orange-weißer Clownfisch
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Ach so!

Gibt es intersexuelle Tiere?

  • von Birte Vierjahn
  • 16.12.2020

Der Vogel, den die Amerikanerin Shirley Caldwell 2019 an ihrem Vogelhäuschen beobachtete, war mit seinem leuchtend ­roten Gefieder eindeutig ein Rotkardinal­Männchen – zumindest rechts. Die linke Seite trug hingegen das braune Fe­der­kleid der Weibchen; und die Trennlinie verlief mitten durch den ­kleinen Körper.

Ein solcher Halbseiten-Hermaphrodit* ist zwar eher selten, kommt aber bei Insekten, Krebsen, Schlangen und Vögeln vor. Grundsätzlich zeigt uns ein Blick ins Tierreich, dass die biologische Definition des Geschlechts oft alles andere als eindeutig ist:

Da sind zunächst Zwitter wie Korallen, Weinbergschnecken oder Regenwürmer mit sowohl männlichen als auch weiblichen Geschlechtsorganen. Diese Tiere ­sitzen entweder fest oder sind zumindest nicht gerade Sprinter. Bei der laaaangwierigen Partnersuche wäre es also ungeschickt, wenn ein rein männlicher ­Regenwurm ausgerechnet auf Willi aus dem Nachbarkompost treffen würde. Oder wie Biologe Dr. Christian Feld es ausdrückt: „Wenn jedes Individuum Eier und Samen trägt, erhöht sich die Fortpflanzungschance direkt um 50 Prozent.“

Bei anderen Tierarten wandelt sich das Geschlecht im Lauf des Lebens durch hormonelle Änderungen: Der kleine Clownfisch Nemo zum Beispiel – hier im Foto – ist nur unter Brüdern aufgewachsen. Diese ­leben zunächst im männlichen Harem eines Weibchens. Stirbt dieses, wird ­eines der Männchen zur neuen Königin der Anemone

Auch Pantoffelschnecken starten übrigens als Jungs. Zur Paarung setzen sie sich auf ihre Auserwählte, um anschließend selbst zum Weibchen zu werden und nie wieder loszulassen. So ent­stehen ganze Schnecken­türme, von denen ­immer nur das oberste Tier noch ein Männchen ist. Einige Lippfischarten schlüpfen dagegen immer weiblich aus dem Ei. „Das kann ganz geschickt sein“, erklärt Zoologe Kai Caspar. „Man vermutet, dass der Fisch so erstmal wachsen kann und erst zum Männchen wird, wenn er körperlich in der Lage ist, ein Revier zu verteidigen.“

Apropos: Bei Tüpfelhyänen sind es die Weibchen, die den Ton angeben, und ­i­nteressanterweise sind sie körperlich „maskulinisiert“: Obwohl sie weibliche Geschlechtsorgane haben, sehen diese täuschend echt männlich aus. Ob das eine mit dem anderen zu tun hat, ist in der Wissenschaft übrigens noch umstritten – das gilt wohl nicht nur für Hyänen.

* Hermaphrodit = Zwitter

 

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