© UDE/Philipp Sieberg

Laborbetrieb auf Standby

„Unser Bereich lebt von Experimenten!“

  • von Cathrin Becker
  • 23.04.2020

Was macht man, wenn man aus Sicherheitsgründen nur zu zweit ins Labor darf, sich aber aufgrund der Corona-Maßnahmen nicht im selben Raum aufhalten soll? Eine schwierige Situation für alle an der UDE, die hauptsächlich im Labor arbeiten. Wir haben mal nachgefragt, wie es gerade so läuft.

Keine Experimentalphysik ohne Versuche im Labor – doch darauf muss Prof. Dr. Axel Lorke verzichten. Aktuell kümmern sich die Mitarbeiter*innen seiner AG von zuhause um die optischen und elektronischen Eigenschaften von Nanostrukturen. Der Laborbetrieb ist komplett zurückgefahren, trotzdem gehe die Arbeit der Gruppe weiter – nur eben ohne Experimente. Schwierig ist das besonders für die Studierenden, die eigentlich noch geprüft werden sollten. „Das trifft einige schon hart“, so Lorke. „Grundsätzlich bin ich aber angenehm überrascht, dass Dreiviertel der UDE-Beschäftigten ins Homeoffice gehen können, ohne dass alles in schwarzen Löchern versinkt.“

Geschlossene Labore gibt es auch im NETZ-Gebäude. Prof. Dr. Hartmut Wiggers vom Institut für Verbrennung und Gasdynamik und sein Team haben ihre Geräte so verlassen, als wären sie nur ins Wochenende gegangen. „Sicherheitsrelevantes, soweit notwendig, ist weiter aktiv, der Rest steht auf Standby, weil es zu viele Fehler gibt, wenn man die Anlagen ganz ausschaltet und später wieder hochfährt.“ Jetzt überlege man, wie man trotz der geltenden Maßnahmen Drittmittel- und Industrieprojekte angehe, „denn die lassen sich nicht beliebig weit verschieben.“ Ziel ist es, nach Ostern zurück an die UDE zu kommen. „Unser Fachbereich lebt von Experimenten“, so Wiggers. Schichtdienst im wöchentlichen Wechsel könnte eine Lösung sein.

Schiffstechnik und Beton

Noch vor einigen Tagen stand Maximilian Jarofka am Institut für Mechatronik zwischen einem Haufen Kartons und Kisten. Mittlerweile lässt sich erahnen, was hier entstehen soll: ein Simulator, mit dem Fahr-Assistenzsysteme für Binnenschiffe getestet werden. „Ich koordiniere die Montage und baue auch mit auf“, sagt der Doktorand. Die Kommandobrücke des Schiffsführers umfasst Fahrhebel und vier Monitore. Ganz anders ein paar Straßen weiter: Dort, am Entwicklungszentrum für Schiffstechnik DST, steht der große Simulator-Bruder für das vollautonome Fahren. Er hat 19 Projektoren und sollte am 14. Mai feierlich eingeweiht werden. Eigentlich ...

„Wir haben uns frühzeitig auf die Situation eingestellt“, sagt Prof. Martina Schnellenbach-Held. Ihre Mitarbeiter*innen, die sonst im Massivbaulabor u.a. Beton anmischen, sitzen gerade weitestgehend an ihren heimischen Schreibtischen. „Die dringenden Projekte im Labor arbeiten wir im Not- und Schichtbetrieb mit maximal zwei Personen in der Versuchshalle ab. Das funktioniert bisher sehr gut.“ Alle weiteren Arbeiten musste das Team einstellen. Statt Beton stehen nun Schriftverkehr und die Umsetzung des digitalen Semesterstarts auf dem Plan. Wann es normal weitergeht? Das weiß die Professorin noch nicht, aber: „Wir stehen in engem Kontakt zu unseren Auftraggebern, die weitestgehend Verständnis zeigen.“

im Bild:
Doktorand Maximilian Jarofka an den Monitoren des Fahrsimulators für Binnenschiffe.

 

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