Nachrufe aus der Fakultät für Geisteswissenschaften
Dr. Hans-Joachim Griep (1949-2025)

Foto: Privat
Die Fakultät für Geisteswissenschaften trauert um Dr. Hans-Joachim Griep.
Hans-Joachim Griep war von Hause aus Sprachwissenschaftler der Germanistik. Ihn kenne ich, kannte ich, seitdem er Mitte der 1990er Jahre seine Mitarbeit im damaligen Magisterprüfungsamt des Fachbereichs 3 Literatur- und Sprachwissenschaften der Universität-Gesamthochschule Essen aufnahm. Dort arbeitete ich während meiner Promotionsphase, aber auch vorher war man sich schon über den Weg gelaufen, denn Hans-Joachim – „Achim“ – Griep teilte sich damals ein großes Büro mit den Herren doctores Edgar Kamphausen, Christian Korpiun und meinem Doktorvater, Prof. Dr. Erhard Reckwitz. Dieses fächerübergreifende, ‘Anglo-Germanistische‘ Büro wird seinerzeit viele interessante, geistreiche und auch launige Diskussionen erlebt haben.
Geboren am 14. August 1949 in Goslar, aufgewachsen in Deutschland und Schweden, promovierte Hans-Joachim Griep im Jahr 1977 zum Thema „Zur Konstitution von Intersubjektivität in Lehr-Lernprozessen“ an der Universität Hamburg, bevor er 1981 an die damals noch junge UGHS Essen kam. Neben seiner Tätigkeit in der Linguistik war er, gemeinsam mit Christian Korpiun, für die Brückenkurse Deutsch verantwortlich. Zu seinen Veröffentlichungen zählt unter anderem die Monographie Geschichte des Lesens: Von den Anfängen bis Gutenberg aus dem Jahr 2005, die in ihrer koreanischen Übersetzung auch im asiatischen Raum große Wertschätzung erfuhr.
Den Studierenden war Achim ein ausgezeichneter und noch dazu geduldiger akademischer Lehrer, der sein sehr großes, weitreichendes, interdisziplinäres Wissen gerne mit ihnen teilte. Tatsächlich vermochte er eine Reihe seiner Studierenden so zu begeistern, dass mitunter sogar Alumnae und Alumni für eine Stippvisite in Achims Oberseminar an ihre Alma Mater zurückkehrten.
Achim besaß einen feinen Sinn für Humor, wobei er sich selbst in aller Bescheidenheit nicht davon ausnahm. Als ihm einmal zu Semesterbeginn in seinem eigenen Seminar über Derridas Grammatologie erklärt wurde, er sei als Dozent wohl ihm falschen Raum, denn sie würden „hier jetzt Grammatik machen“, amüsierte ihn das sehr, aber er machte sich sogleich umsichtig daran, dieses Missverständnis möglichst behutsam aufzuklären. Achim war ein sehr aufgeschlossener und toleranter, ein ungemein freundlicher Mensch, der sich auch nach seinem offiziellen Ruhestand noch an der Fakultät für Geisteswissenschaften einbrachte. Zuletzt unterrichtete er Kurse in deutscher Sprache und Kultur für die Sektion für Internationale Beziehungen von Ramona Karatas, M.A.. Achim war auch hier ein sehr beliebter Lehrer für Austauschstudierende aus aller Welt.
Das Lesen war Achims große Leidenschaft. Er liebte klassische Musik, war gemeinsam mit seiner lieben Frau Ria seit vielen Jahren Stammgast bei den Festspielen in Bayreuth. Doch auch die Popkultur begeisterte ihn durchaus. Achim verpasste keinen Kinostart eines neuen Star Wars- oder James Bond-Films. Wie sehr freute er sich über das korrekte Altgriechisch in einer Szene des letzten Indiana Jones mit Harrison Ford!
Achim genoss seinen Ruhestand, reiste durch die Welt und hatte noch so viel vor. Sein Tod am 6. Oktober 2025 kam völlig unerwartet und viel zu früh.
Mit Achim verstarb nicht nur ein sehr geschätzter und lieber Kollege, sondern auch mein bester Freund, mit dem mich und auch meine Familie eine Freundschaft von fast drei Jahrzehnten Dauer verbindet. Wir werden Achim sehr vermissen!
Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Freunden.
PD Dr. Kerstin Hamacher-Lubitz
(Fakultät für Geisteswissenschaften)
Prof. em. Dr. Jochen Vogt (1943 -2025)

Foto: Privat
In der ersten Fachbereichsrats-Sitzung, an der ich als frisch eingestellter wissenschaftlicher Mitarbeiter teilnahm, ist mir durch sein Engagement und seinen Habitus ein junger Mann aufgefallen: Es war der an die kurz zuvor gegründete Gesamthochschule berufene Professor Jochen Vogt. Aus diesem Zusammentreffen im Herbst 1973 erwuchs eine jahrzehntelange Zusammenarbeit, die bald zur Freundschaft wurde. Dieser junge Hochschullehrer war anders als viele, die ich aus meinem Studium kannte und erleichterte mir, der ich vorher an einer Schule unterrichtet hatte, den Einstieg ins akademische Berufsleben.
Hierarchisches Gehabe war Jochen Vogt fremd, Inhalte waren ihm wichtiger, als Rangordnungen. Er war nahbar, auch für Studierende, aber nie kumpelhaft. Besonders intensiv kümmerte er sich um jene ohne bildungsbürgerlichen Hintergrund (also fast alle an einer neuen Hochschule mitten im Ruhrgebiet). Er war ein engagierter Lehrer und dabei keinesfalls anspruchslos. Mitarbeiter*innen und Studierenden gegenüber verstand er sich in der Rolle des Anregers und Ermöglichers. Und er schrieb Bücher, die zur Grundlage des literaturwissenschaftlichen Studiums wurden. Seine Einführung in die Erzählanalyse oder seine „Einladung zur Literaturwissenschaft“ sind bis heute Standardwerke. Jochen Vogt beherrschte etwas, das in der Wissenschaft selten ist: er konnte allgemein verständlich und elegant schreiben, ohne dass die Komplexität des Themas verloren ging. Kurzweiligkeit und Präzision zeichneten auch seine Vorlesungen aus. Zugleich war er immer offen für Neues – bei Themen und Lehrmethoden. Mehrtägige Blockseminare auf einer westfälischen Burg oder in der Eifel wurden zum festen Bestandteil seiner Lehre (wobei er sich nicht scheute, auch selbst in der Küche zu stehen). Und lange vor dem Digitalisierungs-Boom entwickelte er ein Hypertext-Begleitprogramm zur „Einladung“. Als das in der etablierten Germanistik noch verpönt war, befasste er sich mit Theorien zum Kriminalroman. Daraus entstanden ebenfalls Standardwerke, die heute als Klassiker gelten. Der Bogen seiner literaturwissenschaftlichen Arbeiten reicht von Hans Henny Jahnn über Bertolt Brecht, Thomas Mann, Heinrich Böll, Anna Seghers, Paul Celan und Peter Weiss bis zu Robert Gernhardt – und zum Krimi. Auch die künftige Berufspraxis der Studierenden hatte er im Blick. Unter seiner Federführung ist ein „Werklexikon für den Deutschunterricht“ entstanden, und – ein Aushängeschild unserer Fakultät – der Masterstudiengang „Literatur- und Medienpraxis“.
Jochen Vogt hat Ideen, die heute unter der Chiffre 1968 archiviert werden, in universitäre Praxis umgesetzt – ohne Pathos, aber mit messbaren Erfolgen. Die Liste seiner Schüler*innen, die später selbst Hochschullehrer wurden, ist lang. Sein Fachverständnis und sein unkonventionell-offener Umgang mit Mitarbeiter*innen und Studierenden bescherte ihm gelegentlich Konflikte mit Kolleg*innen, denen die Reformhochschule ein Hindernis für ihre Statusansprüche schien. Überflüssige (und kraftzehrende) Reibereien an der heimischen Hochschule hinderten ihn indes nicht an zusätzlichem Engagement andern Orts. Nach dem Sturz der Diktatur in Portugal unterstützte er den Aufbau der portugiesischen Germanistik; nach der deutschen Vereinigung arbeitete er einige Zeit an der Universität Potsdam und schon vor Einführung des europäischen ERASMUS-Programms entwickelte er mit einem irischen Kollegen ein gemeinsames Studienprogramm, das Studierende aus Dublin nach Essen und Essener Studierende nach Dublin brachte. Zu Vogts internationalen Aktivitäten gehörten Gastprofessuren an renommierten amerikanischen Universitären und in Italien. Wichtig war ihm dabei stets, dass solche Kontakte als Bereicherung und Horizonterweiterung auch der eigenen Hochschule und ihren Studierenden zugutekamen. Fach und Beruf hat er immer ernster genommen als sich selbst.
Nach seiner Emeritierung 2008 zog er in den Hunsrück, blieb aber der Universität und Stadt Essen verbunden – durch die Betreuung von Doktorarbeiten und durch eine monatliche Krimikolumne in der WAZ. Die hat er trotz wachsender gesundheitlicher Beeinträchtigung noch bis vor wenigen Monaten bedient. Am 8. August 2025 musste er sich der tückischen Krankheit endgültig beugen. Nicht nur Freunde und Kollegen vermissen ihn sehr. In Erinnerung bleiben nicht nur seine wissenschaftlichen Leistungen, sondern auch sein Humor und seine Selbstironie. Am 24. Oktober 2025 um 15 Uhr wollen wir in einer Gedenkveranstaltung im Glaspavillon der Universität an Jochen Vogt und seine Arbeit erinnern.
Hannes Krauss
Prof. Dr. Wolfgang Hartung

Foto: PrivatDas Historische Institut, trauert um sein langjähriges Mitglied Prof. Dr. Wolfgang Hartung Wolfgang Hartung wurde 1946 in Simmerberg im Allgäu geboren. Er besuchte die Volksschule in Scheidegg und anschließend das mathematisch-naturwissenschaftliche Gymnasium in Lindenberg, wo er 1966 das Abitur ablegte. Im Wintersemester 1966/67 nahm er das Studium der Geschichte, der Germanistik und der Romanistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München auf.
Für den akademischen Werdegang Wolfgang Hartungs wurden die Seminare des Mediävisten Karl Bosl am Institut für Bayerische Geschichte zur entscheidenden Weichenstellung: Dessen neuartige sozialgeschichtliche Ansätze lieferten ihm wertvolle Anregungen für die eigenen Forschungen und sollten sein wissenschaftliches Oeuvre entscheidend prägen. Dies zeigt bereits seine 1971 bei Karl Bosl entstandene Dissertation „Lindenberg im Allgäu. Herrschaftliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Strukturen von den Anfängen bis in das 20. Jahrhundert“, die sich unter verschiedenen Aspekten mit der Dynamik der sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Entwicklung des Ortes zwischen dem 8. und dem 19. Jahrhundert befasst. Nach kurzzeitiger Tätigkeit im Schuldienst trat 1974 Wolfgang Hartung eine Assistentenstelle an der damals gerade im Aufbau befindlichen Universität-Gesamthochschule Duisburg an, an der er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2011 (nunmehr der fusionierten Universität Duisburg-Essen) fast vier Jahrzehnte lang als Akademischer Rat und apl. Professor Mittelalterliche Geschichte lehrte.
Im Wintersemester 1979/80 habilitierte sich Wolfgang Hartung am Fachbereich 1 der Universität Duisburg mit einer ebenfalls auf Anregung Karl Bosls entstandenen Arbeit, die die Stammesbildung der Alemannen und Baiern im frühen Mittelalter zum Gegenstand hat. Sie erschien 1983 unter dem Titel „Süddeutschland in der frühen Merowingerzeit. Studien zu Gesellschaft, Herrschaft, Stammesbildung bei Alamannen und Bajuwaren“.
Mit den beiden Qualifikationsschriften sind zwei wichtige Themenschwerpunkte der Forschungen Wolfgang Hartungs angesprochen, die sein wissenschaftliches Werk in besonderer Weise kennzeichnen: Regionalgeschichtliche Arbeiten zur Geschichte Vorarlbergs und des Westallgäus sowie Veröffentlichungen zur Genese und Entwicklung der frühmittelalterlichen gentes. Dazu gesellen sich Untersuchungen zur Geschichte des frühmittelalterlichen Adels und Publikationen zu Randgruppen in der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gesellschaft. In den Zusammenhang der Beschäftigung mit gesellschaftlichen Außenseitern gehört auch sein 2003 erschienenes Buch „Die Spielleute im Mittelalter. Gaukler, Dichter, Musikanten“. Als Mitbegründer und Leiter des 1986 gegründeten „Memminger Forums für schwäbische Regionalgeschichte e. V.“ organisierte er eine ganze Reihe von Tagungen zu verschiedenen Themen der süddeutschen Landes- und Adelsgeschichte, deren Vorträge in mehreren Tagungsbänden veröffentlicht wurden.
Wolfgang Hartung war ein leidenschaftlicher akademischer Lehrer, der die Hörer in Vorlesungen und Seminaren mit seinem großen Engagement und seiner Begabung, komplexe Sachverhalte plastisch dazustellen, zu begeistern wusste. Er scharte einen großen Kreis von ihm treu ergebenen Schülern um sich, die der „Meister“, wie ihn viele anerkennend nannten, erfolgreich zum Staatsexamen und zu akademischen Abschlüssen führte. Gastprofessuren führten Wolfgang Hartung nach Russland (Saratow) und nach Marokko. Legendären Ruf genossen seine immer stark nachgefragten wissenschaftlichen Exkursionen, die in die Provence, ins Elsass, nach Oberitalien, nach Spanien und nach Marokko, aber auch in die ihm besonders vertrauten heimatlichen Gefilde rund um den Bodensee führten: Hier konnte er den Studierenden die Einbettung geschichtlicher Vorgänge in natürliche und vom Menschen geformte Räume verdeutlichen und ihnen historische Kenntnisse und Methoden in situ vermitteln, was ihm immer ein besonderes Anliegen war. Es traf sich daher gut, dass er zum Ende seiner Dienstzeit im Juli 2011 von Studierenden und Kollegen im Rahmen einer Exkursion an der Via Appia vor den Toren Roms mit einer Feier in den Ruhestand verabschiedet werden konnte, in der seine Verdienste als Forscher und Lehrer gebührend gewürdigt wurden.
Nach seiner Pensionierung kehrte Wolfgang Hartung nach Scheidegg im Allgäu zurück, wo er sich wieder intensiver mit der Geschichte und Kultur seiner Heimat beschäftigte und unter anderem der Neuordnung des örtlichen Archivs widmete. Am 27. Januar 2025 ist Wolfgang Hartung hier im Alter von 78 Jahren gestorben. Das Historische Institut der Universität Duisburg-Freiburg wird dem geschätzten Kollegen stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Prof. Dr. Gunter E. Grimm

© pixabay
Wir trauern um unseren Kollegen Gunter E. Grimm, der am 2. Mai 2025 unerwartet verstorben ist.
Nach mehreren Lehrstuhlvertretungen, einer Gastprofessur in den USA und Professuren in Tübingen und Würzburg wurde er 1994 an die damalige Gerhard-Mercator-Universität Duisburg berufen, die
2004 in der fusionierten Universität Duisburg-Essen aufging. Bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2010 hatte er den Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literatur inne.
Seine wissenschaftlichen Arbeiten decken ein breites Spektrum ab. Neben der Literatur der Aufklärung gehörten Wissenschafts- und Mentalitätsgeschichte, Imagologie, deutsch-ausländische Literaturbeziehungen und Rezeptionsforschung zu seinen Forschungsschwerpunkten. Sein reiches wissenschaftliches Oeuvre ist gekennzeichnet durch eine große Offenheit, hinsichtlich der Epochen, der Regionen und der literarischen Ansätze, die er untersuchte. Bereits in seiner Dissertation, zur Hiobdichtung Karl Wolfkehls (1972), hatte er sich einem literarischen Weltbürger zugewandt, dessen Werk nach Flucht und Vertreibung im neuseeländischen Exil entstand und der in den 1930-er Jahren länger in Rom, Florenz und Genua lebte. Das Motiv deutscher Literaten in Italien griff er im Sammelband ‚Ein Gefühl von freierem Leben‘ (1990, mit Ursula Breymayer und Walter Erhart) auf. Mit seiner Habilitationsschrift ‚Literatur und Gelehrtentum in Deutschland. Untersuchungen zum Wandel ihres Verhältnisses vom Humanismus bis zur Frühaufklärung‘ (1983) legte er auf rund 750 Textseiten eine reiche Geschichte der gelehrten Poetologie vom 16. bis zum 18. Jahrhundert vor. Komplementär dazu verhält sich der Band „Letternkultur“ (1983), in dem „antigelehrtes Dichten“ und Wissenschaftskritik im Zeitraum von Renaissance bis Sturm und Drang untersucht wurde. Zur Rezeptionsgeschichte hatte er bereits 1975 einen Forschungsabriss und 1977 einen Band mit Handbuch-Charakter und Modellanalysen vorgelegt; die Thematik zieht sich durch eine Vielzahl seiner Arbeiten. In dem Band ‚Zwischentöne. Stationen der deutschen Lyrik‘ (2015) bot er Querschnittsuntersuchungen durch die Geschichte der Poesie, vom Barock bis in die Gegenwart. Dabei wurden nicht nur Gryphius, Goethe und Alfred Andersch in einem Band zusammengebracht, sondern auch weniger prominente Werke der Dichtkunst, wie die nationalen Nibelungengedichte oder die Duisburger Promotionsgedichte des Barock. Einzeluntersuchungen Gunter E. Grimms widmeten sich Lessing, Herder, Goethe, Benn, Brecht, Dürrenmatt, Enzensberger und vielen anderen mehr. In der Gesamtschau gelang es ihm, die unterschiedlichen Ansätze zu einer funktionsgeschichtlichen Deutung von Literatur zusammenzuführen. Mit seinem Interesse für Randgebiete der Literatur wie schwarze Romantik, Vampirgeschichten oder Opernlibretti begeisterte er Studierende in seinen Seminaren.
Schon früh befasste sich Gunter E. Grimm mit der digitalen Aufbereitung von Wissensbeständen. Er war Mitherausgeber des Internetportals Goethezeit und aktualisierte und erweiterte bis zuletzt das von ihm 2002 gegründeten Portal www.nibelungenrezeption.de, in dem er neben wissenschaftlichen Arbeiten auch zahlreiche Belege zur Rezeption des Nibelungenstoffes aus den Bereichen Literatur, Film, Kunst und Musik zusammentrug.
Wir verlieren mit Gunter E. Grimm einen geschätzten Kollegen, der mit seinen Forschungen und Projekten vielen als Inspirationsquelle galt und manches angestoßen hat, was noch lange Zeit Zeugnis seines Wirkens bleiben wird. Wir vermissen ihn.
Institut für Germanistik
Prof. Dr. Gaby Herchert
Prof. Dr. Martin Schubert
Dr. phil. h.c. Friedrich Wilhelm Krücken

© pixabay
Die Fakultät für Geisteswissenschaften trauert um Dr. phil. h.c. Friedrich Wilhelm Krücken, welcher am 12. März 2025 im Alter von 94 Jahren verstorben ist. Im Jahr 2012 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Fakultät verliehen.
Nachruf des Mercator-Gymnasiums in Duisburg
Pressemitteilung der UDE zur Verleihung der Ehrendoktorwürde an Friedrich Wilhelm Krücken.
Dr. Melissa Knox-Raab

Foto: Christoph Heyl
Das Institut für Anglophone Studien der Universität Duisburg-Essen trauert um Dr. Melissa Knox-Raab, die am 14. Oktober 2024 im Alter von 67 Jahren gestorben ist. Der Verlust einer leidenschaftlichen akademischen Lehrerin, einer höchst engagierten Kollegin und, für viele von uns, einer langjährigen Mitdenkerin und Mitstreiterin erfüllt uns mit tiefer Trauer. Zugleich sind wir sehr dankbar über die vielen Jahre, in denen wir gemeinsam mit Melissa und ihrem bereits 2019 verstorbenen Mann Professor Dr. Josef Raab spannende Projekte in der Lehre und der Forschung entwickeln durften. In der Lehre war Melissa bekannt und geliebt für spannende Seminare zur Literatur New Yorks, zur Frauenrechtsbewegung in den USA, zur Rolle der Hexerei in der amerikanischen und transatlantischen Kulturgeschichte und zu transatlantischen literarischen Trends und Moden. Für viele Studierende ist Melissa zudem ein Fixpunkt gewesen in der Diskussion der Bedeutung der Psychoanalyse in der Literatur. Sie hat in der Oscar Wilde Forschung einen festen Platz in der internationalen Debatte und ist zugleich als Autorin von Divorcing Mom (2019) bekannt als lebhafte Kritikerin der vielen Facetten der psychoanalytischen Alltagspraktiken des späten 20. Jahrhunderts.
Das Institut verliert mit Melissa Knox-Raab eine Kollegin, die sich bis zu ihrer Pension Ende 2022 unermüdlich für das literarische und das wissenschaftliche Schreiben der Studierenden des Instituts engagiert hat. Sie hat unter anderem in den Jahren 2019-2023 ein Literaturmagazin aufgebaut und über viele Ausgaben betreut: Diamonds in the Rough, ein spannendes Schreibexperiment, ist durch die schriftstellerische Zusammenarbeit von Studierenden, Tutor*innen und Melissa Knox-Raab entstanden. Es veröffentlichte Essays, narrative Sachtexte, fiktionale Texte, Gedichte und gelegentlich Rezepte, ein besonderes Hobby von Melissa, mit dem sie über Dekaden dafür gesorgt hat, dass wir im Institut immer auch hervorragende Tischgemeinschaften bilden konnten. Diamonds in the Rough ist in vieler Hinsicht der konzentrierte Ausdruck dessen, was Melissa immer wichtig war: „Die Idee für den Namen des Literaturmagazins ist verwurzelt in seiner Heimat: industrielle Arbeit und auch Bergwerksarbeit symbolisieren das Ruhrgebiet, in dem die Universität Duisburg-Essen verortet ist. Daher ist Diamonds in the Rough ein passender Name für dieses Projekt: seine Autorinnen und Autoren sind wie Rohdiamanten, die durch ihr Schreiben glänzen. Der Name ist eine Hommage an das Ruhrgebiet und die auslaufende Kohleindustrie, die Platz gemacht hat für neue produktive Formen, wie Kunst, Theater und Literatur.“ (so heißt es auf der Website des Journals)
Für viele von uns, Studierende wie Lehrende, bedeutet Melissas Tod, dass wir Abschied nehmen von lang gepflegten gemeinsamen Bräuchen rund um die Literatur. Gemeinsam lesen, schreiben, einander das Geschriebene vorlesen, und dem literarischen Impuls frei Lauf lassen: das hat Melissa Knox-Raab immer wieder ermöglicht, oft verbunden mit leckerem Essen, einer reich gedeckten Tafel und Scherzen über die ein Leben lang gepflegten Hobbies wie Tanz und Bewegung zu Musik. Wir sind dankbar, dass wir einen Teil ihres Lebenswegs mit ihr gehen und an ihrer Lebensfreude teilhaben konnten.
Unsere Gedanken sind bei ihrer Familie und besonders bei ihren drei Kindern. Bei Studierenden, Kollegium und Freunden hinterlässt Melissas Tod eine schmerzlich empfundene Lücke. Sie wird uns in unseren täglichen Arbeiten weiterhin gedanklich begleiten.
Dr. h.c. Edgar Kamphausen

Foto: Privat
Das Institut für Anglophone Studien der Universität Duisburg-Essen trauert um Edgar Kamphausen. Mit ihm verliert der Essener Teil der Anglistik eine Schicht ihres Urgesteins, die bis in die Gründungsphase der ehemaligen Universität-Gesamthochschule Essen zurückreicht. Von der Landesregierung in den frühen 1970er Jahren als Akademischer Oberrat von der Ruhr-Universität an die neu gegründete Universität abgeordnet, gehörte er während vieler Jahre ihrem Gründungssenat an und war maßgeblich an der Konzeption der Gesamthochschule als Institution sowie der Anglistik als Fach beteiligt.
Edgar Kamphausen war ein vielbelesener und umfassend gebildeter homme de lettres, dessen Interessenspektrum weit über die Grenzen der Englischen Philologie hinausreichte und Nachbardisziplinen wie Germanistik und Romanistik sowie darüber hinaus die Philosophie, Gesellschafts-, Geschichts- und Kulturwissenschaften einschloss. Dieses weitgefächerte Interesse manifestierte sich materiell in einer wahren Bibliomanie, die im Laufe der Jahre sein Essener Büro in eine Aladinshöhle für jeden Bibliophilen verwandelte, die bei Kollegen wie Studenten beliebt war, weil er seine Bücherschätze großzügig teilte. In den letzten Jahren seiner aktiven Zeit galt sein besonderes Interesse den akademischen Kontakten mit russischen Universitäten. Die vielfältigen Verdienste, die er dabei erwarb, brachten ihm die Verleihung eines russischen Ehrendoktorgrades ein.
Den Kollegen, die ihm nahestanden, war er ein treuer Freund, Weggefährte und Ratgeber, im Umgang mit Studenten war er von engelsgleicher Geduld und Nachsicht, was ihn zu einem äußerst beliebten akademischen Lehrer machte.
Eine seiner privaten Passionen war der Tabak: Er rauchte alles, was brannte – englischen Pfeifentabak, Zigarillos, Zigarren, schwarze französische Zigaretten. Auf seinen nicht sehr gesunden Nikotinkonsum angesprochen, pflegte er zu sagen, dass ihm an seiner Langlebigkeit nicht sehr viel liege, sei doch der größere Teil seiner männlichen Vorfahren in ihren frühen fünfziger Jahren einem Herzversagen erlegen. Edgar Kamphausen ist im Juli 2024 sanft eingeschlafen. Er wurde siebenundachtzig Jahre alt.
Edgar, thanks for having been around!
Prof. Dr. Erhard Reckwitz
(Universität Duisburg-Essen)
Prof. em. Hermann Sturm

Foto: Dekanat Geisteswissenschaften
Ein paar Ältere erinnern sich vielleicht noch: wer in den achtziger und neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts in der 2. Etage von Gebäude R12 durch den A- oder B-Flur ging, kam vorbei an einem verglasten Innenraum voller Gebrauchsgegenstände: Radios, Schreibmaschinen, Haartrockner und vieles andere mehr, das noch ein bisschen älter war, als dieser Flur – die Designsammlung des damaligen Fachbereichs 4. Die Sammlung gibt es noch – mittlerweile im Quartier Nord der Folkwang Universität der Künste auf dem Gelände des Weltkulturerbes Zollverein. Ihr Begründer, der auch ein grundlegendes Buch dazu herausgegeben hat („gestalten gebrauchen erinnern“), ist im Februar wenige Wochen vor seinem 88. Geburtstag verstorben.
Professor Hermann Sturm war eine prägende Gestalt der ehemaligen Gesamthochschule und Universität Essen. Aufgewachsen im Nordosten Baden-Württembergs, studierte er Kunst, Philosophie und Germanistik in Stuttgart, Berlin und Tübingen. Danach war er Lehrer an verschiedenen württembergischen Schulen und ab 1966 Dozent an den pädagogischen Hochschulen in Wuppertal, Braunschweig und Essen. Dort wurde er 1972 zum Universitäts-Professor der neugegründeten Gesamthochschule ernannt und vertrat bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2001 das Fach Kunst- und Designpädagogik in Lehre und Forschung. Die Folgen seines Wirkens reichen weit über Essen hinaus. Viele seiner ehemaligen Mitarbeiter*innen und Doktorand*innen haben später andernorts Karrieren gemacht.
Nicht nur als akademischer Lehrer hinterließ Hermann Sturm nachhaltige Spuren. Als Autor und Herausgeber veröffentlichte er Dutzende von Büchern zur ästhetischen Theorie und Praxis. Sein Hauptinteresse galt der noch jungen Disziplin der Designwissenschaft. Sein Buch „Der ästhetische Augenblick“ gehört bis heute zum designwissenschaftlichen Kanon. Außerdem verfasste er zahllose Zeitschriftenartikel und konzipierte einschlägige Ausstellungen in Essen, Duisburg, Basel und anderswo. Er engagierte sich in der akademischen Selbstverwaltung und bei Reform-Versuchen in der Lehrerausbildung und gründet 1998 mit Kolleginnen und Kollegen das „Institut für Kunst und Design“ (IKUD) - als wissenschaftliche Einrichtung der damaligen Fakultät für Kunst und Design mit der Aufgabe, „die Theoriefächer Kunst- und Designwissenschaften zu betreiben, die Zusammenarbeit mit außeruniversitären Einrichtungen (Museen, Instituten, Sammlungen, Designzentren, Forschungsstellen) zu verstärken und weiterzuentwickeln“. Dieses Institut leitete er bis zu seiner Emeritierung. Zusammen mit vier Kollegen aus den Politik-, Sozial- und Literaturwissenschaften rief er 1986 „Revierkultur“ ins Leben – eine „Zeitschrift für Gesellschaft, Kunst und Politik im Ballungsraum“. Die hat zwar nach acht Ausgaben ihr Erscheinen wieder eingestellt, ihre Hefte aber sind heute noch hochaktuell. Vielleicht wurde sie einfach zu früh gegründet. Sturms Interesse an regionaler Kultur manifestierte sich auch in der Kampagne gegen den Abriss des historischen Turmhauses der Krupp‘schen Hauptverwaltung.
Engagement für das Ruhrgebiet und internationale Kooperation war für Hermann Sturm kein Widerspruch. Er importierte das Amt des „artist in residence“, lud ausländische Gastdozent*innen ein, hielt selbst Vorlesungen in den USA und war Gastprofessor in Tokio. Seine schwäbische Herkunft hat er dabei nie verleugnet.
Neben all diesen Aktivitäten fand er immer auch Zeit für die eigene künstlerische Arbeit. Mehrere Einzelausstellungen und Beteiligungen an zahlreichen Gruppenausstellungen bezeugen dies. Sein Nachlass enthält Hunderte von Linolschnitten, Aquarellen, Zeichnungen und Radierungen.
Hermann Sturm hat die Gründungsideen dieser Hochschule (Theorie-Praxis-Integration, Regionalbezug und Internationalisierung) ernst genommen und gelebt. In einer Zeit, da Kultur- und Geisteswissenschaften hochschulpolitisch in den Hintergrund geraten, ist es gut, an ihn und seine Arbeit zu erinnern.
Prof. Dr. Cordula Meier
(Institut für Kunst- und Designwissenschaft, Folkwang Universität der Künste)
Dr. Hannes Krauss