Auch ohne Habilitation Karriere machen

Mehr Chancen auf einen Lehrstuhl

  • von Beate Kostka
  • 15.12.2017

Mit ihren 21 eingeworbenen „Wanka“-Professuren zählt die UDE zu den erfolgreichsten NRW-Universitäten. Was hat der wissenschaftliche Nachwuchs davon?

Akademiker/innen mit Doktortitel haben vergleichsweise gute Berufsaussichten – zumindest außerhalb der Universität. Wer dagegen einen Lehrstuhl anstrebt, braucht einen langen Atem. Denn meist muss man sich dazu noch habilitieren. Und das kann dauern: Üblicherweise rechnet man die Studienzeit plus etwa je sechs Doktoranden- und Postdoc-Jahre.

„Die Kandidaten sind dann oft schon über 40 Jahre alt und haben nicht selten viele Zeitverträge an verschiedenen Hochschulen hinter sich“, gibt Professorin Dr. Isabell van Ackeren zu bedenken. „Gerade hochqualifizierte Frauen verzichten häufig auf Kinder, weil sie nicht absehen können, ob und wo sie an einer Universität eine Dauerstelle bekommen. Oder sie entscheiden sich umgekehrt erst gar nicht für den langen und unsicheren Weg im Wissenschaftsbetrieb“, sagt die Prorektorin für Studium und Lehre.

Karriere machen auch ohne Habilitation
Ändern soll sich dies mit dem Bund-Länder-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Mit ihm soll die akademische Karriere grundsätzlich transparenter und planbarer werden. Bis 2022 werden 1.000 neue Juniorprofessuren mit Tenure Track geschaffen. Das bedeutet: Bestätigt sich innerhalb von sechs Jahren, dass der- oder die­jenige die Ziele erreicht hat, die bei der Einstellung vereinbart wurden, ist ein Vertrag auf Lebenszeit garantiert – auch ohne Habilitation.

21 dieser Professuren hat die UDE jetzt schon sicher, was Rektor Professor Dr. Ulrich Radtke freut: „Damit können wir den Nachwuchskräften gute Rahmenbedingungen bieten und gleichzeitig unser Forschungsprofil stärken.“ Denn es wird junge Spitzenkräfte anlocken.

Die Juniorprofessur mit Tenure Track war bundesweit bislang kein gängiges Modell, auch nicht an der UDE. 2016 waren hier nur 12 von 473 Professuren (6%) als Juniorprofessur ausgelegt, mehr als die Hälfte davon sogar ohne Option auf eine Lebensstellung.

Die 21 frischen Stellen tun da gut: Für jede erhält die Uni bis zu acht Jahre lang 118.000 Euro jährlich – vorausgesetzt, dass die Stelle im Anschluss im Uni-Haushalt verankert ist. Besetzt werden soll in drei Stufen: 2018, 2019 und 2020.

Vier Professuren werden in der „Forschungsplattform Bildung in der digitalen Welt (ForBILD)“ angesiedelt, fünf weitere im Interdisziplinären Zentrum für Migrations- und Integrationsforschung (InZentIM). Die übrigen Stellen werden auf die Schwerpunkte in den Fakultäten verteilt.

Tropfen auf dem heißen Stein?
Bei allem Jubel: 92 Studierende – so viele wie nirgendwo sonst in Deutschland – muss statistisch betrachtet ein/e Professor/in in NRW zum Hochschulabschluss bringen. Nicht nur Gewerkschaften mahnen an, dass das Tenure-Track-Programm zwar ein guter Anfang sei, aber dringend auf­gestockt und um eine Entfristungsoffensive ergänzt werden müsse. Sonst wäre es nicht viel mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein.

 

Wanka-Professuren
Nur inoffiziell ist dieses Nachwuchs-Paket nach der Bundes­forschungsministerin benannt. Hierbei werden bis 2022 insgesamt 1.000 Juniorprofessuren mit Tenure Track geschaffen.  In der ersten Vergaberunde wurden 468 davon an 34 Univer­sitäten bewilligt. Die zweite Runde folgt 2019.

Mit einer Milliarde Euro beteiligt sich der Bund an dem Programm, die Länder garantieren die restliche Finanzierung.

Warum die UDE erfolgreich war
Nur sieben deutsche Universitäten erhielten mehr als 20 Wanka­- Professuren, darunter war die UDE: Sie erhielt 21 Stellen.

Zu diesem Erfolg hat auch das neu entwickelte und eng verzahnte Tenure-Track-Programm TTPlus beigetragen: Ein Graduate Center bündelt die Angebote und Dienstleistungen zur „Promotion und danach“; und ein Personalentwicklungskonzept verbindet die spezifische Nachwuchsförderung mit der allgemeinen Personalentwicklung.

Außerdem gibt es noch die Research Academy Ruhr. Sie wird von den drei Universitäten Duisburg-Essen, Bochum und Dortmund getragen und vernetzt die Angebote, mit denen sich die Jungforscher/innen auf eine Karriere vorbereiten können. Mehr: udue.de/wissnachwuchs

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