Informationen zum Forschungsprojekt

Der Faktor Mensch – Höhere Performance bei Fluggastkontrollen durch neue Strategien und Verfahren für die Auswahl, Aus- und Fortbildung von Kontrollpersonal

Ziel und Aufgabenstellung

Das Verbundvorhaben wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Programms „Forschung für die zivile Sicherheit” (Themenfeld „Sicherheit im Luftverkehr”) gefördert und in Kooperation mit Prof. Dr. Boris Suchan von der Ruhr-Universität Bochum und Rudolf Ochs (Ochs Consulting) durchgeführt. Im Mittelpunkt standen die beruflichen Handlungskompetenzen, die kognitiven Ressourcen und die Arbeitsbedingungen der so genannten „Luftsicherheitsassistent/innen”, die als Angestellte privater Sicherheitsunternehmen auf den Verkehrsflughäfen die Kontrollen der Fluggäste und deren Handgepäck durchführen.
Im Mittelpunkt des Teilvorhabens des IAQ stand eine differenzierte und empirisch fundierte Bestandsaufnahme der Arbeitsbedingungen dieser Beschäftigten und der Handlungsspielräume der betrieblichen Personalpolitik unter besonderer Berücksichtigung der extern gesetzten Rahmenbedingungen.

Vorgehensweise

Im Rahmen des Teilvorhabens des IAQ wurde auf der Basis von Literaturrecherchen und Experteninterviews mit Vertreter/innen der Sozialpartner (Bundesverband der Sicherheitswirtschaft – BDSW und der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di) und weiteren Expert/innen ein Branchenbild erstellt, das einen Überblick zu zentralen Entwicklungen und Rahmenbedingungen sowie Zuständigkeiten liefern sollte. Darüber hinaus wurde eine schriftliche Befragung von Luftsicherheitsassistent/innen durchgeführt, in deren Mittelpunkt die Arbeitsbedingungen und Arbeitszufriedenheit der Beschäftigten standen. Im Rahmen von betrieblichen Fallstudien im In- und Ausland wurden die Ausgestaltung und Handlungsspielräume der betrieblichen Personalpolitik untersucht sowie der Frage nachgegangen, inwieweit diese durch unterschiedliche extern gesetzte Rahmenbedingungen (z.B. Mindestlöhne, Tarifverträge, Flugpläne und Planung der Einsatzzeiten, Qualifikationsanforderungen) sowie Zuständigkeiten beeinflusst werden.

Ergebnisse

Die Arbeitsbedingungen im Bereich der Personen- und Gepäckkontrollen an Flughäfen wurden von Expert/innen übereinstimmend als eher ungünstig eingeschätzt. Dies bezog sich u.a. auf eine eher geringe Bezahlung sowie hohe Anteile befristeter Arbeitsverträge und eher kurzen vertraglichen Arbeitszeiten. Darüber hinaus wurde problematisiert, dass die unregelmäßigen Arbeitszeiten, die sich aus einem (teils diskontinuierlichen) Wechselschichtsystem ergeben, das zudem oftmals kurzfristigen Änderungen unterworfen ist, die Planbarkeit und Vereinbarkeit mit familiären und privaten Bedürfnissen und Verpflichtungen erschweren.

Im Untersuchungszeitraum haben sich die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im Bereich der Fluggast- und Gepäckkontrollen jedoch teilweise deutlich verbessert. Dazu beigetragen hat zum einen der Abschluss eines bundesweiten Manteltarifvertrags, der z.B. eine Anpassung der vertraglichen Arbeitszeit der Beschäftigten an ihre tatsächliche Arbeitszeit im Vorjahr vorsieht. Zuvor waren oftmals geringere Arbeitszeiten vertraglich vereinbart worden, was die Planbarkeit von Arbeitszeiten und Einkommen der Beschäftigten beeinträchtigte. Weiterhin müssen pro geleisteter Schicht nunmehr mindestens vier Stunden bezahlt werden. Zum anderen konnte die Gewerkschaft ver.di in den letzten Tarifrunden deutliche Lohnsteigerungen durchsetzen, die die materielle Situation der Beschäftigten verbessert haben. So ist z.B. der Stundenlohn der Luftsicherheitsassistent/innen in Nordrhein-Westfalen zwischen 2012 und 2016 um 32,7% gestiegen. Die Aufgaben der Luftsicherheitsassistent/innen sind aber weiterhin mit Schichtarbeit und häufigen Diensten am frühen Morgen, späten Abend und am Wochenende sowie an Feiertagen verbunden.

Die Beschäftigtenbefragung hat ergeben, dass die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben, die Arbeitsumgebung (Luft, Staub/Schmutz und Lärm) und die Anerkennung und  Wertschätzung durch Vorgesetzte von jeweils fast drei Viertel der Beschäftigten als eher ungünstig eingeschätzt wurde. 94% der Befragten gaben an, dass sie bezogen auf ihre Arbeitsbedingungen Verbesserungsbedarf sehen. Die meisten Nennungen entfielen hierbei auf die Dienstplangestaltung, die Arbeitsumgebung und die Vergütung. Von den Unternehmen wurden in diesen Bereichen jedoch kaum Chancen für Verbesserungen gesehen.

Die Fallstudien in Amsterdam, San Francisco und Zürich haben jedoch einige Ansatzpunkte aufgezeigt. So könnte etwa die Erschließung neuer Zielgruppen für die Personalrekrutierung (z.B. Studierende) dazu beitragen, dass Wünsche von Beschäftigten hinsichtlich der Lage ihrer Arbeitszeiten stärker berücksichtigt werden können.

Vorträge zum Projekt

Dr. Claudia Weinkopf, Christin Stiehm: Innovative Tarif- und Gewerkschaftspolitik im Wach- und Sicherheitsgewerbe. GIRA-Jahrestagung, Schwerpunktthema: Konflikte in den industriellen Beziehungen. Duisburg, German Industrial Relations Association (GIRA), 20.10.2017

Dr. Claudia Weinkopf: Variety of Industrial Relations and Collective Bargaining in German Low-Wage Industries. Interdisciplinary Meeting "Social Production of Job (In)security in the Post-industrial Society". Leuven, CIRTES and UCL, 25.09.2015

Dr. Claudia Weinkopf : Der Faktor Mensch - Höhere Performance bei Fluggastkontrollen durch neue Strategien und Verfahren für die Auswahl, Aus- und Fortbildung von Kontrollpersonal (DEFAKTOS), zusammen mit Prof. Dr. Boris Suchan (Ruhr-Universität Bochum). BMBF-Fachworkshop "Sicherheit im Luftverkehr". Düsseldorf, Maritim-Hotel, Bundesministerium für Bildung und Forschung, 08.07.2013

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.02.2013 - 31.01.2016

Forschungsabteilung
Flexibilität und Sicherheit, Institutsleitung

Leitung:
Prof. Dr. Gerhard Bosch, Dr. Claudia Weinkopf

Bearbeitung:
Leila Mesaros, Christin Stiehm, Frederic Hüttenhoff

Finanzierung:
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)