Informationen zum Forschungsprojekt

Projektevaluation DialOGStandorte

Ziel und Aufgabenstellung

Die RuhrFutur gGmbh und das Institut für Soziale Arbeit e.V. (ISA, Münster) führten von 2019 bis 2024 mit Förderung der Stiftung Mercator das kommunale Innovationsprojekt „DialOGStandorte“ durch („GANZTAG UND JUGENDHILFE (DIALOGSTANDORTE – DIALOG VON JUGENDHILFE UND SCHULE IN DER ARBEITS- UND LEBENSWELT OGS“). In fünf Kommunen des Ruhrgebiets (Bochum, Dortmund, Gladbeck, Hagen und Hamm) sollte die Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule gestärkt und ausgebaut werden, um das Angebot im Rahmen der Offenen Ganztagsschule (OGS) kindorientiert weiterzuentwickeln. Der Aufbau von Strukturen erfolgte dabei sowohl auf der kommunalen Steuerungsebene als auch in je vier Schulen pro Kommune, begleitet durch einen interkommunalen Austausch. Im Rahmen ihres Forschungsschwerpunktes „Vorbeugende Sozialpolitik: Präventionsstrategien, rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit, lokale Bildungslandschaften“ evaluierte die Abteilung BEST dieses Projekt.

Vorgehensweise

Die Evaluation wurde mit Forschungsarbeiten der Abteilung und einem Lehrforschungsprojekt im Studienjahr 2021/22 verknüpft. Studierende erhielten auf diese Weise die Möglichkeit, sowohl kommunale Innovationsprojekte als auch Evaluationsverfahren kennenzulernen und Interviewerfahrungen zu sammeln. Den Hintergrund für die Evaluation bildet Analysen zum Stand der Forschung über die multiprofessionelle Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe, die in der Abteilung BEST fortlaufend erarbeitet werden.

Zu Beginn und zum Ende der Evaluation wurden Gespräche mit den Projektverantwortlichen der Stiftung Mercator, der RuhrFutur gGmbh und des Instituts für Soziale Arbeit e.V. sowie mit Vertreter*innen der kommunalen Steuerungsebene geführt. Die empirische Basis für die Evaluation ergab sich aus Fallstudien an je einer Schule pro Kommune. Die Fallstudien umfassten Interviews und Gruppendiskussionen mit den Leitungskräften von Schule und OGS, mit Lehrkräften und weiterem pädagogischem Personal sowie mit Kindern.

Zentrale Ergebnisse

Die Evaluation des Modellprojekts zeigt auf, dass sich auf verschiedenen Ebenen ein Nutzen für die beteiligten Akteure entfalten konnte. Für die kommunalen Stellen lag der zentrale Mehrwert vor allem in der verbesserten Kooperation mit den Schulen und den Impulsen, die sie zu verschiedenen Schwerpunktthemen erhalten haben. Eine Weiterentwicklung der kommunalen Strukturen der Kooperation zwischen Schule und Jugendhilfe erfolgte im Rahmen des Projektes vor allem in denjenigen Kommunen, die diesem Ziel bereits vorher eine hohe Bedeutung zugemessen hatten. Die Kommunen strebten zum Ende der Projektlaufzeit an, erarbeitete Materialien sowie auch neu entwickelte Gremienstrukturen zu verstetigen – insbesondere zur Vorbereitung der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsförderung für Grundschulkinder. Auf der Ebene der Schulen war der intra- und interkommunale Austausch über Erfahrungen und Konzepte in moderierten Netzwerktreffen im Rahmen des Projekts bedeutsam. Fragen der multiprofessionellen Kooperation und der (pädagogischen) Gestaltung von rhythmisierten Ganztagsklassen spielten dabei eine besondere Rolle.

Angelehnt an das Verfahren der SWOT-Analyse (Strengths, Weaknesses, Opportunities und Threats) wurden abschließend Stärken und Schwächen des Projektes DialOGStandorte zusammengefasst und zukunftsorientierte Chancen und Risiken für die weitere Entwicklung und die Nachhaltigkeit formuliert.

Stärken

  • Impulse für die Entwicklung neuer Kooperationsstrukturen und Förderung des inter- und intrakommunalen Austauschs
  • Transfer von Konzepten und Adaptierung nach individuellen Bedarfen
  • Schaffung eines strategischen Leitbilds („kooperationsbasierter, kindorientierter Ganztag“)
  • Kombination aus Austausch, Prozessbegleitung und flexibler Umsetzung

Schwächen

  • Weiterentwicklung der ressortübergreifenden Strukturen vor allem an bereits gut entwickelten Standorten; keine Verbesserungen dort, wo das Bewusstsein für Potenziale der Kooperation fehlte
  • Nicht alle relevanten Partner (z.B. Jugendämter, Schulaufsicht) konnten wie gewünscht strukturell integriert und vernetzt werden
  • Fortschritte sind und waren abhängig von lokalen Gegebenheiten und der Mitwirkungs- und Veränderungsbereitschaft der Akteure

Chancen

  • Impulse für die Weiterentwicklung der Kooperation in den beteiligten Kommunen und Schulen
  • Nachhaltige Nutzung und Transfer der entwickelten Produkte, die auch für die zukünftige Weiterentwicklung der kindorientierten Ganztagsbildung Relevanz zeigen
  • Ausbau des „Tandem-Ansatzes“ und Stärkung der OGS-Leitungen sowie der multiprofessionellen Kooperation

Risiken

  • Fehlende Ressourcen erschweren Verstetigung und Skalierung der Projektergebnisse auf andere Kommunen
  • Durch die zeitliche Begrenzung konnten weitere wichtige Zukunftsthemen nicht mehr hinreichend fundiert aufgegriffen werden

Interkommunale Kooperation könnte nach Projektende abnehmen

Publikationen zum Projekt

Stöbe-Blossey, Sybille / Micheel, Brigitte / Nieding, Iris (Hrsg.) / Cook, Jeremy (Mitarb.) / Gaede, Milena (Mitarb.) / Hackstein, Philipp (Mitarb.), 2024: Projektevaluation Ganztag und Jugendhilfe (Dialogstandorte – Dialog von Jugendhilfe und Schule in der Arbeits- und Lebenswelt OGS) „DialOGStandorte“. Duisburg: Institut Arbeit und Qualifikation | Lesen

Born, Andreas / Klaudy, Elke Katharina / Micheel, Brigitte / Risse, Thomas / Stöbe-Blossey, Sybille (Hrsg.): , 2019: Familienzentren an Grundschulen. Abschlussbericht zur Evaluation in Gelsenkirchen. Duisburg: Inst. Arbeit und Qualifikation. IAQ-Forschung 2019-04 | DOI-Link | Lesen

Ratermann, Monique / Stöbe-Blossey, Sybille (Hrsg.), 2012: Governance von Schul- und Elementarbildung. Vergleichende Betrachtungen und Ansätze der Vernetzung. Wiesbaden: Springer VS. Educational governance, ISBN: 978-3-531-18426-5

Vorträge zum Projekt

Jeremy Cook, Dr. Brigitte Micheel, Iris Nieding, Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey: Ganztag und Jugendhilfe („DialOGStandorte“ – Dialog von Jugendhilfe und Schule in der Arbeits- und Lebenswelt OGS). Bilanz der Evaluation. Abschlussveranstaltung Stiftung Mercator. Essen, 25.09.2024  Vortragsfolien

Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey, Dr. Brigitte Micheel, Iris Nieding: Projektevaluation DialOGStandorte – Dialog von Jugendhilfe und Schule in der Arbeits- und Lebenswelt OGS. Interkommunales Netzwerktreffen Praxis , 29.04.2021  Vortragsfolien

Dr. Brigitte Micheel, Iris Nieding, Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey: Projektevaluation DialOGStandorte – Dialog von Jugendhilfe und Schule in der Arbeits- und Lebenswelt OGS. Interkommunales Netzwerktreffen der kommunalen Begleitgruppen , 13.04.2021  Vortragsfolien

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.01.2021 - 28.02.2024

Forschungsabteilung
Bildung, Entwicklung, Soziale Teilhabe

Leitung:
Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey

Bearbeitung:
Iris Nieding, Dr. Brigitte Micheel

Finanzierung:
Stiftung Mercator