Das Friedensgutachten ist das gemeinsame Gutachten der deutschen Friedensforschungsinstitute (BICC / IFSH / INEF / PRIF) und erscheint seit 1987. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachgebieten untersuchen darin internationale Konflikte aus einer friedensstrategischen Perspektive und geben klare Empfehlungen für die Politik.

Friedensgutachten 2023: Noch lange kein Frieden

Russlands Krieg gegen die Ukraine, Pandemie, Klimawandel und Extremwetterereignisse: Immer neue Krisen erschüttern die Gesellschaften weltweit. Zugleich steigt die Zahl der Gewaltkonflikte, an denen häufig nichtstaatliche, irreguläre Milizen und Rebellen beteiligt sind. Das Friedensgutachten 2023 zeigt auf, welche Handlungsspielräume die deutsche Politik nach der „Zeitenwende“ in der Friedens- und Sicherheitspolitik hat. Zentrale Themen sind die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit im Globalen Süden angesichts multipler Krisen sowie die Entwicklung eines Ansatzes, Rüstungskontrolle neu zu denken und gegen Desinformationen zu schützen. Ebenso im Fokus stehen die kluge Gestaltung des Handels mit unbequemen Partnern, die Förderung von kooperativen Beziehungen und der Kampf gegen die Polarisierung demokratischer Gesellschaften.

Alle Beiträg des Friedensgutachtens stehen hier kostenfrei zum Download zur Verfügung.

Allgemeine Pressemitteilung der Herausgeberinstitute

Stellungnahme der Herausgeber*innen

Aufzeichnung Bundespressekonferenz

Medienberichterstattung zum Friedensgutachten 2023

https://www.deutschlandfunkkultur.de/noch-lange-kein-frieden-friedensforscher-legen-gutachten-vor-dlf-kultur-db63ed42-100.html

https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr3/wdr3-resonanzen/audio-noch-lange-kein-frieden-100.html

https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/friedensgutachten-eine-welt-mit-mehr-waffen-und-konflikten

https://www.dw.com/de/friedensinstitute-ukraine-krieg-wird-lange-dauern/a-65895274

https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/forscher-noch-lange-kein-frieden-in-der-ukraine-18958474.html

https://www.inforadio.de/rubriken/interviews/2023/06/12/friedensforschung-baumgart-ochse-ukraine-russland-krieg.html

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/friedensgutachten-friedensforschung-100.html

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/friedensgutachten-forschung-krieg-ukraine-100.html#xtor=CS5-21

 

 


 

 

Mehr zum Friedensgutachten 2023

Die Ukraine steht möglicherweise vor einem lange währenden Abnutzungskrieg. Zugleich werden sofortige Friedensverhandlungen und ein Stopp der Waffenlieferungen an das Land auch in Deutschland immer lauter gefordert. Die führenden deutschen Friedensforschungsinstitute sprechen sich dagegen klar für die Aufrechterhaltung der internationalen militärischen Unterstützung der Ukraine aus. Ein Einstellen der Hilfen hätte zur Folge, dass Russland seinen Expansionsdrang weiterverfolgen könnte und sich die Sicherheitslage in ganz Europa weiter verschlechtern würde, so die Friedensforscher:innen. Voraussetzung für Verhandlungen mit Russland sei unter anderem die sorgfältige Vorbereitung einer internationalen Vermittlungsinitiative, in deren Zentrum glaubhafte und weitreichende Sicherheitsgarantien für die Ukraine stehen.

Globale Verwerfungen im Lichte des Krieges

Der Ukraine-Krieg beeinträchtigt auch das Handeln internationaler Organisationen, etwa bei der Bewältigung drängender globaler Herausforderungen, allen voran des Klimawandels. Im Fokus des diesjährigen Friedensgutachtens steht deshalb die Forderung nach einer umfassenderen Zeitenwende, die nicht auf verteidigungspolitische Maßnahmen beschränkt bleibt. Die Bundesregierung sollte, so die Empfehlung der Friedensforschungsinstitute, auf eine finanzielle Stärkung der Vereinten Nationen hinwirken und ihre klimapolitischen Anstrengungen intensivieren. Auch dürften laufende Gewaltkonflikte in anderen Teilen der Welt – so zum Beispiel der kürzlich ausgebrochene Bürgerkrieg im Sudan – nicht aus dem Blick geraten.  

Das vom INEF koordinierte Kapitel „Nachhaltiger Frieden“ verdeutlicht, dass deutsche und europäische Hilfen zur Krisenbewältigung in Ländern des Globalen Südens nicht allein auf eine Rückkehr zum politischen und sozioökonomischen Status quo abzielen sollten. „Kurzfristige Hilfsbemühungen im Anschluss an Gewaltkonflikte oder Naturkatastrophen reichen nicht aus. Vielmehr muss auch die Qualität des Regierungshandelns nachhaltig verbessert werden“, so Prof. Dr. Tobias Debiel, stellvertretender Direktor des INEF.