Abstract

Karrieren sind Wege im Leben, die in Abhängigkeit von der jeweiligen Lebenswelt möglich sind oder unmöglich erscheinen. Lebenswelten sind einerseits durch die Bedingungen von Arbeit, Erwerb, Beruf und entsprechenden Bildungs-, Ausbildungs-, Studien- und Fachkulturen geprägt, andererseits von Fähigkeitsvorstellungen verbunden mit Arbeitsteilungszuweisungen und –zuschreibungen nach dem Geschlecht.

Historisch lässt sich feststellen, dass Frauen zeitweise auch in exponierten Positionen zu finden sind, sogar Führungsfunktionen übernehmen, gleichwohl gesteht man ihnen diese nicht dauerhaft zu. Die Praxeologie von Einfluss und Macht sind nicht geschlechterneutral. Veränderungen bezogen auf das Selbstverständnis von Frauen, Karrieren zu machen, werden durch die Analyse von Eigen- und Fremdbeschreibungen bezogen auf einerseits die historischen sozialen Bedingungen und politischen sowie ökonomischen Strukturen und die Konstruktionen von Perspektiven für die Realisierung von Karrieren nach den Geschlechter-Stereotyp vorgenommen.

Im Vergleich von verschiedenen historischen Phasen (auch Kriegs- und Nachkriegszeiten) und Gegenwartsgesellschaftlichen Zeiträumen bezogen auf die Auswirkungen von institutionellen Anforderungen auf die Sozialisation ihrer Mitglieder wird nach Mechanismen und Strategien geforscht, die es ermöglichten, Karrieren zu entwerfen bzw. zu machen. Wem gesteht man diese zu? Ist mit diesem primären Zulassen von Karrieren für das männliche Geschlecht das Zugeständnis an grundlegende soziale Machtstellungen verbunden?

Aufgrund der unterschiedlichen Projekte, die in diesem Cluster zusammengefasst sind, lässt sich nicht von einer einheitlichen wissenschaftlichen Theorie ausgehen. Das gemeinsame Interesse bezieht sich allerdings

  1. auf die Analyse von alltäglichen Praktiken wie Zuweisungen und  Zuschreibungen an Fähigkeiten nach Geschlecht, die in der jeweiligen Lebenswelt reproduziert werden.
  2. auf die Besonderheiten des jeweiligen kulturellen und fachlichen Feldes, die Karrieren für die verschiedenen Geschlechter ermöglichen oder verhindern.
  3. auf die sozialen Mechanismen und Strategien, die die Geschlechterordnung überwinden können.

Angemessene wissenschaftliche Ansätze, die ein Handwerkszeug für die Analyse bieten, sind sowohl der Habitusansatz von Bourdieu als auch der Ansatz von Foucault, die beide bezogen auf die Analyse von Praktiken, Strategien und Herrschaftsmechanismen Instrumente bereithalten. Beide Ansätze fragen nach Einfluss, Macht und Mechanismen der sozialen Reproduktion von sozialen Strukturen, die symbolisch vermittelt oder auch mit Gewaltausübung durch Akteure durchgesetzt werden.

Ausgewählte Projekte von Mitgliedern

  • BMBF Projekt ChemWiss – Chemikerinnen auf dem Weg in die Wissenschaft? Ein empirisches Pilotprojekt zur Analyse der Chancen beruflich-professioneller Übergänge von Chemiestudentinnen vor dem Hintergrund des Bologna-Prozesses. Teilvorhaben: Gendersensible Analyse der Studienfachkultur Chemie und der Karrierevorstellungen von Studentinnen der Chemie (Teilprojektleitung Dr. Ute Pascher, RISP) (03/2011-02/2012)
  • Genderreport NRW: Intersektionale Studie zu Berufungsverfahren (Projekt Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung in NRW) (Leitung Prof. Dr. Anne Schlüter) (2012-2013)
  • Wirksamkeit von Mentoring im Übergangsprozess Studium und Beruf (Leitung Prof. Dr. Anne Schlüter; Projektbearbeiterin Babette Mölders) (Start 2013)
  • DFG-Graduiertenkolleg „Vorsorge, Voraussicht und Vorhersage“ (GRK 1919) mit möglichen Dissertationsthemen zu verschiedenen Clustern (Mitantragstellerin Prof. Dr. Amalie Fößel) (Start 2013)
  • Herausgabe Themenschwerpunkt „Karrieren und soziale Welten“, GENDER 3/2014, Leitung Prof. Dr. Anne Schlüter
  • „Gender, Art and Theosophy: Louisa Le Freimann (1863-1956)“,  Karriereweg einer vergessenen australischen Künstlerin (geplante Buchpublikation Prof. Dr. Patricia Plummer) (Start 2012)

Ausgewählte Schnittpunkte zu bestehenden Forschungsinteressen

Mitglieder und assoziierte Mitglieder des EKfG

  • Altenstädter, Lara, M.A. (Politikwissenschaften, insbes. Sozialpolitik): Beruflicher Habitus von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Post-Doc-Phase (Promotionsprojekt)
     
  • Eimler*, Sabrina, Prof. (Human Factors and Gender Studies, Hochschule Ruhr West): Rolle von Geschlechterstereotypen bei der Produktion und Rezeption von Profilen in Online Businessnetzwerken
     
  • Fößel, Amalie, Prof. Dr. (Geschichte des Mittelalters): Herrscherinnen im Mittelalter
     
  • Jansen*, Katrin, Dipl.-Soz.-Wiss. (bis 2015) (Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung): Geschlechtsbezogene Selektionsprozesse in den Wissenschaftskarrieren von Naturwissenschaftler/innen – eine vergleichende Analyse von Einzel- und Subdisziplinen (Promotionsprojekt)
     
  • Klammer, Ute, Prof. Dr. (Politikwissenschaften, insbes. Sozialpolitik): Begleitung von Promotionsvorhaben zu Geschlechterstereotypen auf dem Weg zu Führungspositionen
     
  • Krämer, Nicole, Prof. Dr. (Sozialpsychologie: Kommunikation und Medien): Begleitung von Promotionsvorhaben zur geschlechterbezogenen Nutzung und Wirkung von professionellen sozialen Netzwerken wie XING
     
  • Mölders, Babette, Dipl.-Päd. (Erwachsenenbildung/Bildungsberatung): Mentoring zur Begleitung von Übergangsprozessen (Promotionsprojekt)
     
  • Panse, Melanie, Dr. (Geschichte des Mittelalters): Kreuzfahrerfrauen als Regentinnen auf Zeit im hohen Mittelalter (Habilitationsprojekt)
     
  • Pascher-Kirsch*, Ute, Dr. (bis 2015) (Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung): Selbständigkeit, Gender Gap in der Entrepreneurship-Forschung
     
  • Paul, Marie, JProf. Dr. (Quantitative Methoden in den Wirtschaftswissenschaften): Kurzfristige und langfristige Auswirkungen von Teilzeitarbeit u. a. flexiblen Beschäftigungsformen auf aktuelle und zukünftige Löhne; Effekte von arbeitsmarkt- und familienpolitischen Reformen auf Erwerbsbiographien von Frauen
     
  • Plummer, Patricia, Prof. Dr. (Postcolonial Studies): Gender, Art and Theosophy
     
  • Schlüter, Anne, Prof. Dr. (Weiterbildung und Frauenbildung): Führungsfrauen im Weiterbildungssektor, Begleitung von Promotions- und Masterarbeiten zum Thema Mentoring
     
  • Vader, Sarah, M.A. (Klinik für Naturheilkunde und Integrative Medizin, Kliniken Essen-Mitte, Medizinische Fakultät Universitätsklinikum Essen): How Women Change Medicine; A Case Study in a German Hospital (Promotionsprojekt)
     
  • Wimbauer*, Christine, Prof. Dr. (Soziologie der Arbeit und der Geschlechterverhältnisse, Humboldt-Universität zu Berlin): Doppelkarrieren

Kooperierende Wissenschaftlerinnen der Universität Duisburg-Essen

  • Weinkopf, Claudia, Dr. (Institut Arbeit und Qualifikation): Fachkräftemangel, Niedriglohnsektor, Frauenberufe, Aufstiegsmobilität, Arbeitsmarkbedingungen, Sozialstaat

* assoziierte Mitglieder

Ansprechpartnerinnen

Prof. Dr. Amalie Fößel,
Geschichte des Mittelalters

Prof. Dr. Anne Schlüter,
Erwachsenenbildung/Frauenbildung

Veranstaltungen im Rahmen des Forschungsclusters

  • EKfG-Ringvorlesung Forschungsforum Gender zu „Karrieren und soziale Welten“ Wintersemester 2012/2013 (inhaltliche Leitung Prof. Dr. Anne Schlüter und Prof. Dr. Amalie Fößel)