.di Rheinland-Pfalz und Saar. Trier, ERA Congress Centre, ver.di Landesbezirk Rheinland-Pfalz, 27.01.2007  Paper

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.10.2005 - 31.12.2007

Forschungsabteilung

Leitung:
Prof. Dr. Gerhard Bosch,Dr. Claudia Weinkopf

Bearbeitung:
Dr. Thorsten Kalina