© freerangestock.com

Betroffene gesucht

Autismus im Erwachsenenalter

  • von Christine Harrell
  • 12.07.2019

Etwa ein bis 2,7 Prozent der Bevölkerung sind von Autismus betroffen. Im Rahmen einer Forschungsarbeit des LVR-Klinikums Essen und der Medizinischen Fakultät der UDE werden ab Frühjahr 2020 Behandlungen angeboten, um die sozialen Kompetenzen erwachsener Betroffener zu verbessern: Intervention mittels Psychotherapie und mittels computergestütztem Training. Interessierte Patienten können sich schon jetzt um eine Teilnahme bewerben.

Leiden Menschen an einer „Autismusspektrumstörung mit hohem Funktionsniveau im Erwachsenenalter“ (ASS), im Volksmund „Autismus“ oder „Asperger-Syndrom“ genannt, fällt ihnen die zwischenmenschliche Interaktion schwer. Viele von ihnen erhalten die Diagnose erst im Erwachsenenalter. „Denn bis vor 20 bis 30 Jahren war das Krankheitsbild noch wenig bekannt, und viele Betroffene sind durch das Raster gefallen. Hinzu kommt, dass Menschen mit Autismus ihre Defizite kompensieren, indem sie das „richtige“ Verhalten von anderen kopieren“, erläutert Prof. Dr. Katja Kölkebeck von der Medizinischen Fakultät der UDE. Sie ist Oberärztin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am LVR-Klinikum Essen und dabei, eine Spezialambulanz aufzubauen.

„Wir kennen Betroffene, die eine Ausbildung machen oder studiert haben, und bei denen erst im Beruf, wenn mehr Sozialkompetenz gefordert ist, auffällt, dass etwas nicht stimmt.“ Oft ist der Leidensdruck groß, Folgeerkrankungen wie beispielsweise Depressionen sind nicht selten. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem es nicht mehr weitergeht und Hilfe – sehr häufig auf Initiative von Angehörigen oder Arbeitskollegen – gesucht wird“, so die Wissenschaftlerin.

ASS zu diagnostizieren, ist nicht einfach, und spezifische Medikamente zur Behandlung gibt es nicht. Daher freut sich die Klinik, dass ab dem nächsten Jahr im Rahmen der Forschungsarbeit auch eine ambulante Therapie angeboten werden kann.

Patienten mit der gesicherten Diagnose einer Autismusspektrumstörung, die Interesse daran haben, in das Programm aufgenommen zu werden, können sich bereits jetzt melden: autismus.essen@lvr.de.

 

Weitere Informationen:
Prof. Dr. med. Katja Kölkebeck, LVR-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Kliniken und Institut der UDE, katja.koelkebeck@uni-due.de

Redaktion: Christine Harrell, Tel. 0201/723-1615, christine.harrell@uk-essen.de

 

Zurück
-------------------------
Post-Views: 7464