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Studie zu Europas Gewässerqualität

Besser, aber nicht gut genug

  • 29.01.2024

Begradigungen, eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten, Klimawandel und Verschmutzungen – der Mensch beeinflusst die Ökosysteme von Fließgewässern massiv. Ein internationales Forschungsteam, zu dem UDE-Professor Dr. Peter Haase gehört, hat Flüsse in 23 europäischen Ländern untersucht. Anhand wirbelloser Tiere von 1.365 Standorten konnten die Forschenden erstmals zeigen, wie sich die ökologische Qualität der Flüsse zwischen 1992 und 2019 jährlich verändert hat. Insgesamt hat die Qualität zwar zugenommen, doch seit etwa 2010 stagniert sie. Die Ergebnisse sind im Fachjournal Nature Ecology & Evolution veröffentlicht.

Es ist die erste Übersicht zur ökologischen Wasserqualität für Europa. Erstellt hat sie das Team um Hauptautor Dr. James Sinclair (Senckenberg) und Prof. Peter Haase (Senckenberg/UDE). „Hintergrund unserer Arbeit ist, dass es zahlreiche Studien gibt, die über zum Teil widersprüchliche Veränderungen der biologischen Vielfalt berichten, also mal Verbesserung, mal Verschlechterung. Dies hängt damit zusammen, dass sich einige dieser Studien nur auf einzelne Biomonitoring-Indizes beschränken. Bislang war aber unklar, ob diese Indizes überhaupt den ökologischen Zustand hinreichend abbilden“, erläutert Haase.

Um die menschengemachten Auswirkungen zu bewerten, analysierte das Team zunächst Daten im Zeitverlauf. So konnte es nachvollziehen, wie sich die Lebensgemeinschaften wirbelloser, in Flüssen lebender Tiere verglichen mit ihren Ausgangsbedingungen verändert haben. In einem zweiten Schritt setzen die Forschenden die ermittelte ökologische Qualität in Beziehung zu gängigen Kennzahlen –Häufigkeit oder Vielfalt von Arten oder Zusammensetzung von Faunengemeinschaften – sowie zu gängigen Biomonitoring-Indizes, die das Vorkommen sensibler Arten widerspiegeln.

Laut der aktuellen Studie hat die ökologische Qualität von den 1990er Jahren bis 2010 generell zugenommen, „ebenso die Anzahl empfindlicher Arten, was auf geringere anthropogene Einflüsse hinweist – dieser positive Trend kommt aber um 2010 zum Erliegen“, so Sinclair. „Auch der notwendige ‚gute‘ ökologische Zustand – in der EU-Wasserrahmenrichtlinie festgehalten – wurde im Durchschnitt noch nicht erreicht.“

Die bessere Wasserqualität ist wahrscheinlich auf europäische Maßnahmen zurückzuführen, die verstärkt ab den 1980er Jahren eingeführt wurden, wie beispielsweise eine verbesserte Abwasserbehandlung. Die stagnierende Qualität ab 2010 schreiben die Autoren hingegen alten und neuen Stressfaktoren zu, dazu zählen Verschmutzung und Lebensraumveränderungen, der Klimawandel oder die Belastung mit neuartigen Pestiziden oder Arzneimitteln.
 

Zur ausführlichen Pressemitteilung:
https://www.senckenberg.de/de/pressemeldungen/europas-gewaesserqualitaet-besser-aber-nicht-gut-genug/

Zur Publikation: https://rdcu.be/dwYTz

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Peter Haase, Tel. 06051/61954-3114, peter.haase@senckenberg.de
 

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