© Alexander Kochsiek

Tandem-Projekt Digitale Lehre

Studierende erforschen WhatsApp

  • von Ulrike Eichweber
  • 30.06.2020

Dass sie so sehr am Puls der Zeit sein würden, haben sich Prof. Michael Beißwenger (UDE) und Dr. Katharina König (Münster) wohl nicht träumen lassen: In parallel laufenden Seminaren beider Unis untersuchten ihre Studierenden digitale Kommunikation – und taten das coronabedingt im virtuellen Raum. Auch die Abschlussveranstaltung am 3. Juli wird digital über die Bühne gehen.

Schnell etwas mit dem Kollegen in Homeoffice absprechen, sich mit der Kommilitonin abstimmen oder Freunden was Lustiges schicken: Chats sind aus der heutigen Kommunikation nicht mehr wegzudenken. Wie diese sich dadurch sprachlich verändert, untersuchten Studierende anhand von gespendeten WhatsApp-Chatverläufen. Zu finden sind sie in der Online-Datenbank Mobile Communication Database (MoCoDa).

Diese hat Linguist Beißwenger vor drei Jahren mit Kolleg*innen an der UDE aufgebaut. Neben den Chat-Verläufen sind in der Datenbank weitere Informationen gespeichert: u.a. Alter, Geschlecht und Beziehung der Teilnehmenden sowie der Kontext, in dem die Unterhaltung stattfand.

In den Seminaren dieses Semesters ging es nun darum, die Daten für das forschende Lernen nutzbar zu machen. "Studierenden-Teams entwickelten Forschungsfragen und führten linguistische Analysen durch", erklärt Beißwenger. "Etwa zur Bedeutung von Emojis in der WhatsApp-Kommunikation, zur Frage, wie man Höflichkeit ausdrückt oder wie wichtig Satzstellung und Zeichensetzung sind." Das Interessante an den Chats sei, dass vieles nebeneinander existiere: Bilder, Geschriebenes und Sprachnachrichten. Und die getippten Dialoge näherten sich oft der Alltagssprache an – was sich mitunter auch auf die Grammatik auswirke.

Die Studierenden setzten sich nicht nur mit Phänomenen digitaler Kommunikation auseinander. Sie lernten auch, in einem geisteswissenschaftlichen Kontext mit digitalen Forschungsressourcen umzugehen, und konnten sogar technische Erweiterungen anregen: etwa verbesserte Recherchemöglichkeiten und Funktionen für die Auswertung des Materials.

Das Seminar bieten Beißwenger und König auch im nächsten Semester wieder an. Es wird vom NRW-Wissenschaftsministerium und dem Stifterverband mit rund 100.000 Euro als Tandem-Projekt "Forschendes Lernen mit digitalen Ressourcen" gefördert, damit die studentischen Vorschläge auch umgesetzt werden können. Die Weiterentwicklungen an der Datenbank sollen anschließend für Forschungs- und Lehrzwecke frei zur Verfügung gestellt werden.

Weitere Informationen:
https://www.stifterverband.org/digital-lehrfellows-nrw/2019/koenig_beisswenger

 

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