Panzer fahren durch eine Straße
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Friedensgutachten vorgestellt

Friedensfähig in Krisenzeiten

  • von Ulrike Bohnsack
  • 21.06.2022

Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ist völkerrechtswidrig und wirkt sich weltweit aus. Das diesjährige Friedensgutachten diskutiert nicht nur, wie es zu diesem Krieg kommen konnte, was Sanktionen bringen und welche globalen Folgen zu erwarten sind. Es zeigt vor allem auf, wie die Bundesregierung reagieren und Europas Sicherheits- und Verteidigungspolitik aussehen sollte. Die führenden deutschen Friedensforschungsinstitute, darunter das Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) der UDE, haben das Gutachten heute (21.6.) auf der Bundespressekonferenz in Berlin vorgestellt.

Das seit 1987 jährlich erscheinende Gutachten beleuchtet die aktuellen Krisen und Gewaltkonflikte weltweit und gibt der Politik klare Empfehlungen. INEF-Direktor Prof. Tobias Debiel, der mit auf dem Podium in Berlin saß, stellt die aktuelle Publikation mit seinen mitherausgebenden Kolleg:innen in dieser Woche bei verschiedenen Ministerien, Bundestagsausschüssen, Fraktionen und öffentlichen Veranstaltungen vor. Insgesamt haben neun UDE-Forschende mitgeschrieben.

Das Friedensgutachten 2022 befasst sich eingehend mit dem Krieg in der Ukraine. Weitere Schwerpunkte sind internationalisierte, dschihadistische Angriffe, Gewalt und Diskriminierung gegen Frauen und sexuelle Minderheiten in Kriegen und Nachkriegsgesellschaften sowie der neue nukleare Rüstungswettlauf. Genau diese Rüstungsdynamiken und ihre Risiken analysiert ein Kapitel, das von Dr. Carmen Wunderlich (UDE) mitverantwortet wurde. Es appelliert an die deutsche Regierung, sich dafür einzusetzen, dass die nuklearen Arsenale nicht verbreitet und ausgebaut werden.

Weltweit nehmen die Konflikte zu, überwiegend finden sie auf dem afrikanischen Kontinent statt. Deshalb bedarf es neuer diplomatischer Ansätze, führen Wissenschaftler:innen unter Federführung des INEF in dem Kapitel Gewaltsame Konflikte aus. Sie fordern eine restriktive Rüstungsexportpolitik, gezielte diplomatische Initiativen und eine Stärkung regionaler Organisationen. So müssten regionale Akteure bei ihren Bemühungen, Spannungen friedlich zu lösen, nachhaltig unterstützt werden.

Viele Konflikte sind eine Folge gesellschaftlicher und internationaler Machtungleichgewichte sowie imperialer Ansprüche, die aus einem gefährlichen Verständnis von Männlichkeit begründet werden. Das ebenfalls vom INEF koordinierte Kapitel Nachhaltiger Frieden verdeutlicht, dass Außenpolitik daher feministisch werden muss. Um Gewalt vorzubeugen, müssen Frauen und marginalisierte Gruppen gleichgestellt werden. Denn „friedensfähig zu sein” heißt, die deutsche und europäische Außen- und Verteidigungspolitik so auszurichten, dass sie über Abschreckung, Aufrüstung und Sanktionierung hinausreicht.

Weitere Informationen:
https://www.uni-due.de/inef/friedensgutachten.php
Stellungnahme der Herausgeber
Prof. Dr. Tobias Debiel, Institut für Entwicklung und Frieden, Tel. 0163 4293045, tobias.debiel@uni-due.de

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