Mit Puppe nachgestellte Szene aus dem Film Nosferatu. Noferatu steht in einer Tür und blickt den Betracher/die Betrachterin an.
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Interdisziplinäre Tagung zum Stummfilm

"Vielleicht... ein wenig Blut"

  • von Ulrike Eichweber
  • 05.07.2023

"Nosferatu" (1922) von F.W. Murnau , Hitchcocks "The Lodger" (1927), "Coeur Fidele" (1923) von Jean Epstein: Stummfilme stehen im Mittelpunkt einer Tagung am 14. Juli des UDE-Instituts für Germanistik am Essener Campus. Der Blick auf Darstellungs- und Erzählformen ist dabei interdisziplinär.

Von den Anfängen des Stummfilms bis zur Einführung des Tons führt die Veranstaltung und bringt dabei film- und literaturwissenschaftliche sowie linguistische Aspekte dieser Kunstform zusammen. "Stummfilm ist Film, Stummfilm ist eine Form des Erzählens, seine Inszenierung nutzt Sprechen – auch wenn wir es nicht hören können –, er nutzt Kommunikation und in den Zwischentiteln die geschriebene Sprache als Mittel der Narration und des Spannungsaufbaus", fassen die Tagungsorganisator:innen Prof. Michael Beißwenger, Peter Ellenbruch und Dr. Liane Schüller die verschiedenen Blickwinkel zusammen. Sie wollen u.a. der Frage nachgehen, wie Kommunikation inszeniert und als Mittel der filmischen Erzählung genutzt wird.

In ihrem Vortrag "Vielleicht... ein wenig Blut" nehmen die drei Murnaus "Nosferatu" interdisziplinär unter die Lupe. Der Titel des Vortrags ist ein Zitat aus diesem Stummfilmklassiker, den sich viele spätere Regisseure zum Vorblid nahmen. Dass Beißwenger, Ellenbruch und Schüller ihn ausgewählt haben, hängt aber noch mit etwas Anderem zusammen: Den Film bekommt man in einer umfassend restaurierten bzw. rekonstruierten Fassung. Die korrekte Bildabfolge, die richtigen Abspielgeschwindigkeit, die ursprüngliche Bildästhetik des kompletten Stummfilmbilds mitsamt der zeitgenössischen Einfärbetechnik und die originale Filmmusik ist so auch auf DVD zu sehen. Damit sei er bestens dazu geeignet gegen Klischees in punkto Stummfilm anzugehen. "Zu schnell laufende wackelnde Schwarz-Weiß-Bilder in schlechter fotografischer Qualität – dies sind Probleme, die durch schlechte historische Handhabung und durch falsche Projektionen entstanden sind – es sind also alles Probleme ,von heute, die mit der Stummfilmzeit selbst nicht zu tun haben", meinen die Wissenschaftler:innen.

Außerdem werden Studierende in zwei Werkstattpanels die Ergebnisse ihrer Mikrountersuchungen zu Hitchcocks "The Lodger" und Epsteins "Coeur Fidele" vorstellen, die sie in zwei Seminaren erarbeitet haben. Dafür analysierten sie einzelne Filmsequenzen, beispielsweise die Eröffnungsszene aus "The Lodger" im Hinblick auf die Inszenierung von Massenkommunikation.

Eröffnet wird die Tagung von Dr. Nia Perivolaropoulou (Paris) mit ihrem Vortrag "Das (frühe) Kino – ,An art with a difference`". Zum Abschluss spricht Filmwissenschaftler Prof. Daniel Wiegand (Zürich) "Vom silent movie zum part-talkie: Sprechen, aber noch nicht richtig".

Beginn: 9.30 Uhr, Ort: R09 T00 K18, Bibliothekssaal (Campus Essen)

Weitere Informationen und Anmeldung (bis 7. Juli):
https://www.uni-due.de/geisteswissenschaften/mitteilungen/index.php

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