© UDE/Frank Preuß

Neu an der UDE/am UK Essen: Christin Seifert

KI durchschaubar machen

  • von Dr. Alexandra Nießen
  • 22.01.2021

Krankenhäuser ohne Ärzte, die Behandlung übernehmen Roboter? „Künstliche Intelligenz (KI) kann das Personal im Krankenhaus nicht ersetzen“, beruhigt Dr. Christin Seifert. Sie entwickelt am Institut für Künstliche Intelligenz in der Medizin (IKIM) des UK Essen Methoden, die den Einsatz und die Vorteile von KI in der Medizin nachvollziehbar machen. Sie ist neue Professorin für Medizinische Datenwissenschaften in der Onkologie an der Medizinischen Fakultät der UDE.

KI-Software analysiert die Welt abstrakt mit Algorithmen und erledigt selbstständig ihr zugeteilte Aufgaben. In smarten Krankenhäusern sammelt und sortiert sie etwa Patientendaten und übernimmt ein erstes Auswerten. Zugleich kann sie behandlungsrelevante Substanzen verordneter Medikamente oder die Historie möglicher Nebenwirkungen aus Gesundheitsakten herausfiltern.

„Das ärztliche Personal muss über die KI-Aktionen und Ergebnisse stets informiert sein“, stellt Christin Seifert klar. „Ärzt*innen beurteilen Entscheidungsprozess und Ergebnisse der KI-Verfahren und entscheiden über die Behandlung. Sie nutzen KI also als Werkzeug und entscheiden, wann und wo sie eingesetzt wird. Wenn nötig, können sie korrigierend eingreifen.“

Wie sinnvoll KI sein kann, verdeutlicht die Computerwissenschaftlerin an klinischen Diagnosen. Das maschinelle Lernen übertreffe das menschliche Expertenurteil in mehreren medizinischen Bereichen, so die Expertin. Etwa beim Erkennen von Krebs in Gebärmutterhalsbildern oder bei der Vorhersage von Lungenentzündungen auf Röntgenaufnahmen. 

Christin Seifert möchte für das medizinische Personal und Erkrankte verstehbar machen, wie die Prozesse und Ergebnisse von KI-Anwendungen zusammenhängen. Dazu gehört zum Beispiel zu zeigen, warum die KI eine bestimmte Entscheidung trifft und warum sie gegebenenfalls anders ausfällt als erwartet. Am IKIM wird die Professorin Methoden der sogenannten erklärbaren KI (Explainable Artificial Intelligence, X-AI) entwickeln. Sie sollen das Vertrauen in KI stärken, da die Menschen die Kontrolle behalten und zugleich von KI profitieren können.

Um die X-AI-Erforschung in NRW voranzutreiben, möchte Seifert zum einen mit dem Westdeutschen Tumorzentrum, dem Cancer Research Center Cologne Essen und den UDE-Computerwissenschaften zusammenarbeiten. Zudem plant sie nationale und internationale Kooperationen mit Einrichtungen wie dem Fraunhofer Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (Hannover), dem Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung sowie drei Krankenhäusern in den Niederlanden. 

Seifert studierte Computerwissenschaften (1998-2004) an der TU Chemnitz. Danach forschte sie an der TU Graz über Maschinelles Lernen. Nach einer ausgezeichneten Promotion (2012) und einem Zwischenstopp als Marie CurieFellow in Tallin (Estland) war sie unter anderem 2016 Gastprofessorin an der TU Dresden und 2017/18 Professorin an der Universität Passau. Danach forschte sie an der niederländischen University of Twente (Enschede). Vor der UDE-Berufung war sie zudem Visiting Researcher am renommierten Georgia Institute of Technology in Atlanta (USA) und am Naval Research Laboratory in Washington, D.C. Ihre Forschung wurde mehrfach gefördert und ausgezeichnet.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. techn. Christin Seifert, Institut für künstliche Intelligenz, Tel. 0201/723 77803, christin.seifert@uk-essen.de

Redaktion: Alexandra Nießen, Tel. 0203/37 9-1487, alexandra.niessen@uni-due.de

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