Die UDE trauert um Prof. Dr. Ilse Storb
„Swinging Ilse“ wurde 96 Jahre alt
- von Birte Vierjahn
- 11.11.2025
Sie war die einzige Professorin für Jazzforschung in Europa und eine Frau, die Musik als Sprache der Menschlichkeit verstand. Wenn Ilse Storb über Musik sprach, sprühte sie vor Energie. Jazz war für sie mehr als ein Forschungsgegenstand – er war Haltung, Bewegung, Lebensfreude. Am 8. November 2025 ist die Musikwissenschaftlerin, Pädagogin und Musikerin im Alter von 96 Jahren in ihrer Heimatstadt Essen gestorben. An der Universität Duisburg-Essen bleibt sie als leidenschaftliche Professorin in Erinnerung, die mit unbändiger Energie Musik und Menschen zusammenbrachte.
Geboren 1929 in Essen, studierte Storb Schulmusik, Musikwissenschaft und Romanistik in Köln und Paris. Ihre Dissertation über Claude Debussy schrieb sie mit einem Stipendium der französischen Regierung. Nach elf Jahren im Schuldienst wechselte sie 1968 an die damalige Pädagogische Hochschule Ruhr in Duisburg. Dort gründete sie 1971 gemeinsam mit dem Saxophonisten Joe Viera das Jazzlabor – ein mutiges Experiment, das die Musikpädagogik veränderte. Hier lernten künftige Lehrkräfte, dass Jazz nicht nur Theorie, sondern Kommunikation ist. „Musik von Seele zu Seele“, nannte sie es.
1982 wurde sie zur Professorin für Systematische Musikwissenschaft einschließlich Jazzforschung an der damaligen Universität-Gesamthochschule Duisburg berufen – europaweit die einzige Frau auf diesem Lehrstuhl. Ihre Habilitation widmete sie dem Pianisten Dave Brubeck, ihre Bücher Louis Armstrong und dem Zusammenspiel von Jazz und Unterricht. Sie gründete die Uni-Big-Band, organisierte internationale Jazzkongresse und förderte Musiker:innen aus aller Welt, darunter auch Helge Schneider.
Ilse Storb verband Forschung mit Bühnenleidenschaft. Ihre Konzerte führten sie nach Afrika, Asien und Amerika, ihre Engagements in Talkshows machten sie bundesweit bekannt. Mit großer Brille, leuchtender Kleidung und unverwechselbarem Lachen brachte sie mit gleicher Leidenschaft Jazz in Grundschulklassen wie ins Fernsehen.
Nach ihrer Emeritierung rief sie das Labor für Weltmusik an der Folkwang Musikschule ins Leben, das bis heute fortbesteht. Für ihren Einsatz für Frieden und Verständigung erhielt sie 1998 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Die Kunsthalle Cubus würdigte sie als „eine der prägendsten Persönlichkeiten der Jazz- und Musikpädagogik in Deutschland und Europa“.
Ihr Lebensmotto stammte von Louis Armstrong: „I like to make people happy.“ So bleibt sie in Erinnerung – als Pionierin, als Weltmusikerin, als „Swinging Ilse“, die den Jazz liebte und lebte.
Im Bild: Blumen zu ihrem 70. Geburtstag: Professsorin Ilse Storb und der damalige Rektor der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg, Prof. Dr. Ingo Wolff, am 18. Juni 1999.
Redaktion: Birte Vierjahn, Tel. 0203/37 9-2427, birte.vierjahn@uni-due.de