Dr. Niel Leimkühler
© UK Essen

Warum ich forsche: Nils Leimkühler

Wenn das Knochenmark vernarbt

Das Knochenmark ist das wichtigste blutbildende Organ des Menschen. Es ist wie eine Fabrik: Seine Stammzellen liefern ein Leben lang Nachschub für die verschiedenen Zellen des Blutes. Mit einer seltenen Erkrankung unseres Knochenmarks befasst sich Dr. Nils Leimkühler. Der 35-Jährige ist Forscher und Assistenzarzt an der Klinik für Hämatologie und Stammzelltransplantation der Universitätsmedizin Essen.

Herr Leimküher, was ist die Myelofibrose?
Das ist eine seltene Form von Blutkrebs, bei der Narbengewebe das Knochenmark ersetzt. Dadurch wird die normale Funktion des Knochnmarks, also Blut zu bilden, zunehmend beeinträchtigt. Die Patient:innen brauchen viele Transfusionen. Die meisten versterben leider schnell oder entwickeln eine akute Form der Leukämie. Heilen lässt sich Myelofibrose nur durch eine Stammzelltransplantation. Allerdings sind die meisten Patient:innen zu krank dafür.

Was erforschen Sie?
Wir möchten verstehen, wie es zur Myelofibrose kommt, wie man sie verhindert oder therapiert. Vor allem erforschen wir, welche Zellen diese Vernarbung im Knochenmark verursachen und wie wir diese Zellen gezielt angehen können. Wir schauen auch, welche Lehren sich aus der Stammzelltransplantation ziehen lassen. Ein Ziel ist es, eine neue Therapie mit denselben positiven Effekten zu finden, aber ohne die Risiken für die Patient:innen, die eine solche Stammzelltransplantation mit sich bringt.

Was motiviert Sie bei Ihrer Arbeit?
Mich interessiert vor allem die Verbindung von Grundlagenforschung – ein großer Teil ist Molekulargenetik und zelluläre Biologie – mit dem translationalen Aspekt, also mit der Anwendung der Ergebnisse im klinischen Alltag. Ich kenne die Patient:innen, mit deren Zellen ich hier im Labor arbeite. Ich behandle und transplantiere sie. Diese persönliche Beziehung macht das Forschen besonders.

Ein anderer Punkt ist meine sehr große Neugier: Wir entschlüsseln zwar mehr und mehr die Entstehung und den Verlauf der Myelofibrose. Aber es gibt noch so viele unbeantwortete Fragen, die mich tagtäglich triggern.

Sie haben als Postdoc in Rotterdam geforscht. Warum dort?
Ich hatte mit den USA und Großbritannien geliebäugelt, aber thematisch hat das Uniklinikum Rotterdam sehr gut gepasst, und ich bin wirklich dankbar, dass ich an diesem Forschungszentrum war.

Klinische und wissenschaftliche Tätigkeit parallel auszuüben, funktioniert dort etwas besser als in Deutschland. Mein Gefühl ist leider, dass sich hier bei uns in den letzten Jahren wenig geändert hat. Meine Arbeit verlangt jeden Tag Hingabe und einen großen zeitlichen Einsatz. Auch wenn ich das gerne leiste, ist es oft herausfordernd – auch fürs Privatleben. Da wünsche ich mir andere Strukturen.

Dr. Nils Leimkühler folgen: https://twitter.com/LabLeimkuehler

 

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