Informationen zum Forschungsprojekt

Trade-off zwischen Sorge- und Erwerbstätigkeit: wie kann ein besseres Gleichgewicht von Erwerbsarbeit und Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen hergestellt werden?

Hintergrund

In Deutschland wird die Einbindung von Frauen und insbesondere von Müttern in den Arbeitsmarkt häufig über Teilzeitarbeit erreicht. 2021 arbeitete mit 49,1% fast jede zweite abhängig beschäftigte Frau in Teilzeit, während der entsprechende Wert bei Männern bei 12,2 Prozent lag (Statistisches Bundesamt 2022). In diesen Zahlen spiegelt sich ein zentrales Charakteristikum des deutschen Beschäftigungsmodells wider, nämlich  die  erstaunliche Stabilität von Geschlechterunterschieden (und damit auch Geschlechterverhältnissen). So  haben sich die Anteile von Vätern und Müttern in den jeweiligen Beschäftigungsformen über die Zeit kaum verändert (Statistisches Bundesamt 2022). Gleichermaßen statisch ist die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern in Hinblick auf den Haushalt und die Kindererziehung, wo das Gros der Aufgaben nach wie vor von den Frauen erledigt wird So arbeiten Mütter jüngerer Kinder in Deutschland doppelt so häufig in Teilzeit wie im EU-Durchschnitt. Besonders auffällig ist zudem der „Klebeeffekt“ von Teilzeitarbeit (Kümmerling/ Schmieja 2021), wonach Teilzeitarbeit nicht nur ein vorübergehendes Phänomen darstellt, sondern für einen Großteil der in Teilzeit beschäftigten Frauen einen Dauerzustand darstellt.  Nicht von ungefähr hat sich in der politischen Diskussion der Begriff der sogenannten „Teilzeitfalle“ etabliert. Dabei sind vor allem lange Phasen kurzer Teilzeitarbeit sowohl für das individuelle Einkommen als auch für die einmal zu beziehende Erwerbsrente nachteilig.

Dennoch galt in Deutschland die Integration von Frauen und insbesondere von Müttern in den Arbeitsmarkt durch Teilzeit aufgrund ihrer, durchaus auch gesellschaftlich erwarteten, stärkeren Einbindung in die Sorgearbeit lange Zeit als Königsweg. Dies wandelt sich mehr und mehr und lange Phasen von Teilzeitarbeit werden vor dem Hintergrund des Risikos der Altersarmut und aus der Fachkräftesicherungsperspektive kritisch gesehen.

Fragestellung:

Vor diesem Hintergrund stellen wir uns im Forschungsprojekt TRADE-OFF folgende Fragen:

  1. Welche Hindernisse und Gelingensbedingungen lassen sich für die Ausschöpfung des weiblichen Erwerbspotenzials identifizieren?

  1. Welche Work/Care-Arrangements erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Nichterwerbstätigkeit/Erwerbstätigkeit

  2. Welche Rolle spielen persönliche Einstellungsmuster zur Erwerbsbeteiligung von Frauen? Und welche Rolle spielt die individuelle Wahrnehmung und Interpretation gesellschaftlicher Rollenerwartungen für die Arbeitszeitentscheidungen von Frauen und Männern?

Vorgehen

Um diese Fragen zu beantworten, führen wir eine repräsentative Online-Befragung durch. Unser Design sieht vor, Frauen, Männer und diverse Personen im erwerbsfähigen Alter ab 18 Jahren unabhängig von deren Erwerbsstatus zu befragen. Hierbei sollen nicht nur Personen in heterosexuellen Paarbeziehungen, sondern auch in anderen Lebensformen Berücksichtigung finden (z.B. gleichgeschlechtliche Paarbeziehungen, Alleinerziehende, Paare und Personen ohne Kinder etc.).

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
15.07.2023 - 30.06.2024

Forschungsabteilung
Arbeitszeit und Arbeitsorganisation

Leitung:
Dr. Angelika Kümmerling

Bearbeitung:
Dr. Andreas Jansen, Vanessa Schmieja (bis 30.09.2023), Lina Zink

Finanzierung:
Bertelsmann-Stiftung