Informationen zum Forschungsprojekt
Zweite Tertiarisierung, (Un-)Beständigkeit von Beschäftigung und Produktion von Arbeitslosigkeit
Ziel und Aufgabenstellung
Der westdeutsche Arbeitsmarkt insgesamt kann weder im internationalen Vergleich noch im Hinblick auf seine Entwicklungstendenz als "Hochgeschwindigkeitsarbeitsmarkt" bezeichnet werden. Jedoch liegt der Job Turnover, das Maß der Geburts- und Sterberate von Arbeitsplätzen, im Dienstleistungssektor deutlich höher als im sekundären Sektor. Das gleiche gilt für die Fluktuation der Arbeitskräfte und die Zugänge in Arbeitslosigkeit aus Dienstleistungsbranchen.
Dabei sind jedoch die Unterschiede zwischen den Branchen innerhalb des Dienstleistungssektors weitaus größer als die zwischen den Branchen des sekundären Sektors. Gerade die "neuen", wachsenden Dienstleistungsbranchen, deren Struktur in den meisten verfügbaren Statistiken in der Kategorie "Sonstige Dienstleistungen" verhüllt wird, weisen überdurchschnittliche Werte bei der Fluktuation der Arbeitskräfte und der Häufigkeit von arbeitgeberseitigen Kündigungen auf. In dem Maße, wie diese Branchen durch ihr Wachstum innerhalb des Beschäftigungssystem an Gewicht gewinnen, werden sie die Arbeitsmarktdynamik stärker prägen. Mit dem Begriff der "Zweiten Tertiarisierung" bezeichnen wir das Beschäftigungswachstum der unternehmens-, personen- und haushaltsbezogenen Dienstleistungen sowie das Aufbrechen der ehemaligen Staatsmonopole Bahn und Post.
Aufgabe des Projektes war es, diese "neuen" bzw. im Umbruch befindlichen Dienstleistungsbranchen hinsichtlich der Beständigkeit von Beschäftigung und der Produktion von Arbeitslosigkeit im Vergleich zu den übrigen Wirtschaftszweigen statistisch zu beschreiben.
Vorgehen
Durch Analysen mit dem Sozio-Ökonomische Panel und der IAB-Beschäftigtenstichprobe 1975-1995 wurden folgende Aspekte von Beschäftigung und Arbeitslosigkeit im Branchenvergleich untersucht:
- Fluktuation der Arbeitskräfte (Ein- und Austrittsraten in und aus Beschäftigung)
- Betriebswechsel
- Dauer der Betriebszugehörigkeit
- Umstände der Beendigung von Arbeitsverhältnissen (Kündigung, Abfindungen)
- Austritte aus Beschäftigung in Leistungsbezug der Arbeitslosenversicherung
- Zeitdauer des Leistungsbezugs
- Abschätzung des Ausmaßes von vorruhestands-orientiertem Leistungsbezug
Für die Bearbeitung der einzelnen Arbeitspakete wurden Werkverträge vergeben.
Publikationen zum Projekt
Knuth, Matthias / Kalina, Thorsten, 2002: "Vorruhestand" verfestigt die Arbeitslosigkeit: kalkulierte Arbeitslosigkeit Älterer behindert Aktivierung der Arbeitsmarktpolitik. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. IAT-Report Nr. 2002-02 | Lesen
Knuth, Matthias / Kalina, Thorsten, 2002: Unemployment as a transition from employment to retirement in West Germany. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. Graue Reihe des Instituts Arbeit und Technik Nr. 05/2002 | Lesen
Knuth, Matthias / Kalina, Thorsten, 2002: Early exit from the labour force between exclusion and privilege: unemployment as a transition from employment to retirement in West Germany. In: European Societies 4 (4), pp. 393-418
Knuth, Matthias / Schräpler, Jörg-Peter / Schumann, Diana, 2001: Die Neuverteilung von Beschäftigungsschancen und -risiken in der Dienstleistungsgesellschaft. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. Graue Reihe des Instituts Arbeit und Technik Nr. 01/2001 | Lesen
Knuth, Matthias / Mühge, Gernot / Müller, Angelika, 1999: The toll of change: economic restructuring, worker displacement, and unemployment in West Germany. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. Graue Reihe des Instituts Arbeit und Technik Nr. 07/1999 | Lesen
Knuth, Matthias / Mühge, Gernot / Müller, Angelika, 1999: Der Preis des Wandels: wirtschaftliche Umstrukturierung, Arbeitskräftefreisetzung und Arbeitslosigkeit in Westdeutschland. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. Graue Reihe des Instituts Arbeit und Technik Nr. 1999-08 | Lesen