Informationen zum Forschungsprojekt

Chancen der Integration von Leistungsprozessen bei getrennter Wahrnehmung der Aufgaben nach dem SGB II

Hintergrund

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 20. Dezember 2007 hat in der politischenDiskussion um die beste Form der Aufgabenwahrnehmung im Rechtskreis des SGBII - Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) oder Optionskommunen - einen erheblichenBruch verursacht. Mit dem Urteil wurde die ARGE als derzeit häufigste Formder Aufgabenwahrnehmung aus dem Wettbewerb der Experimentierklausel (§6c SGB II) faktisch heraus katapultiert. Für die zukünftig zu wählendeneue Form der Zusammenarbeit zwischen Agentur für Arbeit und Kommunen wurdevom Bundesarbeitsministerium nun das "kooperierende Job-Center" favorisiert.Der Evaluierung der Experimentierklausel wurde jedoch mit den ARGEn ein zentralerForschungsgegenstand entzogen; über die nun im Zentrum des Interesses stehenden21 (Stand Dezember 2007) Grundsicherungsstellen in getrennter Aufgabenwahrnehmung,der Form der Aufgabenwahrnehmung nach dem SGB II, die den "kooperativenJob-Centern" nun am nächsten stehen, konnte bislang weder die 6c-Evaluierung,noch andere laufende Forschungsarbeiten substanzielle Erkenntnisse beitragen.Ohne weitere Forschungen wird damit das Wissen über die gAw lückenhaftbleiben.

Aufgabenstellung

An dieser Forschungslücke setzte das Projekt "Chancen der Integration von Leistungsprozessen bei getrennter Wahrnehmung der Aufgaben nach dem SGB II" an. Es zielte auf die Untersuchung der Organisation der SGB-II-Leistungsprozesse in Grundsicherungsstellen in getrennter Aufgabenwahrnehmung. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie es bei getrennten Zuständigkeiten von Bundesagentur für Arbeit und Kommunen gelingen kann, eng verzahnte Kooperationsformen zwischen den beiden Partnern zu entwickeln und möglichst verbindlich zu machen, wie sie für die effektive Betreuung erwerbsfähiger Hilfebedürftiger notwendig sind. Dazu wurden Faktoren und Rahmenbedingungen identifiziert, die eine "gute Praxis" der Kooperation und Integration unter gAw-Bedingungen befördern; ferner zielte das Projekt auf die Analyse von Chancen und Risiken, die mit der getrennten Aufgabenwahrnehmung vor dem Hintergrund arbeitsmarktpolitischer Effektivität und Dienstleistungsqualität verbunden sind.

Vorgehen

Der methodische Kern des Projekts waren drei Falluntersuchungen zur getrennten Aufgabenwahrnehmung, deren Auswahl nach dem Konzept der Fallkontrastierung vorgenommen wurde. Zur Vorbereitung der Fallauswahl wurde dem qualitativen Forschungsprogramm eine kurze, auf den Indikator "Integration und Kooperation zwischen BA und Kommune" begrenzte, quantitative Befragung vorgeschaltet. Die Ergebnisse des Projekts münden in einem Abschlussbericht, der im Hinblick auf eine mögliche Veröffentlichung, ggf. als Arbeitspapier der Hans-Böckler-Stiftung, gestaltet wurde. Das Projekt schloss mit einem Workshop für regionale und überregionale Akteure sowie einschlägig tätigen Wissenschaftler ab.

Publikationen zum Projekt

Brussig, Martin / Jansen, Andreas / Knuth, Matthias (u.a.), 2007: Evaluation der Experimentierklausel nach §6c SGB II: vergleichende Evaluation des arbeitsmarktpolitischen Erfolgs der Modelle der Aufgabenwahrnehmung „Optierende Kommune“ und „Arbeitsgemeinschaft“ ; Untersuchungsfeld 3: „Wirkungs- und Effizienzanalyse“ ; Projekt Nr. 01/06. Erster Bericht durch den Forschungsverbund Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH (ZEW), Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) Universität Duisburg-Essen, TNS Emnid. Projektbearb.: Melanie Arens (TNS Emnid), Heidrun Bode (TNS Emnid), Bernhard Boockmann (ZEW), Martin Brussig (IAQ), Christian Göbel (ZEW), Andreas Jansen (IAQ), Matthias Knuth (IAQ), Oliver Krieg (TNS Emnid), Torsten Schneider-Haase (TNS Emnid), Stephan L. Thomsen (ZEW), Thomas Walter (ZEW), Conny Wunsch (SIAW). Mannheim, Gelsenkirchen, Bielefeld: ZEW, IAQ, TNS Emnid. Forschungsbericht 362 | Lesen

Knuth, Matthias / Koch, Frank / Schweer, Oliver, 2007: Kommunalisierte Grundsicherung für Arbeitsuchende: Abschlussbericht zum Projekt "Pilotstudie zur optionalen Alleinträgerschaft von hessischen Kommunen für die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II". Duisburg: Inst. Arbeit und Qualifikation. IAQ-Forschungsbericht 01/2007

Czommer, Lars / Knuth, Matthias / Schweer, Oliver, 2006: Ein Jahr "Arbeitsgemeinschaft" aufgrund von "Hartz IV": das Beispiel der ARGE Ost; Abschlussbericht des von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Projekts: "Nachfolge-Untersuchung der Fallstudie Ost aus der Pilotstudie zur Entwicklung von JobCentern". Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik | Lesen

Vorträge zum Projekt

Prof. Dr. Matthias Knuth: Welche Konsequenzen ergeben sich für die Kund/innen? Zurück auf Los? Aufgabenträgerschaft und -wahrnehmung im SGB II. Rehburg-Loccum, Evangelische Akademie Loccum, 26.11.2009

Gernot Mühge: Zukunft der Trägerschaft im SGB II . Fachliche, fachpolitische und rechtliche Entwicklungen in der Sozialhilfe. Hannover Congress Centrum , Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge, 24.06.2009

Gernot Mühge, Oliver Schweer, Johannes Kirsch: Spielarten der Integration von Leistungsprozessen in der getrennten Trägerschaft im SGB II. Workshop "Gestaltungsspielräume der Arbeitsmarktpolitik im SGB II". In Kooperation mit: Hans-Böckler-Stiftung, Berlin, 02.04.2009

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.06.2008 - 31.03.2009

Forschungsabteilung
Entwicklungstrends des Erwerbssystems

Leitung:
Gernot Mühge

Bearbeitung:
Gernot Mühge, Johannes Kirsch, Oliver Schweer

Finanzierung:
Hans-Böckler-Stiftung