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Gesundheitsökonom übernimmt neue Aufgabe

Kurz- und langfristig der Ukraine helfen

  • von Cathrin Becker
  • 31.03.2022

Initiativen starten, Kolleg:innen und Studierende unterstützen, Maßnahmen zum Wideraufbau des Landes koordinieren: Als es bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Gesundheitsökonomik (dggö) um die Suche nach einem Ukraine-Beauftragten ging, musste Martin Karlsson nicht lange überlegen. Der Professor der UDE übernimmt das Amt gerne „solange es erforderlich und erwünscht ist.“

Karlsson kennt die Ukraine und ihre Hauptstadt. Seit neun Jahren pflegen sein Lehrstuhl und das gesundheitsökonomische Forschungszentrum CINCH an der UDE enge Kontakte zur Kyiv School of Economics. „Am CINCH haben wir schon im vergangenen Monat Initiativen für Kolleg:innen und Studierenden gestartet“, erklärt der Gesundheitsökonom. So können ukrainische Wissenschaftler:innen ein bis zu einem Jahr dauerndes Stipendium am Zentrum bekommen, wieder forschen und ihre Ergebnisse präsentieren. Außerdem werden sie bei der Bewerbung für weitere Hilfen und bei der Eingewöhnung im Ruhrgebiet unterstützt. „Wir wollen aber auch den Angehörigen ukrainischer Unis helfen, die sich derzeit noch in ihrem Land befinden, und Studierenden einen Aufenthalt in Deutschland ermöglichen.“ Die Verbreitung von Informationen und Koordinierung der Maßnahmen unter deutschen Hochschulen sind weitere Vorhaben.

Schnelle Hilfe ist das eine, doch Karlsson und sein Team denken schon weiter. „Genauso wichtig ist die langfristige Perspektive: Wie können wir mit unserer Expertise, unseren Ressourcen und unseren Kontakten unterstützen, wenn der Krieg vorbei ist?“ Die dggö hat in den eigenen Reihen Fachleute, die sich mit den Herausforderungen in Staaten mit schwachen Institutionen sehr gut auskennen, und möchte deren Wissen mit der Expertise über Herausforderungen westlicher Gesundheitssysteme verbinden. Karlsson ist sich sicher, dass die geballte Kompetenz den ukrainischen Kolleg:innen hilft. Gemeinsam könne man so den Wiederaufbau vorantreiben.

Die größte Herausforderung sieht er in den strukturellen Problemen des ukrainischen Gesundheitssystems. „Die gab es bereits vor dem Krieg“, gibt Karlsson zu bedenken. „Das Gesundheitswesen wurde seit dem Fall der Sowjetunion kaum reformiert und hat riesige Probleme mit Korruption. Jetzt zeichnet sich eine gesundheitliche Katastrophe ab, die Auswirkungen über die nächsten Jahrzehnte haben wird. Dazu kommt die vom Krieg verursachte Zerstörung der Infrastruktur. Es wird nicht leicht, diese Probleme zu bewältigen. Aber durch die Aussicht auf eine Integration der Ukraine in die EU entstehen auch neue Möglichkeiten.“


Weitere Informationen:
Prof. Martin Karlsson, Lehrstuhl für Gesundheitsökonomik und CINCH, Tel. 0201/18 3-3679, martin.karlsson@uni-due.de

Redaktion: Cathrin Becker, Tel. 0203/37 9-1488, cathrin.becker@uni-due.de

 

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