Informationen zum Forschungsprojekt

Verwaltungsmodernisierung, Aktivierung, Staatsreform - Empirische Untersuchung am Beispiel von ausgewählten Politikfeldern

Empirische Untersuchung am Beispiel von ausgewählten Politikfeldern

Ziel und Aufgabenstellung

In der neueren politikwissenschaftlichen Forschung wird eine intensive Diskussion zur Veränderung des Staatswesens geführt. Vor dem Hintergrund verschiedener theoretischer Ausgangspositionen und mit unterschiedlichen Akzenten im einzelnen wird ein Funktionswandel des Staates konstatiert, der sich in einer Abkehr sowohl vom Hoheitsstaat als auch vom Wohlfahrtsstaat klassischer Prägung äußert. Diese Debatte trägt dem Umstand Rechung, daß die Strukturen, Instrumente und Leistungen der öffentlichen Hand angesichts des schnellen sozialen und ökonomischen Wandels in Verzug geraten. Mit der Entlastung zentraler Willensbildungsinstanzen durch Dezentralisierung und der Verbreiterung der Legitimationsbasis durch Teilhabe, Mitwirkung und Zusammenarbeit gesellschaftlicher Akteure wird Abhilfe gegen die Phänomene des Staatsversagens und der Unregierbarkeit gesucht. Allgemein wird vermutet, daß sich eine veränderte Aufgabenteilung zwischen Staat und anderen gesellschaftlichen Teilsystemen herausbilden wird. In der Abteilung Dienstleistungssysteme wurde in diesem Kontext das Konzept des "aktivierenden Staates" entworfen, der die Mitwirkung von Bürgern an der Produktion öffentlicher Dienstleistungen fordert und fördert.

Im Zusammenhang mit einem Lehrforschungsprojekt an der Gerhard Mercator Universität Duisburg - Gesamthochschule - wurde anhand eines konkreten Politikfeldes, der Jugendpolitik, untersucht, in welcher Form sich die theoretisch analysierten Entwicklungstendenzen ebenso wie die von einigen Autoren daraus abgeleiteten Handlungsansätze in der (Verwaltungs-) Praxis äußern. In einem zweiten Schritt wurden Vergleichsuntersuchungen im Bereich "Gesundheit" - unter besonderer Berücksichtigung der Selbsthilfeförderung - durchgeführt.

Vorgehen

Wesentlicher Bestandteil der Arbeiten zur Jugendpolitik waren kommunale Fallstudien in acht Kommunen. In jeder Kommune wurden folgende Themenfelder abgefragt:

  • Entwicklungen im Bereich der Jugendhilfe
  • Formen und Stellenwert von unmittelbarer Partizipation
  • Veränderungen im Verhältnis Jugendamt - freie Träger
  • Möglichkeiten und Probleme der Förderung von bürgerschaftlichem Engagement
  • Möglichkeiten und Probleme der Kooperation mit privaten/erwerbswirtschaftlichen Trägern

Die Fallstudien wurden vergleichend ausgewertet. Vertiefend wurde in einer Kommune das Thema "Bürgerschaftliches Engagement" bearbeitet. Hier wurden Interviews mit Vertretern von freien Initiativen sowie des Jugendamtes und des Jugendhilfeausschusses durchgeführt. Auf dieser Basis werden Vorschläge dazu erarbeitet, wie die Verwaltung die Arbeit der Initiativen besser unterstützen kann.

Eine Vergleichsuntersuchung im Bereich "Gesundheit" wurde 1999/2000 durchgeführt. Hier wurden in acht Kommunen Interviews mit Mitarbeitern von Selbsthilfe-Kontaktstellen geführt. Aufgrund der vergleichsweise langen Tradition der Selbsthilfe-Förderung im Gesundheitssektor konnten aus Analyse dieses Politikfeldes Schlußfolgerungen abgeleitet werden, die für die Aktivierung von Engagement in anderen Bereichen von Interesse sind.

Publikationen zum Projekt

Esch, Karin / Hilbert, Josef / Stöbe-Blossey, Sybille, 2001: Der aktivierende Staat: Konzept, Potentiale und Entwicklungstrends am Beispiel der Jugendhilfe. In: Rolf G. Heinze und Thomas Olk: Bürgerengagement in Deutschland: Bestandsaufnahme und Perspektiven, S. 519–547

Stöbe, Sybille, 1998: Verwaltungsmodernisierung im Jugendamt: die aktuelle Diskussion im Überblick. In: Rolf Brandel, Sybille Stöbe-Blossey und Norbert Wohlfahrt: Modernisierung der Jugendhilfe – welche Rolle spielt die Politik?, S. 11–29

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.04.1998 - 31.12.1999

Forschungsabteilung

Bearbeitung:
Ulrike Bußmann, Karin Esch,Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey