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Internationale Konferenz zu Migration

Teilhabe oder Ausschluss?

  • von Jennifer Meina
  • 10.03.2022

Die Historie des Ruhrgebiets ist eng mit seiner Einwanderungsgeschichte verbunden und hier von großer Bedeutung. Doch in der Migrationspolitik der vergangenen Jahre gab es starke Veränderungen. Wie werden politische Programme lokal umgesetzt und wie wirken sie auf die Migrant:innen? Das ist Thema der internationalen IMISCOE* Spring Conference 2022. Organisiert wird die Online-Veranstaltung vom 16. bis 18. März in diesem Jahr von der UDE.

Zuwandern, integrieren, einbürgern: diese aufeinanderfolgenden Prozesse waren lange Jahre Inhalt der internationale Migrationsforschung. Doch das bildet längst nicht mehr die Realität ab – zwar wurden neue Migrationspfade und Aufenthaltstitel geschaffen, doch die soziale und rechtliche Lage von Migrant:innen in der Bundesrepublik hat sich nur teilweise verbessert. Wie setzen Behörden politische und rechtliche Vorgaben lokal um und wie navigieren Migrant:innen durch die verschlungenen Wege des Einwanderungs- und des Sozialrechts. Das untersucht die Forschungsgruppe Migration und Sozialpolitik am Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) unterstützt durch das Interdisziplinäre Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (InZentIM), beide an der UDE. Sie organisieren die Konferenz.

Dr. Thorsten Schlee, Leiter der Forschungsgruppe, nennt als Beispiel, dass zahlreiche Bürger:innen der EU keinen oder nur erschwerten Zugang zu sozialen Leistungen und Diensten haben. Sie können nicht nach Deutschland kommen und die gesetzliche Mindestsicherung (Hartz 4, bald: Bürgergeld) in Anspruch nehmen. „Das soll ‚Sozialleistungsmissbrauch‘ vorbeugen, zwingt aber zahlreiche Unionsbürger: innen dazu, jede Verdienstchance ergreifen zu müssen.“ Auch Geflüchtete, deren Asylantrag abgelehnt wurde und die sich dennoch in der Bundesrepublik aufhalten, können (zumeist) weder die Arbeitsvermittlung noch die Deutschförderung nutzen. Diese „Geduldeten“ unterteilen sich wiederum in Untergruppen. Das sei das Problem: „Es entstehen immer mehr Gruppen mit unterschiedlichen Zugängen in den Sozialstaat, die weder für Betroffene noch für die Behörden leicht zu durchschauen sind. Rechtlicher Ausschluss, prekäre Arbeits-, Wohn- und Lebensverhältnisse verstärken sich gegenseitig und verfestigen gesellschaftliche Ungleichheit“, so Schlee.

Das Ruhrgebiet mit seiner einmaligen Migrationsgeschichte liefert den Anlass, diese Fragen auch im internationalen Kontext zu diskutieren. Bei allen lokalen Besonderheiten ähneln sich doch zahlreiche Erfahrungen verschiedener Länder. Ziel der Konferenz ist es, die wissenschaftliche Beobachtung von Migration um die Perspektive lokaler Politik, Verwaltung und von NGOs genauso zu bereichern, wie um die Perspektive und Handlungsweisen von Migrant:innen.

Das International Migration Research Network ist das größte interdisziplinäre Forschungsnetzwerk zu Migrationsfragen in Europa, das nun seit langer Zeit erstmals wieder mit einer Konferenz in der Bundesrepublik tagt. Die Konferenz trägt den Titel „Shifting rationalities in Migration Policies throughout Europe? The (Un)Making of Integration by Discourses, Policies and Migrant Strategies.”

Weitere Informationen:
https://www.uni-due.de/iaq/imiscoe-spring-conference-2022.php

Dr. Thorsten Schlee, Institut Arbeit und Qualifikation, Tel. 0203/379-2850, thorsten.schlee@uni-due.de

Redaktion: Jennifer Meina, Tel. 0203/379-1205, jennifer.meina@uni-due.de

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