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Digitale Selbstbestimmung für alle

Datenkraken erkennen

Groß und farbig unterlegt steht im Pop-up-Fenster des Onlineversands „Ich akzeptiere“, darunter ganz klein „Individuelle Datenschutzeinstellungen“: Es geht um Cookies, personalisierte Anzeigen und individuelle Inhalte, denen Nutzer:innen aus Unternehmenssicht bestenfalls zustimmen. Welche Folgen das hat, wissen nur wenige. Sozialpsycholog:innen unter der Leitung der UDE erforschen, wie Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen selbstbestimmt über ihre digitalen Daten entscheiden können. Das Bundesforschungsministerium fördert das Projekt für drei Jahre mit 1,23 Mio. Euro.

In der analogen Welt handeln wir instinktiv: In einem privaten Gespräch neigen wir die Köpfe zueinander und senken die Stimme. Oder wir stellen uns abseits, um allein eine Nachricht zu lesen. „Verletzt jemand unsere Privatsphäre, melden unsere Sinne uns das in der Regel“, erklärt Clara Strathmann, Doktorandin in der Arbeitsgruppe Sozialpsychologie um Prof. Dr. Nicole Krämer. „Sind wir allerdings online, versagt dieses Gespür.“

Einige Personengruppen sind in der digitalen Welt besonders ungeschützt: Zum Beispiel Menschen, die wenig gebildet oder kognitiv eingeschränkt sind oder die Landessprache nur unzureichend sprechen. Sie sind kaum in der Lage, eine informierte Entscheidung über die Verwendung ihrer Daten zu treffen. Strathmann, Krämer und ihr Team erforschen daher im soeben gestarteten Projekt DiversPrivat – Diversitätsgerechter Privatheitsschutz in digitalen Umgebungen mögliche Lösungsstrategien.

Das Ziel des Projekts ist es, die Sensibilität für die Preisgabe privater Daten zu erhöhen, um mögliche negative Folgen zu vermeiden. Basierend auf den Untersuchungsergebnissen entwickeln die Forschenden passende Signale, die zum Beispiel optisch oder akustisch Aufmerksamkeit erregen und so verhindern, dass dem Sammeln von Daten zu schnell zugestimmt wird. Um das Vorhaben so praxisnah und anwendungsreif wie möglich zu gestalten, analysieren Kolleg:innen der Universität Kassel die rechtlichen Aspekte des Vorhabens, zudem sind Ethiker:innen von den Universitäten Passau und Tübingen beteiligt.

„Gemeinsam werden wir nach Wegen suchen, um digitale Verletzungen der Privatsphäre genauso instinktiv wahrnehmen zu können wie im analogen Leben“, so Strathmann. „Das körperlich-sensorische Gefühl, das wir haben, wenn uns jemand uneingeladen über die Schulter schaut, kennen wir alle. Es wäre optimal, wenn wir das online abbilden und wahrnehmbar machen könnten.“

 

Weitere Informationen:
Clara Strathmann, Sozialpsychologie, clara.strathmann@uni-due.de
Prof. Dr. Nicole Krämer, Sozialpsychologie, Tel. 0203 / 37 9-2482, nicole.kraemer@uni-due.de

Redaktion: Birte Vierjahn, Tel. 0203/37 9-2427, birte.vierjahn@uni-due.de

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