Abwasserkläranlage und Blockheizkraftwerk Lemgo
© Michael Reimer/Stadtwerke Lemgo

Erfolgreicher Projektabschluss für InSekt

Jede Menge CO2 reduzieren

  • von Jennifer Meina
  • 21.12.2021

Nachhaltiger Strom aus Sonnen- oder Windenergie ist bekannt. Aber umweltfreundliche Wärme aus Abwasser? Dass das nicht nur funktioniert, sondern auch jede Menge CO2 einspart, zeigt das Projekt „InSekt“ der UDE, der Bergischen Universität Wuppertal sowie den Stadtwerken Lemgo. Ihre Wärmepumpe wird durch eine neuartige Automatisierung so gesteuert, dass sowohl Klima als auch Endverbraucher etwas davon haben. Gefördert wurde das Projekt aus EU- und Landesmitteln*. „InSekt“ hat zudem Folgeprojekte angestoßen.

Vor rund dreieinhalb Jahren ging „InSekt“ an den Start. Nun zeigt sich: Die Wissenschaftler:innen waren erfolgreich. Rund 4.000 Tonnen CO2 weniger wurden in dieser Zeit durch das Projekt der Wärmeeinspeisung bisher freigegeben. Ab 2022 ist man in der Lage, jährlich etwa 3.200 Tonnen Kohlenstoffdioxid einzusparen. Möglich macht das die neue Großwärmepumpe der Stadtwerke Lemgo. Sie zieht aus geklärtem Reinwasser der Kläranlage die Wärme und speist sie als Fernwärme in das örtliche Netz ein. Die Wärmeerzeugung der Großwärmepumpe würde ausreichen, um den gesamten historischen Stadtkern in Lemgo mit grüner Wärme zu versorgen. Das sind etwa 17 bis 18 Mio. Kilowattstunden Wärme.

Das Besondere: Eine neue Betriebsstrategie macht die Wärmepumpe deutlich leistungsstärker und energieeffizienter. So genannte Softwareagenten steuern und regeln die Anlagen automatisch – je nach dem, welcher Betriebsmodus für die aktuellen Bedingungen am effizientesten ist. Diese eigenständig arbeitenden Computerprogramme kennt man etwa aus der industriellen Fertigung; sie in Wärmeversorgungsystemen zu installieren, war hingegen neu.

Die Energietechniker der UDE, die das Projekt leiten, sorgen dafür, dass Messwerte und Faktoren – etwa Netztemperaturen – korrekt berücksichtigt werden und die Anlagen stabil Wärme liefern. Die Wirtschaftsinformatiker der UDE entwickeln die Software weiter und integrieren beispielsweise Netzdaten der Stadtwerke oder aktuelle Wettervorhersagen in das Programm. Die Expert:innen elektrische Energieversorgungstechnik der Wuppertaler Universität bringen ihr Wissen zu den Stromnetzen ein.

Und es wird sich noch mehr ändern: Neben bereits abgeschlossenen Baumaßnahmen zur Netzverstärkung, werden die Stadtwerke Lemgo eine weitere Großwärmepumpe für die Fernwärme in Betrieb nehmen, die als Wärmequelle das Wasser des Flusses Bega nutzt. Auch die drittgrößte Solarthermie-Anlage Deutschlands wird im Umfeld der Kläranlage und der Abwasser-Wärmepumpe errichtet. Die gewonnenen Betriebserkenntnisse aus dem Projekt InSekt haben die Entscheidung für dieses Vorhaben unterstützt.

* InSekt (Intelligente Sektorenkopplung zur Reduktion von CO2-Emissionen in Energieversorgungssystemen) gehört zu den Gewinnern im Klimaschutzwettbewerb EnergieSektorenkopplung.NRW. Das Projekt erhielt knapp 700.000 Euro – etwa die Hälfte ging an die UDE.

Im Bild: 
Im Klärwerk der Stadt Lemgo (hinten links) steht die automatisierte Großwärmepumpe. Im vorderen Teil steht das neue Blockheizkraftwerk für die Fernwärme. Hinten rechts ist die neue Solarthermie, die aufgrund der Erfahrungen des Projekts InSekt gebaut wurde.

Weitere Informationen:
Christian Thommessen, Lehrstuhl Energietechnik, Tel. 0203/37-9-2745, christian.thommessen@uni-due.de

Redaktion: Jennifer Meina, Tel. 0203/379-1205,jennifer.meina@uni-due.de

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