Informationen zum Forschungsprojekt

Insolvenzsicherung von Arbeitszeitguthaben II



Ziel und Aufgabenstellung

Arbeitszeitkonten werden in letzten Jahren zunehmend als Instrument zur Flexibilisie-rung von Arbeitszeiten genutzt. Inzwischen arbeitet die Mehrzahl der deutschen Unternehmen mit Arbeitszeitkonten. Gerade die sehr flexiblen Jahres- oder Mehrjahresarbeitszeitkonten können schnell zu Beständen von mehreren hundert Arbeitsstunden führen. Bei Arbeitszeitmodellen, in denen Freistellungen im Alter oder sabbaticals aus Arbeitszeitkonten bestritten werden, können die Kontenbestände sogar ein Vielfaches der Jahresarbeitszeit ausmachen.

Häufig wird dabei jedoch kaum berücksichtigt, dass mit dem Ansparen von Überstunden auf dem Arbeitszeitkonto viele Unternehmen auf Kredit ihrer Beschäftigten leben - und diese tragen im Insolvenzfall meist das Risiko für diesen Kredit. Die entsprechende Sozialgesetzgebung überlässt es nach wie vor den Tarifpartnern, eine Insolvenzsicherung zu vereinbaren. Obwohl manche Tarifverträge bereits konkrete Vereinbarungen zur Ausgestaltung der Insolvenzsicherung von Arbeitszeitkonten beinhalten, ist davon auszugehen werden, dass insgesamt erst wenige Unternehmen über eine solche Absicherung verfügen.

Das IAT hat bereits zwischen Juni 1999 und Februar 2000 auf Anregung einer Arbeitsgruppe des "Bündnis für Arbeit, Ausbildung und Wettbewerbsfähigkeit NRW" und im Auftrag des nordrhein-westfälischen Arbeitsministeriums (MASQT) eine Broschüre zur Insolvenzsicherung von Arbeitszeitkonten erstellt und mehrere Workshops für Interessierte durchgeführt.

Hieran anknüpfend wurden im Rahmen des Projektes "Insolvenzsicherung von Arbeitszeitguthaben II" neuere Entwicklungen und Veränderungen in diesem Bereich aufgearbeitet und vertieft, um eine breite Öffentlichkeit für die Thematik der "Insolvenzsicherung" zu sensibilisieren und Unternehmen konkrete Lösungsmöglichkeiten zur Absicherung von Arbeitszeitguthaben aufzuzeigen.

Vorgehen

Das Projekt besteht aus mehreren Modulen:

  • Erstellung einer überarbeiteten und aktualisierten Informationsbroschüre;
  • Durchführung von zwei Workshops für Interessierte aus Unternehmen, Gewerkschaften, Verbänden, Beratungseinrichtungen etc.;
  • Durchführung eines speziellen Workshops für Arbeitszeitberaterinnen und -berater
  • Durchführung von Fallstudien in fünf Unternehmen, die eine Insolvenzsicherung von Arbeitszeitguthaben umgesetzt haben;
  • Erarbeitung von praxisbezogenen Arbeitsmaterialien zur Insolvenzsicherung von Arbeitszeitguthaben für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus Beratung, Verbänden und Gewerkschaften.

In der Informationsbroschüre wurden insbesondere neuere Entwicklungen im Bereich der Insolvenzsicherung von Arbeitszeitkonten seit 1999 praxisbezogen aufgearbeitet (z.B. rechtliche Rahmenbedingungen, tarifvertragliche Vereinbarungen, neue Absicherungsmodelle). Darüber hinaus wurden bislang praktizierte Absicherungsmodelle auf ihre Übertragbarkeit hin überprüft und Entscheidungs- und Vergleichskriterien herausgearbeitet, um Unternehmen die Auswahl eines für sie geeigneten Modells zu erleichtern.

Ergänzend zur Broschüre hatten Interessierte aus Unternehmen, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden und Beratungseinrichtungen auf zwei Workshops im November 2002 und Februar 2003 die Möglichkeit, sich über den gegenwärtigen Stand bei der Insolvenzsicherung von Arbeitszeitkonten zu informieren.

Im Rahmen der Betriebsfallstudien wurden Umsetzungsbedingungen und Aushandlungsprozesse von Vereinbarungen zur Insolvenzsicherung von Arbeitszeitkonten sowie deren Kosten und Aufwand auf betrieblicher Ebene vertiefend analysiert. Die Ergebnisse wurden praxisnah in Form von Arbeitsmaterialien aufgearbeitet und Interessierten zugänglich gemacht sowie auf einem Workshop für Arbeitszeitberaterinnen und -berater vorgestellt.

Publikationen zum Projekt

Schietinger, Marc, 2004: Die Insolvenzsicherung von Arbeitszeitguthaben: Arbeitsmaterialien für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus Arbeitszeitberatung, Verbänden und Gewerkschaften. Düsseldorf: Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen

Schietinger, Marc, 2003: Insolvenzsicherung von Arbeitszeitguthaben: Rahmenbedingungen, Absicherungsmodelle, Entscheidungskriterien. Düsseldorf: Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen. Praxis in NRW

Schietinger, Marc, 2003: Wie kann man Arbeitszeitkonten gegen Insolvenz sichern? In: Tempora: Journal für moderne Arbeitszeiten Februar 2003, S. 2

Schietinger, Marc, 2003: Arbeitszeitkonten. In: Karriereführer Hochschulen 17 (1), S. 92-94

Vorträge zum Projekt

Dr. Marc Schietinger: Langzeit- und Lebensarbeitszeitkonten: Chancen, Grenzen, Gestaltungsmöglichkeiten. Klausurtagung der Arbeitsgemeinschaft "Engere MitarbeiterInnen der ArbeitsdirektorInnen ver.di". Gelsenkirchen, Hans-Böckler-Stiftung, 24.10.2007

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.04.2002 - 30.06.2003

Forschungsabteilung

Leitung:
Dr. Claudia Weinkopf

Bearbeitung:
Dr. Marc Schietinger

Finanzierung:
Versorgungsamt Duisburg (MASQT)