IAQ Pressemitteilung

Pressemitteilung vom 28.02.2007 42 Prozent der Rentner nehmen Abschläge in Kauf

Langzeitarbeitslose mit massiven Einbußen in der Alterssicherung – IAQ legt aktuellen Altersübergangs-Report vor

Vier von zehn Rentnern nehmen Abschläge in Kauf, um vorzeitig in den Ruhestand gehen zu können. Während 2003 erst 35,4 Prozent aller Neurentner die Rente gekürzt wurde, stieg ihr Anteil bis 2005 auf 42 Prozent. Die Zahl der Abschlagsmonate summierte sich im Jahr 2005 im Durchschnitt bereits auf mehr als drei Jahre (38,9 Monate gegenüber 34,8 im Jahr 2003). 12,4 Prozent aller Rentenzugänge bzw. jeder dritte der vorzeitigen Rentenzugänge erfolgte 60 Monate vorzeitig und damit mit den maximalen Abschlägen von 18 Prozent von der Rente.

Das zeigen aktuelle Ergebnisse des  Projektes „Altersübergangs-Monitor”, in dem das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) für die Hans-Böckler-Stiftung und das Forschungsnetzwerk Alterssicherung der Deutschen Rentenversicherung den Zeitraum zwischen Arbeitsleben und Rente untersucht. Für den soeben online erschienenen Altersübergangs-Report 2007-01 wertete das IAQ Daten des Forschungsdatenzentrums der Rentenversicherung (FDZ-RV) mit repräsentativen 10%-Stichproben aller Rentenzugänge in den Jahren 2003 bis 2005 aus.

Von den Männern ging mehr als jeder Fünfte, der in den drei Jahren vor Rentenbeginn dauerhaft arbeitslos, geringfügig beschäftigt oder krank war, zum frühestmöglichen Zeitpunkt und damit mit massiven Einbußen in Rente, von den langzeitarbeitslosen Frauen ist es sogar jede Dritte. ”Diesen Personen fehlen – verglichen mit durchgängig Erwerbstätigen, die mit 65 Jahren in Rente gehen – acht Jahre am Aufbau ihrer Alterssicherung,” rechnet der IAQ-Sozialforscher Dr. Martin Brussig. Wie die Untersuchung zeigt, erreichen 51,4 Prozent der Männer, die drei Jahre vorher in fester Beschäftigung waren, eine abschlagsfreie Rente, aber nur 19,3 Prozent der Langzeitarbeitslosen. „Die Rente ohne Abschlag gelingt also am ehesten aus Erwerbstätigkeit”, so Brussig.

Die Anhebung der Altersgrenzen sei deshalb nur dann sozialpolitisch gerechtfertigt, wenn die Versicherten die Möglichkeit haben, bis zur Rente zu arbeiten. „Sonst besteht die Gefahr, dass die Anhebung der Altersgrenzen zu einer „Rentenkürzung” führt, weil die Betroffenen  arbeitsmarktbedingt zu einer längeren Ruhestandsphase mit Abschlägen gezwungen sind und nicht alternativ die Fortsetzung der Erwerbstätigkeit mit dem Aufbau weiterer Altersvorsorge wählen können,” warnt Brussig.

Die Ergebnisse werden ausführlich vorgestellt auf der Fachtagung "Chancen für Ältere?", die Hans-Böckler-Stiftung und DGB am 2. März 2007 in Berlin veranstalten.

Altersübergangsreport 2007-01

Redaktion:

Claudia Braczko

Für weitere Fragen steht Ihnen zur Verfügung:

Prof. Dr. Martin Brussig