Informationen zum Forschungsprojekt

Erwerbsverläufe von Frauen und Männern mit niedrigen Altersrenten

Kurzfassung

Die Rentenreformen der vergangenen beiden Jahrzehnte, der Strukturwandel auf Arbeitsmärkten und veränderte Erwerbsbiografien haben Diskussionen über die Leistungsfähigkeit der Gesetzlichen Rentenversicherung befördert. Mehrere aktuelle rentenpolitische Konzepte gehen davon aus, dass erhebliche Anteile von Versicherten auch nach langjährigen Versicherungszeiten keine Rente beanspruchen können, die das Niveau der steuerfinanzierten Grundsicherung im Alter erreicht oder nennenswert übersteigt. Da die Mindestsicherung im Alter für alle unabhängig von früheren Beitragsleistungen für die GRV oder in eine andere Altersvorsorge gewährleistet ist, ist die Legitimität der beitragsfinanzierten GRV berührt, wenn lange Versicherungszeiten nicht zu einer ausreichenden Sicherung im Alter führen.
Die aktuellen Diskussionen berücksichtigen jedoch nicht, welche Versicherungsverläufe konkret zu niedrigen Rentenansprüchen geführt haben. Für die sozialpolitischeDiskussion ist es aber von erheblicher Bedeutung, ob niedrige Renten etwa aufgrund von langjähriger Teilzeittätigkeit mit guten Stundenlöhnen oder aufgrund langjähriger Vollzeittätigkeit im Niedriglohnbereich oder etwa durch eine Erwerbsminderung entstanden sind. Für die sozialwissenschaftlicheDiskussion wiederum sind Fragen zur Mobilität im Erwerbsverlauf und zur Dauerhaftigkeit von Erwerbsunterbrechungen bzw. von Phasen mit niedrigen bzw. unstetigen Erwerbseinkommen von großem Interesse.
Vor diesem Hintergrund untersucht das beantragte Vorhaben die Erwerbs- und Versicherungsverläufe von Niedrigrentenbezieherinnen und -beziehern mit einer langen Versicherungsdauer (mindestens 25 bis 40 Jahre). Wir gehen von einer Niedrigrente aus, wenn das Niveau der Grundsicherung im Alter nicht oder nur knapp überschritten wird. Auf Grundlage abgeschlossener Erwerbs- und Versicherungsbiografien wird untersucht:

  1. Welche Personen beziehen Niedrigrenten trotz langjähriger Versicherung?
  2. Wodurch sind die Erwerbsverläufe von Niedrigrentnerinnen und -rentnern gekennzeichnet? Welche Bedeutung hat die für die Rentenhöhe so wichtige Komponente „Zeit” im Sinne des individuellen Beschäftigungsumfangs?
  3. Welche Bedeutung kommt im Erwerbsverlauf der Komponente „Entgelthöhe”  zu?
  4. Warum sind Erwerbs- und Versicherungsverläufe, die in Erwerbsminderungsrenten münden, in besonders starkem Ausmaß durch Niedrigrenten charakterisiert?
  5. Wie lassen sich die finanziellen Folgewirkungen der Rentenabschläge bei einem vorzeitigen Rentenbezug einschätzen?
  6. Welchen Stellenwert für die Höhe der Altersrente haben die Regelungen des sozialen Ausgleichs?
  7. Welche Befunde ergeben sich, wenn bei der Analyse zwischen den unteren und oberen Schwellenwerten (Versicherungsjahre und Rentenhöhe) variiert wird?

Das Vorhaben beruht auf einer außerordentlich reichhaltigen Datengrundlage (BASiD 2007). Gegenüber anderen Datensätzen zeichnet sich BASiD durch ein erweitertes Merkmalsspektrum hinsichtlich erwerbsverlaufsbezogener Risiken sowie durch die für Sozialdaten typische hohe Genauigkeit der erfassten Merkmale und große Fallzahl von Versicherungsverläufen aus. Dieser Datensatz steht der Wissenschaft erst seit Anfang 2012 zur Verfügung und wird mit dem hier beantragten Vorhaben erstmals zur Untersuchung der Entstehung von Rentenansprüchen genutzt.

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.10.2014 - 31.12.2016

Forschungsabteilung
Arbeitsmarkt – Integration – Mobilität

Leitung:
Prof. Dr. Martin Brussig

Bearbeitung:
Lina Zink, Dominik Postels

Finanzierung:
Forschungsnetzwerk Alterssicherung (FNA) / Forschungsportal der deutschen Rentenversicherung