© Jan Oberhagemann

Autonomes Binnenschiff

Kapitänin KI

  • von Jennifer Meina
  • 28.03.2023

Die Straßen sind voll, die Schienen erst recht – der Transport auf dem Wasserweg wird immer attraktiver. Doch auch hier fehlt das Personal. Geändert werden kann das durch autonome Binnenschifffahrt. Wissenschaftler:innen der UDE, des An-Institutes DST (Entwicklungszentrum für Schiffstechnik und Transportsysteme) und der Reederei HGK Shipping haben nun ein vollautomatisiertes System entwickelt und ihren Prototypen vorgestellt.

100 Meter lang, 2.300 Tonnen Transportkapazität und nachgerüstet mit jeder Menge neuster Technik: Durch das automatische Steuerungssystem AutoBin hat nun erstmals ein großes Gütermotorschiff eigenständig seine Route geplant und abgelegt. „Nach wie vor ist eine erfahrene Person an Bord, die jederzeit eingreifen kann. Das System kann das Schiff aber selbstständig und sicher durch den Kanal steuern“, sagt Dr. Jan Oberhagemann, Projektleiter und Leiter des Fachbereichs Autonome Schifffahrt am DST. Möglich machen es Kameras, Sensoren, Radar und Laserscanner, die die Umgebung erfassen. Das System berechnet dann aus den gesammelten Daten einen kollisionsfreien Kurs.

Das hochautomatisierte Fahren entlastet dabei nicht nur die raren Schiffsführer:innen, sondern ermöglicht auch längere Fahrtzeiten. Schiffe können so wirtschaftlicher betrieben und im Wettbewerb mit LKW oder Zügen gestärkt werden. Zudem werden Emissionen im Verkehrssektor reduziert und die Straßen entlastet. Das Projekt ist dabei das erste nun abgeschlossene in einer Reihe aufeinander aufbauender Forschungsvorhaben. Ziel ist es, die Schifffahrt völlig zu automatisieren. Neben den wissenschaftlichen und technologischen Fragestellungen stehen hier auch Aspekte wie Arbeitsplatzgestaltung oder der rechtliche Rahmen im Fokus.

„Klar ist: Die autonome Binnenschifffahrt wird nicht von heute auf morgen umgesetzt – es ist eher mit einer stetigen Zunahme der Automatisierung zu rechnen“, erklärt Oberhagemann weiter. Die Assistenzsysteme werden eigenständiger und immer mehr Funktionen übernehmen. Auch die menschliche Arbeit wird sich dadurch verändern: Wer künftig ein Schiff führt, wird das System eher überwachen und in Notsituationen eingreifen.

Das Projekt wurde von Oktober 2019 bis Ende März 2023 mit 1,5 Mio. Euro von der EU und dem NRW-Verkehrsministerium gefördert.

Weitere Informationen:
https://www.dst-org.de/autonomes-binnenschiff/

Dr. Jan Oberhagemann, Leiter des Fachbereichs Autonome Schifffahrt am DST, Tel. 0203/993-6951, oberhagemann@dst-org.de 

Redaktion: Jennifer Meina, Tel. 0203/379-1205, jennifer.meina@uni-due.de

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