IAQ Pressemitteilung

Pressemitteilung vom 15.04.2025 | Redaktion Katja Goepel

Zwischen Engagement und Erschöpfung

Arbeitszufriedenheit in der Ganztagsförderung für Grundschulkinder

Beschäftigte in der Ganztagsförderung von Grundschulkindern werden mit vielfältigen Belastungen konfrontiert. Durch den ab 2026 geltenden Rechtsanspruch wird sich die Lage mutmaßlich weiter verschärfen. Der neue Report des Instituts Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen hat vor diesem Hintergrund mehr als 1.000 Mitarbeitende in Angeboten zur ganztägigen Förderung zu ihren Arbeitsbedingungen und ihrer Arbeitszufriedenheit befragt und sehen die Ganztagsförderung vor großen Herausforderungen.

Bislang sind umfangreiche Erkenntnisse zu Arbeitsbedingungen und -zufriedenheit von Beschäftigten in der Ganztagsförderung von Grundschulkindern noch selten. Dabei ist die Gewinnung und möglichst langfristige Bindung von neuem Personal eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung des ab 2026 geltenden Rechtsanspruchs auf ganztägige Förderung an Grundschulen. Chantal Mose und Iris Nieding aus der Abteilung Bildung, Entwicklung, Soziale Teilhabe (BEST) des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) haben daher 2024 im Rahmen einer – aufgrund der Vorauswahl der Befragten für diese Beschäftigungsgruppe nicht repräsentativen – Onlinebefragung in vier Bundesländern (Baden-Württemberg, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Sachsen) knapp über 1.000 Mitarbeitende in Angeboten zur ganztägigen Förderung zu ihren Arbeitsbedingungen und ihrer Arbeitszufriedenheit befragt.

Kritisiert wurden vor allem die Raumsituation und der Personalschlüssel. 44 % der Befragten gaben an, dass sie nicht genug Räume für ihre Arbeit zur Verfügung hätten. Ein Großteil der befragten Mitarbeitenden ist sich außerdem einig, dass es zum einen kleinere Gruppen für die Kinder bräuchte und zum anderen auch mehr Personal benötigt wird, welches in den Angeboten tätig ist (jeweils 79 %). Hinzu kommt die Belastung durch hohe Lärmpegel (92 %), Zeitknappheit (97 %) und wachsende Herausforderungen in der Arbeit mit verhaltensauffälligen Kindern (72 %)  sowie der Zusammenarbeit mit Eltern oder Sorgeberechtigten (62 %).

Andererseits empfinden die Beschäftigten ihrer Tätigkeit als sehr sinnstiftend: 65 % gaben an, durch ihre Arbeit einen Beitrag zur guten Entwicklung der betreuten Kinder zu leisten. Auch die kollegiale Zusammenarbeit in den Teams und die gegenseitige Unterstützung unter den Kolleg*innen wird in hohem Maße wertgeschätzt (72 % bzw. 74 %).  Die hieraus resultierende Motivation beeinflusst ihre Arbeitszufriedenheit positiv. Jedoch: „Eine weitere Verschärfung der bereits jetzt herausfordernden Rahmenbedingungen wird auf lange Sicht dazu führen, dass die positiv wahrgenommenen Faktoren die negativen Arbeitsbedingungen nicht mehr aufwiegen können“, befürchten die Bildungsforscherinnen. „Dies kann zu einer Abkehr der Beschäftigten von ihrer Tätigkeit im Ganztag führen und damit den Personalmangel weiter verschärfen.“

Auf die Frage, ob sie auch in Zukunft eine Tätigkeit im Bereich der Ganztagsförderung von Grundschulkindern ausüben möchten, antworten bereits in der aktuell ausgewerteten Umfrage von 2024 nur 63 % mit ja, dagegen 10 % mit nein und ganze 27 % sind sich noch nicht sicher. Die Ganztagsförderung für Grundschulkinder, auf die ab 2026 ein Rechtsanspruch besteht, steht damit vor großen Herausforderungen.

Weitere Informationen:

Chantal Mose, Iris Nieding, 2025: Zwischen Engagement und Erschöpfung – Arbeitszufriedenheit von Beschäftigten in der Ganztagsförderung für Grundschulkinder. Duisburg: Inst. Arbeit und Qualifikation. IAQ-Report 2025-04.

Für weitere Fragen stehen Ihnen zur Verfügung:

Chantal Mose
Iris Nieding