TV-Journalist Thomas Klein hat an der UDE studiert

Wann machst Du endlich was Richtiges?

  • von Ulrike Bohnsack
  • 21.06.2018

Viele Jahre fragte ihn das seine Oma. Thomas Klein ist Fernsehjournalist, meist geht’s um Fußball.

Herr Klein, wie wird man eigentlich Sportreporter fürs TV?
Film und Fernsehen fand ich schon interessant, als ich Kommunika­tionswissenschaft und Germanistik studierte. Für mein erstes Praktikum war ich beim Deutschen Sportfernsehen D:SF – jetzt als Sport1 bekannt. Ich habe in der Außenredaktion in Essen angefangen. Man durfte schnell selbst an die Kamera, das war richtig gut. Bald habe ich neben dem Studium für verschiedene Medien über Fußball berichtet. Bis heute bin ich freier Journalist und arbeite unter anderem für Sport1, die Deutsche Welle und die Deutsche Fußball Liga DFL; mein Schwerpunkt ist Fußball: die Bundesliga, die Nationalmannschaft, aber auch Auslandsreportagen gehören dazu.

Hat Sie das Studium darauf vorbereitet?
Was die journalistische Arbeit betrifft, gar nicht, weil es sehr theoretisch und KoWi sogar teilweise eher philosophisch war. Trotzdem habe ich gern studiert – und viel gelernt. Andere Dinge eben: flexibel zu sein, sich auf Menschen einzulassen und ihre Emotionen einschätzen zu können. Mir hilft das in Interviewsituationen und bei Fan- und Hintergrundgeschichten, die ich überwiegend mache.

Klingt, als hätten Sie Ihren Traumjob …
Eigentlich ja. Ich reise gerne, und meine Arbeit lässt mich viel rumkommen. Bis nach Afrika. Dort habe ich beispielsweise über die Tour du Faso berichtet, das ist das härteste Radrennen des Kontinents. Bei der Fußball-EM in Frankreich war ich vor Ort; und kürzlich habe ich in Island eine Reportage über den Augsburger Stürmer Alfred Finn­bogason gedreht. Zuletzt war ich in Indonesien, wo ich eine Fan-Reportage produziert habe. Das sind die tollen Seiten des Jobs.

Allerdings stört mich, wie sich in den letzten 12 Jahren der Fußball verändert hat. Die Show drum herum nervt. Vereine versuchen, Einfluss zu nehmen; Spieler bekommen vorgegeben, was sie zu tun und zu sagen haben. Die Arbeit für uns Sportjournalisten wird dadurch schwieriger.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?
Typisch heißt bei mir: Jeder Tag ist anders, das ist auch das Spannende. Mache ich zum Beispiel für Sport1 die Vorberichterstattung zu einem Spiel, bereite ich mich zunächst inhaltlich vor. Dann fahre ich zur Pressekonferenz – als One-Man-Show: Kamera, Ton, Fragen stellen, die Stimmung ums Stadion einfangen, das mache ich alles selbst, wie auch das Schneiden der Beiträge. Hinzu kommt natürlich noch Social Media.

Für die Deutsche Welle filme ich ebenfalls und schreibe außerdem noch Onlineartikel und Kommentare, bei der DFL bin ich Trailer-Redakteur. Oft ist es stressig und auch chaotisch, weil ich ja verschiedene Auftraggeber habe. Noch bis vor kurzem hat meine Oma mich gefragt, wann ich endlich mal einen richtigen Job mache. Aber so geregelte Bürozeiten von 8 bis 5 sind nicht mein Ding, auch wenn meine Woche oft sieben Tage hat.

Was waren bisher Ihre Highlights?
Oh, da gab es schon einige: Als Reporter habe ich 2013 in London das Champions-League-Finale zwischen Dortmund und den Bayern erlebt, und ich war unter anderem im sagenhaften Bernabéu-Stadion, als der BVB gegen Real Madrid unterlag.

Schwer zu toppen sind allerdings zwei Erlebnisse: Das eine war ein Schlittenhunderennen in Lappland. Sechs Monate lang habe ich einen Teilnehmer mit seinen acht Hunden begleitet und porträtiert. Das andere war meine Reise nach Äthiopien mit Fußballprofi Neven Subotić. Er ist jedes Jahr dort für seine Stiftung, die dort u.a. Brunnen baut. Im letzten Juni durfte ich als erster Journalist überhaupt mit. Es waren unvergessliche neun Tage.

Im Sommer und Winter, wenn der Ball ruht, suche ich mir oft andere Themen, um nicht fußballblind zu werden.

Was machen Sie denn am 14. Juni?
Da bin ich in Russland und schaue mir das WM-Eröffnungsspiel an. Für die Deutsche Welle berichte ich vor Ort über die DFB-Elf. Vorher reise ich noch mit der Mannschaft ins Trainingslager nach Südtirol. Es wird sicher ein spannender Sommer. Ich freue mich schon.

Ihr Tipp: Wie weit kommen „wir“?
Weit. Wir gehören zu den besten Teams.

Das Interview führten wir Ende Mai 2018.

 

Zu Person
Thomas Klein (35) stammt vom Niederrhein und lebt in Bonn. An der UDE studierte er Kommunikationswissenschaft und Germanistik (2003-2008); schon in dieser Zeit war er freier (Sport-)Journalist und arbeitete für die U23 von Bayer Leverkusen, die von Ulf Kirsten trainiert wurde.

Thomas Klein ist bei Twitter unter @Klein_Tho und bei Facebook unter facebook.com/people/thomas-klein zu finden.

Im Bild oben: Thomas Klein am Wasserfall Gullfoss nahe Reykjavik. In Island war er für eine Spielerreportage. Foto: privat

 

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