© Raphael Röttges

Hybrides Semester bei den Sportlern

Kein Schwimmen, kein Turnen

  • von Cathrin Becker
  • 07.05.2020

„Grau is' im Leben alle Theorie – aber entscheidend is' auf’m Platz “, wusste Fußballerlegende Adi Preißler – da gab’ s noch kein Corona. Doch was tun, wenn der Platz gesperrt ist wie zurzeit? Die Sport- und Bewegungswissenschaften treffen die Kontaktbeschränkungen besonders hart. Institutsdirektor Prof. Ulf Gebken und Fachschaftsvorsitzender David Kreß schildern, wie man gerade Sport studiert, ohne Sport zu machen.

„Normalerweise besteht die Hälfte des Semesters für unsere 600 Studierenden aus reinen Praxisseminaren. Das geht gerade natürlich nicht, weshalb wir die Veranstaltungen in Theorie-Praxis-Seminare umgewandelt haben“, erklärt Gebken am Telefon. „Wir gucken von Woche zu Woche, was wir mehr machen können und lassen uns nicht unterkriegen. Auch, weil wir möchten, dass die Studierenden kein Semester verlieren.“ Zumindest für Sport unter freiem Himmel sieht es nach den letzten Lockerungen von Bund und Ländern wieder gut aus.

Seminare und vor allem Prüfungen ohne Kontakt sind und bleiben am Institut aber weiterhin schwierig –nicht nur in der Praxis, auch rechtlich. „Kein Schwimmen, kein Turnen, keine Hilfestellung, das alles ist eine große Herausforderung für uns. Wie sollen wir so Kompetenzen vermitteln oder benoten? Dennoch haben wir kurzfristig sportpraktische Seminare auf den Weg gebracht, die sich auf zu erarbeitende Portfolios mit Unterrichtsreihen konzentrieren. Es sollen kreative Lösungen für Regelveränderungen in Sportspielen oder für die Übertragung von Bewegungsmustern aus dem Volleyballspiel in das Handballspiel gefunden werden.“ Ziel ist es, dass die Studierenden im Semester möglichst viel schaffen.

Holpriger Start

So wie David Kreß, der Sport und Geschichte auf Lehramt studiert und gerade in den Master gewechselt ist. Bei ihm ist das erste digitale Semester eher holprig angelaufen. „Ich hatte Schwierigkeiten beim Umschreiben, weil die mündliche Latinums-Prüfung ausgefallen ist. Für mein Zweitfach Geschichte ist das Latinum leider immer noch Zugangsvoraussetzung für den Master. Zum Glück haben mir der Prüfungsausschuss und das Institut geholfen.“

Während seine Geschichtskurse digital relativ normal ablaufen, wird’s im Fach Sport schwierig. „Selbst unsere Theorie-Kurse beinhalten häufig Praxiselemente, die nun nicht umsetzbar sind. Wir hoffen aber, dass der Präsenzbetrieb ab Mitte Juni wieder stattfinden kann und wir dann die Praxis nachholen können, jetzt wird erst einmal die Theorie vorgezogen “, so Kreß.

Doch was wird aus den Prüfungen? „Ich glaube nicht, dass virtuelle Kurse denselben Lerneffekt haben, wie Präsenzveranstaltungen.“ Trotzdem ist der Student froh, dass das Sportinstitut viel möglich macht, auch wenn einige seiner Kommiliton*innen unruhig sind. „Viele Fragen können wir als Fachschaft über unsere sozialen Netzwerke beantworten. Unklares kläre ich telefonisch mit Herrn Gebken. Für mich gilt, so lange das Praxissemester aber im September starten kann, sehe ich allen anderen Herausforderungen eher gelassen entgegen.“

Video-Workout der Fachschaft

Schade finden Kreß und seine Mitstudierenden eines doch: dass ausgerechnet das Sommersemester von der Krise betroffen ist. „Gerade dann herrscht am Sportcampus immer eine ausgelassene Stimmung, etwa, wenn nach oder zwischen den Vorlesungen Beachvolleyball oder Spikeball gespielt oder einfach die Zeit genutzt wird, sich auf dem Rasen zu entspannen.“ Um die Stimmung aufzuheitern, hat die Fachschaft auf Instagram ein „Stay-Home: Fit & sportlich – auch zuhause“-Video veröffentlicht.

Daran hält sich auch Kreß selbst. Workouts fürs Wohnzimmer und Laufen stehen auf seinem Trainingsplan. Ulf Gebken entspannt täglich mit Yoga und nimmt statt der Bahn jetzt das Rad zur UDE. „Bis zehn Kilometer pro Strecke schafft man locker.“

Im Bild:
David Kreß, Student und Vorsitzender der Fachschaft Sport.

 

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