Martin Kobler
© MONUSCO/Myriam Asmani CC BY-SA 2.0

Ehemaliger UN-Missionschef Kobler zu Gast

Krisen und Diplomatie

  • von Ulrike Bohnsack
  • 12.10.2023

Wie lassen sich bewaffnete Konflikte beenden und Krisen verhindern? Ein Weg führt an den Verhandlungstisch, um eine für alle Seiten akzeptable Lösung zu finden. Einen Einblick in das schwierige Geschäft der Diplomatie gibt am 26. Oktober Martin Kobler. Der ehemalige deutsche Botschafter und Sondergesandte der Vereinten Nationen in Krisenregionen spricht über „Kompromiss um jeden Preis? – Erfahrungen aus der Praxis.“ Sein Vortrag beginnt um 18 Uhr am College for Social Sciences and Humanities der Research Alliance Ruhr, Lindenallee 39/41, in Essen. Um Anmeldung wird gebeten unter kompromisskulturen@uni-due.de.

Viele Jahrzehnte war Martin Kobler als Diplomat in der Welt unterwegs. Ihn hätten von Anfang an die herausfordernden Situationen interessiert, sagte er in einem Interview. Einfach waren seine Aufgaben nie: Er war deutscher Botschafter in Ägypten, im Irak und zuletzt in Pakistan (2017-2019); er war stellvertretender UN-Sonderbeauftragter für Afghanistan (2010-2011), UN-Sondergesandter für den Irak (2011-2013), für den Kongo (2013-2015), wo er auch die UN-Blauhelm-Mission leitete, sowie für Libyen (2015-2017). Aktuell ist er Dozent an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg.

„Ein Kompromiss wird nur dann nachhaltig sein“, betont Martin Kobler, „wenn er auf einer gemeinsamen Vision beruht: einem Gesellschaftsvertrag zwischen den beteiligten Parteien.“ In seinem Vortrag gibt er Einblicke in seine diplomatischen Erfahrungen: Wie wird ein UN-Mandat zwischen internationaler Gemeinschaft, der Regierung des betroffenen Landes und den regionalen Akteuren verhandelt? Wo zieht man die rote Linie bei der Suche nach einem Lösungsweg? Mit wem setzt man sich auf keinen Fall an einen Tisch?

Als seinen schwierigsten Posten nennt der heute 70-jährige Kobler die Zeit von 1994 bis 1997. „Damals war ich Leiter des deutschen Vertretungsbüros in Jericho und zuständig für die Westbank, für Gaza und Ost-Jerusalem. Meine Aufgabe war es, die deutsch-palästinensischen Beziehungen in der Anfangsphase des Osloer Friedensprozesses zu gestalten“, blickt der ehemalige Diplomat zurück. „Dies als Deutscher und zudem als recht junger Beamter im Bewusstsein der historischen Verantwortung Israel gegenüber zu tun, war lehrreich und belastend zugleich.“

Martin Kobler hält seinen Vortrag auf Einladung des Forschungsverbunds Kulturen des Kompromisses, der von den Universitäten Duisburg-Essen (UDE), Münster und Bochum getragen wird. „Obwohl in allen Epochen und Kulturen die Regulierung von Konflikten wesentlich für das Zusammenleben der Menschen war und ist, hat die Wissenschaft die Kompromissfindung bisher systematisch kaum erforscht“, erklärt Historikerin Prof. Dr. Ute Schneider. „Diese Lücke zu schließen, ist unser großes Ziel.“

Weitere Informationen und Anmeldung:
https://www.uni-due.de/kompromisskulturen/

Redaktion: Ulrike Bohnsack, Tel. 0203/37-9 2429, ulrike.bohnsack@uni-due.de

 

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