© UDE/Frank Preuß

Projekt Campus Garten

Der Nachbarschaftspfleger

  • von Cathrin Becker
  • 24.01.2020

Der Campus muss schöner werden, dachte sich Kurt Walter. Gemeinsam mit Studierenden gründete er die Gruppe Campus Garten.

Herr Walter, Sie haben in den 1970ern studiert. Wie war das?

Anfang der Siebziger war ich an der Pädagogischen Hochschule Ruhr eingeschrieben, Ende der Siebziger an der Gesamthochschule Duisburg. Die Studierendenzahl war überschaubar und das Miteinander enorm wichtig. Das Tollste war das gemeinsame kulturelle Leben, sowohl mit den Kommilitonen als auch mit unseren Dozenten.

Was unterschied Ihr Studentenleben von dem der heutigen Studierenden?

In einem Begriff: die akademische Pause. Es war normal, dass wir die Mittagspausen, in denen es auch keine Vorlesungen gab, mit dem Dozenten verbrachten. Wir gingen in die Mensa, spazieren oder besuchten mittags zusammen das AStA-Kino. Im Vorlesungsverzeichnis standen die Adressen aller Lehrenden, die konnte man einfach anrufen. Heute undenkbar.

Würden Sie noch einmal Pädagogik studieren?

Immer wieder. Auch wenn ich als marxistischer Student – was in den Siebzigern keine Seltenheit war – den Weg in den Staatsdienst nicht geschafft habe und kein Lehrer geworden bin, hat sich das Studium für mich gelohnt.

Was haben Sie im Studium für die Zeit danach gelernt?

Später habe ich im Duisburger Familienbildungswerk der evangelischen Kirche gearbeitet. Da konnte ich viel aus dem Studium anwenden: Wie mache ich Stadtteilanalysen? Wie stelle ich eine Bürger­initiative auf die Beine? Wie motiviere ich Menschen für eine Sache? Dadurch wurde meine Bindung zur Stadt und zur Uni noch enger.

Wie sind Sie zum Campus Garten an der UDE gestoßen?

Ich wohne seit 50 Jahren um die Uni herum, da gehörte der Campus für mich immer dazu. Ich kann mich noch sehr gut an das Storchennest, also die Geburtsklinik, die das heutige LF-Gebäude einmal war, erinnern. Ich kenne viele Leute, die dort geboren wurden. Ich bin gerne hier und arbeite zum Beispiel regelmäßig in der Unibibliothek. Als ich 2014 mit dem Bau des LX-Gebäudes gesehen habe, dass Grünflächen kaputtgegangen sind, die Wiese voller Bauschutt lag, ein Baum weichen musste und das Werk eines Dozenten zerstört wurde, reichte es mir. Ich fing an, Pflanzen rund um die UB zu setzen und mich um sie zu kümmern.

Wie ging es dann weiter?

Als ich mal wieder auf dem Campus herumlief, war der Wahlkampf um die Plätze im Studentenparlament in vollem Gange. Da habe ich rumgefragt, ob nicht jemand Interesse hat, sich mir anzuschließen. So habe ich Marcus Lamprecht kennengelernt, der sich damals mit dem ökologischen Referat des AStA schon um ein Beet gekümmert hat. Wir haben dann eine richtige Hochschulgruppe gegründet und einen Vertrag mit dem Gebäudemanagement geschlossen. Seitdem treffen wir uns immer mittwochs von 10 bis 12 Uhr in Duisburg, egal wie
viele kommen und wie das Wetter ist. Es kann sich übrigens jeder anschließen, der möchte, natürlich auch für den Essener Campus.

Guter Punkt. Wie aktiviert man Studierende für den Umweltschutz?

Ansprechen! Immer wieder. Wichtig ist auch, Beispiele zu finden, die sie sofort verstehen. Wenn ihr den Campus vollraucht, dann ist das schlecht für die Bienen. Oder wenn ihr eure Kippen liegenlasst, ist das schädlich für die Erde. Das funktioniert erstaunlich gut, den Bienen will keiner was tun (lacht). Mal eben den Sack aufhalten, wenn wir das Laub zusammenfegen, hat bisher auch noch jeder geschafft, den wir gefragt haben.

Ihr bisher größter Erfolg für eine grüne UDE?

Wir konnten die letzten drei Jahre nachhaltig arbeiten. Die Beete oder die bepflanzten Reifen, auch der chinesische Garten im Zoo, an dem wir mitwirken, sind toll geworden. Am sichtbarsten ist wahrscheinlich die achteckige Wiese vor der UB. Die war früher eine matschige Brachfläche, jetzt ist es ein schöner dauerhaft grüner Platz mit einem kleinen selbstgebauten Zaun und Blumen. Die Studierenden wollten mehr Aufenthaltsflächen in Duisburg, wir haben sie geschaffen.

Leben Sie umweltbewusst?

Ich esse Fleisch, aber ansonsten haben wir als vierköpfiger Haushalt kein Auto, sondern fahren mit dem Rad. Außerdem will ich mich dafür einsetzen, dass der Aldi am Sternbuschweg Rasengittersteine bekommt, die mehr Luftzirkulation zulassen. Der gepflasterte Parkplatz ist eine der heißesten Flächen der ganzen Stadt. Für viele gehört der Aldi zum erweiterten Campus, deshalb ist das genau das richtige Projekt für unsere Gruppe (lacht).

Die Fragen stellte Cathrin Becker.

Mehr Einblicke in die Arbeit der Hochschulgruppe Campus Garten gibt es im Video.

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Zur Person

Kurt Walter studierte von 1975 bis 1980 Pädagogik an der Gesamthochschule Duisburg. Anschließend arbeitete er bis zur Rente als Fachbereichsleiter für politische Bildung im Familienbildungswerk der evangelischen Kirche. Er koordiniert die Verlegung der Stolpersteine in Duisburg und macht regelmäßige Führungen durch seine Stadt und über den Campus seiner Alma Mater.

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