Portraitfoto von Natalka Sniadanko
© Kateryna Slipchenko

Natalka Sniadanko ist Poet in Residence

Gegen Unterdrückung anschreiben

  • von Juliana Fischer
  • 07.06.2023

Mit ihren Romanen ruft Natalka Sniadanko uns allen ins Gedächtnis, was Wladimir Putin stets zu unterdrücken versucht, um den russischen Angriffskrieg zu rechtfertigen: die Geschichte der Ukraine. Nun kommt die ukrainische Schriftstellerin als Poet in Residence an die UDE. Vom 12. bis zum 15. Juni hält sie drei öffentliche Lesungen und bietet eine Schreibwerkstatt für Studierende an.

„Mit meinen Romanen schreibe ich gegen Unterdrückung an – gegen die Unterdrückung der ukrainischen Geschichte und der ukrainischen Unabhängigkeit durch Russland“, erklärt Natalka Sniadanko. In ihren Werken nimmt die in Lwiw geborene Schriftstellerin ihre Leser:innen mit auf eine wilde Reise durch die Geschichte ihres Heimatslandes, meist mit exzentrischen und schillernden Charakteren. Da ist zum Beispiel der Erzherzog Wilhelm, dem Sniadanko wieder Leben einhaucht. Zeit seines Lebens kämpfte Wilhelm Franz von Habsburg-Lothringen für die Unabhängigkeit der Ukraine – durch die (russische) Geschichtsschreibung wurde er weitestgehende ausradiert. „Seine Figur fasziniert mich. Er wollte König der Ukraine werden, liebte Männer und Schlafröcke und ist eng mit der europäischen Geschichte verwoben. Das Buch mit dem Titel ‚der Erzherzog, der den Schwarzmarkt regierte, Matrosen liebte und mein Großvater wurde‘ erschien im Jahr 2017 in der Ukraine und 2021 in Deutschland.

Natalka Sniadanko, die fließend deutsch spricht, flüchtete mit ihren beiden Kindern nach Ausbruch des Krieges nach Deutschland. Ihr Mann kämpft seither als Soldat für die Ukraine. „Ich kämpfe dafür mit Worten gegen den russischen Desinformationskrieg“, erklärt die 50-jährige. In Deutschland arbeitete die Schriftstellerin und Übersetzerin zunächst am Deutschen Literaturarchiv in Marbach, künftig wird sie eine Promotionsstelle an der Universität Leipzig ausfüllen. Schreiben wird sie weiterhin, über Krieg, Literatur und die Geschichte der Ukraine.

„Wie Natalka Sniadanko Erzählfäden bündelt, fallenlässt und wiederaufnimmt, bis am Ende eine wunderbare Textur herauskommt ist einmalig“ erklärt Dr. Andreas Erb, der herausragende Poet:innen regelmäßig an die UDE holt. „Jetzt können wir nur eins tun: ihr eine Stimme geben, zuhören, staunen, lernen.“ Gelegenheit dazu gibt es an der UDE bei ihren Lesungen im Juni. Für Studierende bietet Sniadanko außerdem am 13., 14. und 15. Juni, jeweils von 10 bis 14 Uhr, eine Schreibwerkstatt im Casino am Campus Essen an.

Programm:

12.6.2023, 16:00 Uhr, Bibliothekssaal (Campus Essen)
Poetikvorlesung 1
„Sammlung der Leidenschaften oder: Erste Reisen hinter den Eisernen Vorhang“

14.6.2023, 16:00 Uhr, Bibliothekssaal (Campus Essen)
Poetikvorlesung 2
„Frau Müller hat nicht die Absicht mehr zu bezahlen oder: Kleine Geschichte der ukrainischen Migrantinnen“

15.6.2023, 18:00 Uhr, Casino (Campus Essen)
Lesung aus „Der Erzherzog, der den Schwarzmarkt regierte, Matrosen liebte und mein Großvater wurde“
Einführung und Moderation: Michael Braun

 

Weitere Informationen:
Dr. Andreas Erb, Fakultät für Geisteswissenschaften, Tel.: (0201) 183-2023, andreas.erb@uni-due.de

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