Informationen zum Forschungsprojekt
Umsetzung globaler Rahmenabkommen in MNU
Zielsetzung und Forschungsfragen
Die Bedeutungszunahme multinationaler Unternehmen (MNU) und grenzüberschreitender Wertschöpfungsketten erzeugt einen besonderen Regelungsbedarf, weil MNU durch ihre Verlagerungsstrategien Druck auf die nationalen und lokalen Arbeitsstandards und Interessenvertretungen ausüben können. Die derzeit wichtigste unternehmensbezogene Form der transnationalen Regulierung von Arbeitsstandards sind die zwischen MNU und globalen Gewerkschaftsdachverbänden ausgehandelten Globalen Rahmenabkommen (GRA). Zwar existiert bereits Forschung zu Inhalten, Entstehung, Verbreitung und Umsetzung von GRA, allerdings deuten die heterogenen Befunde in unterschiedliche, teils konträre Richtungen, wenn es um die Nachhaltigkeit der mit GRA verbundenen globalen und lokalen Prozesse geht.
Ziel des Forschungsvorhabens ist es deshalb, eine Analyse der Artikulations- und Umsetzungsprozesse von GRA vorzunehmen. GRA sind dabei als Teil einer umfassenderen sozialen Praxis der Regulierung grenzüberschreitender Arbeitsbeziehungen zu verstehen. Diese Arbeitsbeziehungen konstituieren sich in polyzentrischen Mehrebenensystemen, die sich um MNU und ihre transnationalen Wertschöpfungsnetzwerke herausbilden. Im Projekt werden interdisziplinär organisationswissenschaftliche und industriesoziologischer Perspektive verknüpft, um sich drei Forschungsfragen zum Artikulations- und Verhandlungsprozess zu widmen:
(1) der Frage der nationalen und lokalen Implementierung globaler Normen;
(2) der Frage der damit verbundenen Artikulationsmuster unterschiedlicher Akteure und Interessen auf den lokalen, nationalen und transnationalen Handlungsebenen; und
(3) der Frage nach dem besonderen Beitrag des Managements in der Umsetzung von GRA im Zusammenspiel von Unternehmenshierarchien und Produktionsnetzwerken.
Vorgehen
Das Forschungsvorhaben beruht auf Fallstudien in acht MNU, die in einem theoretischen Sampling vor allem durch die Kriterien der substanziellen inhaltlichen Schwerpunktsetzung von Umsetzungsinitiativen und den prozeduralen Regeln im Sinne der eingesetzten Verfahren des sozialen Dialogs eingegrenzt werden. Die Datenerhebung setzt auf leitfadengestützten Interviews sowie, partiell, teilnehmender Beobachtung. Die Fallstudien werden einer vergleichenden Analyse unterzogen mit dem Ziel, Muster guter Regulierungsnormen und -praktiken zu identifizieren.
Das Projekt wird in Kooperation mit der FU Berlin (Professur für Personalpolitik, Prof. Gregory Jackson, PhD, PD Dr. Markus Helfen) durchgführt.
Vorträge zum Projekt
Prof. Dr. Thomas Haipeter, Dr. Sophie Rosenbohm: Transnational Institution Building as Countervailing Power: Analyzing Institutional Interdependencies and Dynamics of Action in Multinational Companies. "Challenges and Choices at Work in a Time of Heightened Worker Activism" 2024 Triad (FMCS 2024 National Labor-Management Conference / LERA 76th Annual Meeting / ILERA 20th Triennial World Congress), New York, June 26 - 30, 29.06.2024 Weitere Informationen
Dr. Sophie Rosenbohm: Globale Rahmenabkommen als Werkzeug zur Sicherung von globalen Arbeitsstandards. Lieferkettenkonferenz 2023, Berlin, Stiftung Arbeit und Umwelt / Hans-Böckler-Stiftung, 29.11.2023 Weitere Informationen
Dr. Sophie Rosenbohm, Prof. Dr. Thomas Haipeter: The Missing Link - Dynamics of Action and Institutional Interdependencies of Transnational Labour Regulation in Multinational Companies. XX ISA World Congress of Sociology, Melbourne, Australia, 01.07.2023
Dr. Sophie Rosenbohm: Globale Rahmenabkommen als Werkzeug zur Regulierung von Arbeitsstandards in Lieferketten? Ein Überblick über ihre Verbreitung von globalen Rahmenabkommen und ihre Umsetzungsregeln. Roundtable. "Arbeitnehmerbeteiligung und Sozialstandards in globalen Wertschöpfungsketten". Abschlusskonferenz des Forschungsverbunds „Ökonomie der Zukunft” der Hans-Böckler-Stiftung , 23.05.2023
Dr. Sophie Rosenbohm, Anja Kirsch, Carolin Puhl: Globale Rahmenabkommen als Werkzeug zur Regulierung von Arbeitsstandards in Lieferketten? Ein Überblick über ihre Verbreitung und ihre Regelungen zur Umsetzung in die Praxis. Transnationale industrielle Beziehungen. GIRA-Jahrestagung, 6.–7. Oktober 2022, Bochum, 06.10.2022
Dr. Sophie Rosenbohm, Christine Üyük: Solidarity and Solidarity Actions in Multinational Companies. „Assessing solidarity“. Online Workshop ausgerichtet von der Universität Bremen und dem Zentrum für Arbeit und Politik (ZAP)., 08.10.2021
Christine Üyük: Transnational Workers’ Mobilization and Their Conditions. 19th ILERA World Congress, Lund, Sweden, 21-24 Juni 2021 (Online), 23.06.2021 Weitere Informationen