Portraitbild Dr. Ni Xiaoshan
© privat

Humboldt-Stipendiatin am IAQ

Familienfreundlich made in China

  • von Dr. Alexandra Nießen
  • 15.11.2022

China überaltert. „Die Fertilitätsrate ist unter die internationale Warnlinie von 1,5 gefallen“, sagt Dr. Ni Xiaoshan von der University of Shanghai for Science and Technology. Um das Geburten-Problem und die Überalterung zu lösen, gilt im Land nun eine Drei-Kind-Politik . Die Asiatin erforscht am Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) bei Prof. Dr. Ute Klammer, wie ihr Heimatland familienfreundlicher werden kann. Gefördert wird ihr Aufenthalt durch ein Bundeskanzler-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung.

In China, dem bevölkerungsreichsten Land der Erde, leben um die 1,42 Mrd. Menschen. Sie werden rund 78 Jahre alt, jede Frau bekommt etwa ein Kind (1,18). Der Anteil der bis 14-Jährigen macht an der Bevölkerung 17 Prozent aus, der über 65-Jährigen an die 14 Prozent – und er steigt. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die Lebenserwartung (Frauen 84 Jahre, Männer 79) etwas höher als im Reich der der Mitte, es werden pro Frau etwa zwei Kinder (1,58) geboren. Der Anteil der Älteren liegt bei etwa 22 Prozent.

Ob die Drei-Kind-Ansage fruchtet, bleibt abzuwarten. „Sie wurde ja erst 2021 eingeführt“, so die gebürtige Chinesin. Die vorherige Zwei-Kind-Politik habe einen Geburtenanstieg bewirkt, auch des zweiten Kindes (2013: 30 Prozent; 2017: 50 Prozent). Dr. Ni untersucht für das China National Committee on Ageing, wie in Europa mit Alterung umgegangen wird. „In Deutschland ist sie schon früher eingetreten. Hier wird versucht, das Problem mit familienfreundlichen Maßnahmen zu lösen. In China ist diese Institutionalisierung auf politischer und unternehmerischer Ebene im Rückstand.“

Am IAQ möchte sich Dr. Ni daher bis Herbst 2023 der Idee familienfreundlicher Firmen widmen. In China gibt es sie noch nicht. Sie könne aber helfen, die Überalterung und Drei-Kind-Politik anzugehen. Wie die 32-Jährige jungen Landesgenoss:innen Lust auf Kinder machen möchte, ist noch unklar. Mehr als ein Kind können sich viele nicht leisten. Derzeit berät sie die Stadtverwaltung von Shanghai, auch bei der Kinderfrage.

„In China sollten wir bei familienfreundlichen Lösungen unsere digitale Stärke nutzen. Big Data und KI können auch in Altenpflege, Rehabilitation und im Gesundheitswesen genutzt werden, sie bringen den Menschen Annehmlichkeiten“, sagt sie. Zudem gelte es, für Ältere den Zugang zu Selbsttests und Gesundheitsberatung zu erweitern, Langzeitpflegedienste zu stärken und medizinische Einrichtungen zu ermutigen, „Internet+ Pflegedienste“ anzubieten.

Weitere Informationen:

Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ):
Dr. NI Xiaoshan, xiaoshan.ni@gast.uni-due.de
Prof. Dr. Ute Klammer, Tel. 0203/37 9-1827, ute.klammer@uni-due.de

Redaktion: Alexandra Nießen, Tel. 0203/37 9-1487, alexandra.niessen@uni-due.de

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