Informationen zum Forschungsprojekt

„Tarifbindung stärken“

Ziel und Aufgabenstellung

Die international vergleichende Forschung hat belegt, dass eine hohe Tarifbindung das wirkungsvollste Instrument der Verringerung der Ungleichheit der Markteinkommen ist. Nur durch eine deutliche Erhöhung der Tarifbindung kann die hohe Einkommensungleichheit in der Primärverteilung in Deutschland wirkungsvoll verringert werden. Zur Erhöhung der Tarifbindung liegen unterschiedliche Vorschläge aus verschiedenen Disziplinen (Volkswirtschaft, Rechtswissenschaft, Sozialwissenschaften) vor. Sie reichen von der Stärkung der gewerkschaftlichen Verhandlungsmacht durch klassische gewerkschaftliche Organisationsarbeit, dem Ausbau der Mitbestimmung, über Vorteilsregelungen für Gewerkschaftsmitglieder, tarifdispositives Recht, Tariftreuegesetze bei der Vergabe öffentlicher Aufträge, einer Erleichterung der Allgemeinverbindlichkeitserklärung von Tarifverträgen bis hin zu einer Reihe weiterer Maßnahmen. In der Praxis werden sie jedoch meistens sowohl in den Gewerkschaften als auch in der Wissenschaft getrennt diskutiert.

Die Wirkungen der vielen vorgeschlagenen Instrumente auf die Tarifbindung sind bislang nicht im Einzelnen belegt worden. Erkennbare Wirkungen in Richtung einer deutlichen Erhöhung der Tarifbindung von heute 51% (WSI Tarifarchiv 2023) auf 80% (Zielgröße in der europäischen Mindestrichtlinie) sind nicht mit einem dieser Instrumente allein, sondern nur durch ihre Kombination zu erzielen, wobei sich diese Kombination durchaus von Branche zu Branche unterscheiden kann.

Ziel dieses interdisziplinären Forschungsvorhabens ist es, die unterschiedlichen – oft entlang disziplinärer Grenzen – formulierten Vorschläge zur Erhöhung der Tarifbindung zu einem schlüssigen Gesamtkonzept zusammenzufassen und dabei Forschungslücken zu schließen. 

Vorgehen

Zur Erarbeitung des Konzepts soll eine interdisziplinäre Forschungsgruppe mit Vertreter*innen der Volkswirtschaft, Rechtswissenschaft und Sozialwissenschaften gebildet werden. Diese Forschungsgruppe soll disziplinübergreifend den Stand der Wissenschaft zusammenfassen und Forschungslücken durch eigene Arbeiten und die Vergabe von Gutachten schließen. Dazu soll als erstes die heterogene Tariflandschaft und die Ursachen für den Rückgang der Tarifbindung in Deutschland analysiert werden. Zweitens sollen die unterschiedlichen disziplinären Narrative zu einer Erhöhung der Tarifbindung ausgearbeitet und verknüpft werden. Drittens sollen auf dieser paradigmatischen Grundlage die einzelnen Vorschläge dargestellt und ihre möglichen Wirkungen auf der Basis nationaler und internationaler Erfahrungen bewertet werden. Viertens sollen Vorschläge zu einem Gesamtkonzept entwickelt werden. Explizit werden dabei auch die Themen der Gleichbehandlung sowie einer solidarischen Lohnpolitik zur Aufwertung der Tarifentgelte in schlecht bezahlenden Branchen behandelt.

Bei dem Projekt handelt es sich um ein Kooperationsprojekt zwischen dem WSI der HBS und dem IAQ.

Vorträge zum Projekt

Frederic Hüttenhoff: Perspektiven für eine Stärkung der Tarifbindung - ein gemeinsames Projekt von IAQ und WSI. WSI-Tarifforum 2023, Düsseldorf, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut der Hans-Böckler-Stiftung, 05.12.2023  Weitere Informationen

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.07.2023 - 30.06.2025

Forschungsabteilung
Prekarisierung, Regulierung, Arbeitsqualität

Leitung:
Prof. Dr. Gerhard Bosch

Bearbeitung:
Frederic Hüttenhoff

Finanzierung:
Hans-Böckler-Stiftung