Informationen zum Forschungsprojekt

Better Representation of White Collar Workers for a Sustainable Future of Industrial Relations in Manufacturing (BEREP)

Hintergrund und Fragestellung

Angestellte nehmen in den Industriesektoren an Zahl und Bedeutung deutlich zu. Verantwortlich dafür sind Rationalisierungen und Auslagerungen in den Produktionsbereichen sowie die wachsende Bedeutung von Angestelltentätigkeiten vor allem in der Forschung und Entwicklung oder der Softwareproduktion. Mit diesem Strukturwandel der Beschäftigung verschieben sich zugleich die Bezugsgrößen für die gewerkschaftliche Interessenvertretung der Arbeitnehmer*innen, denn die Facharbeiter als traditionelle Kerngruppe der gewerkschaftlichen Interessenvertretung verlieren an Bedeutung. In vielen Ländern Europas ist allerdings die neue Kerngruppe von Angestellten mit höheren Qualifikationen gewerkschaftlich weit schwächer organisiert. In Übereinstimmung dazu schreibt die Tradition der deutschen Angestelltensoziologie den Angestellten andere Orientierungen wie Karriereentwicklung und Beitragsorientierung zu, die diese Gruppe für Gewerkschaften schwerer organisierbar erscheinen lassen.

Vor diesem Hintergrund untersucht das IAQ gemeinsam mit industriAll Europe die Bedingungen für eine erfolgreiche gewerkschaftliche Organisierung der Angestellten, die eine zentrale Voraussetzung für den Erhalt der gewerkschaftlichen Organisationsmacht und damit auch der bisher entwickelten Praktiken der Sozialpartnerschaft in den Industriebranchen ist. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit mehreren nationalen Mitgliedsverbänden von industriAll Europe. Dabei stehen drei Fragen im Vordergrund:

  1. Welche Charakteristiken und Beschäftigungsbedingungen kennzeichnet die Angestelltenarbeit in Europa?   
  2. Welche Interessen und Orientierungen der Angestellten mit Blick auf die Arbeitsbedingungen sowie die Rolle und Funktion der Gewerkschaften lassen sich feststellen?
  3. Welche Strategien und Instrumente der Organisierung von Angestellten haben Gewerkschaften entwickelt, und lassen sich daraus Elemente einer erfolgreichen Organisierungspraxis identifizieren?

Methoden

Diese drei Forschungsfragen sollen mit drei unterschiedlichen Methoden angegangen werden:

  1. Die quantitative Auswertung von Sekundärdaten zu den Arbeitsbedingungen vor allem europäischer, aber auch nationaler Datensätze;
  2. Eine Eigene Erhebung der Orientierungen von Angestellten in drei Ländern (Deutschland, Finnland und Frankreich);
  3. Sowie schließlich Workshops mit Expert*innen von acht nationalen Gewerkschaften des Industriesektors, in deren Rahmen gewerkschaftliche Strategien und Instrument der Organisierung dieser Länder erhoben werden.  

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.08.2022 - 31.07.2024

Forschungsabteilung
Arbeitszeit und Arbeitsorganisation

Leitung:
Prof. Dr. Thomas Haipeter

Bearbeitung:
Dr. Angelika Kümmerling, Christine Üyük, Dr. Thorsten Kalina