Laufende Projekte der AG- Gesellschaftliche, institutionelle und individuelle Mehrsprachigkeitsforschung


Linguistisches Wording als Grundlage professionellen sprachbildungsbezogenen Handelns in mehrsprachigen und inklusiven Grundschulklassen


Aufbauend auf der Pilotstudie „Umgang mit Sprache(n) im Unterricht“ (Di Venanzio/Niehaus, 2023), die widersprüchliche Haltungen von angehenden und praktizierenden Grundschullehrkräften gegenüber mehrsprachigen Schüler:innen und Schüler:innen des gemeinsamen Lernens aufzeigen konnte, untersucht die follow-up-Studie nun das Verständnis von schulpraktischen Begriffen im Kontext mehrsprachiger und inklusiver Klassen.

Di Venanzio & Niehaus (2023) formulieren konkrete Forderungen im Hinblick auf die universitäre Lehrkräfteprofessionalisierung im Bereich einer Inklusiven Sprach(en)bildung (Rödel & Simon, 2019). Unter anderem wird die Bedeutung der Verwendung sprachwissenschaftlicher Begrifflichkeiten und Konzepte der Spracherwerbs- und Mehrsprachigkeitsforschung betont, um die mit Mehrsprachigkeit konnotierte defizitäre Lesweise von Schüler:innen (handlungspraktisch oftmals als DaZ-Kind, Inklusions-Kind realisiert) in der universitären Lehrkräfteausbildung und -professionalisierung konzeptionell und sprachlich aufzubrechen. Dafür scheint es jedoch notwendig, den individuellen Spracherwerb ein- und mehrsprachiger Schüler:innen linguistisch zu beleuchten, korrekt zu benennen und zu reflektieren (vgl. dazu auch Pfaff & Cantone, 2021). Es wird davon ausgegangen, dass eine professionell erworbene sprachliche Handlungspraxis – im Sinne eines linguistischen Wordings – die Professionalität im Umgang mit sprachlicher Vielfalt anleitet und zu Multiplikatoreffekten in der zukünftigen Schulpraxis beitragen kann, die sich gegen eine Zuschreibungspraxis (migrationsbedingt) mehrsprachiger Schüler:innen als auch Schüler:innen mit weiteren spezifischen sprachlichen Unterstützungsbedarfen stellt (Chilla, 2019⁠; Dirim & Khakpour, 2018).

Es werden drei Gruppen von Studierenden des Lehramts Grundschule befragt: Studierende vor dem DSSZ-Modul im Bachelor, Studierende vor dem DSSZ-Modul im Master und Studierende nach dem Praxissemester im Master. Die Teilnehmendem müssen Kinder anhand von sechs Vignetten, die verschiedene Spracherwerbssituationen beschreiben, begrifflich bezeichnen und beurteilen, ob ihnen schulpraktische Begriffe bekannt sind und sie mithilfe von Schlagwörtern definieren.

Die Studie zielt darauf ab, Diskrepanzen zwischen dem Verständnis und den zugrunde liegenden linguistischen Begriffen und Konzepten zu konkretisieren und das Thema in der Lehrkräfteausbildung zu thematisieren und zu reflektieren. Die Studie soll ebenfalls die Fragen beantworten, wie angehende Lehrkräfte spracherwerbs- und schulbezogene Begriffe ausfüllen, ob es Unterschiede/Veränderungen in verschiedenen Phasen der Ausbildung gibt und welche Intersektionen im konzeptionellen Verständnis der Begriffe hinsichtlich der Bildungsbenachteiligung migrationsbedingt mehrsprachiger Schüler:innen und Schüler:innen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf erkennbar sind.

Ansprechpartner*innen: Kevin Niehaus (kevin.niehaus@uni-due.de), Laura Di Venanzio (laura.divenanzio@uni-due.de)