Informationen zum Forschungsprojekt

Entwicklung eines sozialen Frühwarnsystems in der Jugendhilfe - Schwerpunkt: Kindertageseinrichtungen



Ziel und Aufgabenstellung

Das Projekt wird im Rahmen eines Modellversuchs des Ministeriums für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen (MFJFG) mit der Stadt Herne durchgeführt. Der Modellversuch des MFJFG zielt darauf ab, individuelle und soziale Risiken frühzeitig zu erkennen und durch präventives Handeln Desintegrationsprozesse zu vermeiden. Dies erfordert zum einen eine verbesserte Kooperation der beteiligten Akteure, zum anderen die Entwicklung und Verstetigung eines Systems flexibler, differenzierter und bedarfsgerechter Hilfen. Der Modellversuch wird über zwei Jahre von acht Trägern der Jugendhilfe durchgeführt. Einer dieser Träger ist die Stadt Herne. In Herne soll in diesem Kontext der Schwerpunkt auf die frühzeitige Erkennung und Bearbeitung von Verhaltensauffälligkeiten von Kindern in Tageseinrichtungen gelegt werden.

Das Projekt zielt auf die Beschreibung und Analyse von Möglichkeiten und Defiziten sowie auf die Entwicklung von Maßnahmen für eine frühzeitige Erkennung und Bearbeitung von Verhaltensauffälligkeiten im Kindergartenalter ab. Dieser Schwerpunktsetzung liegt die Hypothese zugrunde, dass die Problematik von Verhaltensauffälligkeiten im Kindergartenalter von wachsender Bedeutung ist. Es gibt jedoch kein System, das die Früherkennung und Bearbeitung von Verhaltensauffälligkeiten strukturell unterstützt, so dass Optimierungsmöglichkeiten vermutet werden. Zu berücksichtigen sind dabei drei Ebenen:

  • die einzelne Tageseinrichtung als zentraler Ort, an dem die Früherkennung ansetzen soll;
  • der Sozialraum, der eine unterstützende Infrastruktur für die Bearbeitung von Problemen bereitstellen soll,
  • externe Rahmenbedingungen (wie etwa rechtliche Regelungen oder Ausbildungsinhalte), die die Möglichkeiten für frühe Erkennung und Bearbeitung von Verhaltensauffälligkeiten künftig erweitern sollen.

Vorgehen

In der ersten Phase des Projektes stand die Analyse im Mittelpunkt, in der zweiten Phasegeht es um die Entwicklung von Handlungsvorschlägen. Beides geht allerdings in vieler Hinsicht fließend ineinander über (so werden etwa in vielen Interviews sowohl Probleme als auch Lösungsvorschläge abgefragt), so dass die Abgrenzung nicht trennscharf ist. Wenn die Tageseinrichtungen für Kinder der zentrale Ort für die Früherkennung und Bearbeitung von Verhaltensauffälligkeiten im Kindergartenalter sind, so ist die Mitwirkung der dort tätigen Fachkräfte von entscheidender Bedeutung für den Erfolg des Projektes. Der Prozess soll daher partizipativ gestaltet werden und ein Lernen bereits im Projektverlauf ermöglichen. Ein wesentliches Element ist außerdem eine verbesserte Vernetzung der Akteure.

Bestandteile des Projektes sind vor allem eine Datenerhebung über die Strukturdes Sozialraums, eine Erhebung über die vorhandene Infrastruktur, die Durchführungvon Interviews mit Mitarbeiter/inne/n aus Tageseinrichtungen und anderen Institutionensowie mit Kunden und die Analyse von externen (bspw. gesetzlichen) Rahmenbedingungen.Auf dieser Grundlage sollen Maßnahmen und Materialien zur Optimierung von Früherkennungund Bearbeitung von Verhaltensauffälligkeiten erarbeitet werden.

Publikationen zum Projekt

Esch, Karin / Stöbe-Blossey, Sybille, 2005: SoFrüh! Der Aufbau eines sozialen Frühwarnsystems zur Bearbeitung von Verhaltensauffälligkeiten im Vorschulalter: Werkstattbericht aus dem Modellstandort Herne. In: Soziales Ministerium für Gesundheit: Soziale Frühwarnsysteme in NRW – Ergebnisse und Perspektiven eines Modellprojekts. Abschlussdokumentation, S. 102–113

Esch, Karin / Rusche, Sarah / Stöbe-Blossey, Sybille, 2003: Soziales Frühwarnsystem. In: Wissenschaftszentrum Nordrhein-Westfalen: Das Magazin 14 (3), S. 29

Esch, Karin / Stöbe-Blossey, Sybille, 2003: Frühzeitige Wahrnehmung kindlicher Verhaltensauffälligkeiten in Kindertageseinrichtungen. In: Soziales Ministerium für Gesundheit: Soziale Frühwarnsysteme in NRW - wertvolle Beispiele aus der Praxis. Fachtagung 24. März 2003, S. Dokumentation | Lesen

Gerlmaier, Anja / Kastner, Michael, 2003: Der Übergang von der Industrie- zur Informationsarbeit: neue Herausforderungen für eine menschengerechte Gestaltung von Arbeit. In: Michael Kastner: Neue Selbstständigkeit in Organisationen: Selbstbestimmung, Selbsttäuschung, Selbstausbeutung?, S. 15–36

Rusche, Sarah / Stöbe-Blossey, Sybille / Esch, Karin, 2002: Frühzeitige Wahrnehmung kindlicher Verhaltensauffälligkeiten in Kindertageseinrichtungen (Stadt Herne): Projekt 6. In: Institut für Soziale Arbeit: Modellprojekt Soziales Frühwarnsystem. Zwischenbericht, S. 22–23

Vorträge zum Projekt

Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey, Karin Esch, E. Katharina Klaudy: Soziale Frühwarnsysteme: "Herner Materialien" für die Offene Ganztagsschule. Auftaktveranstaltung zum Projekt "Herner Materialien für die Offene Ganztagsschule". Herne, IAQ, 16.09.2008  Vortragsfolien

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.02.2002 - 31.08.2004

Forschungsabteilung

Leitung:
Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey

Bearbeitung:
Karin Esch

Finanzierung:
Stadt Herne