Dr. Stefan Rinner an einem Rednerpult
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Vorgestellt: Dr. Stefan Rinner

„Sprache hatte schon immer etwas Magisches für mich“

  • von Ulrike Eichweber
  • 14.03.2025

Informationen austauschen, Wünsche äußern, Ideen vorbringen, aber auch Beleidigungen aussprechen – Sprache ist ein mächtiges Werkzeug. Sie faszinierte Dr. Stefan Rinner, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der UDE, schon während des Studiums: „Diesen Aspekt, dass wir durch das Produzieren von Lauten und Schriftzeichen so eine Vielzahl von Dingen tun können, hatte für mich schon immer etwas Magisches.“ Mittlerweile ist der Sprachphilosoph mehrfach für seine Forschung ausgezeichnet worden – kürzlich z.B. mit dem mit 12.000 Euro dotieren Hauptpreis des Kulturfonds der Stadt Salzburg für seine Forschung zu abwertender Sprache.

Im Fokus seiner Arbeit stehen Ausdrücke, mit denen Personengruppen verunglimpft werden: das N-Wort oder das Z-Wort, beispielsweise. Zu diesen sogenannten Slurs entwickelt er derzeit eine neue soziolinguistische Theorie. Diese könnte nicht nur dazu beitragen, solche Ausdrücke besser zu verstehen. Auch neue Wege könnte sie aufzeigen, die negativen Auswirkungen von Slurs einzudämmen oder gar zu verhindern. Slurs funktionieren ähnlich wie das Zeichnen eines Hakenkreuzes,“ meint Rinner. „Es wird erster Linie von Personen verwendet, die unter anderem antisemitisch eingestellt sind. Zeichnet jemand dieses Symbol, signalisiert er oder sie also der Umwelt damit, diese Einstellung zu teilen“, so Rinner, „das gleiche geschieht auch, wenn jemand einen abwertenden Begriff ausspricht.“ Auf diese Weise kann die Abwertung weiter verstärkt werden: Die Äußerung beeindruckt und beeinflusst Dritte. Dabei spielt es seiner Meinung nach auch keine Rolle, ob die Slurs ganz bewusst oder einfach unbedacht ausgesprochen werden.

Übrigens hat Rinner eine klare Antwort auf die Frage, ob ein Verbot von Slurs bzw. Hassrede nicht die Meinungsfreiheit einschränken würde. „Wenn wir das verbieten, ist die Redefreiheit gar nicht eingeschränkt, weil man ja immer noch einen neutralen Ausdruck verwenden könnte. Denn das Einzige, was ich durch den Gebrauch eines Slurs mache, ist die Zugehörigkeit zu einer Gruppe und deren Einstellungen zu signalisieren. Da geht nicht wirklich etwas verloren, was durch die Redefreiheit geschützt wäre“, erklärt er.

Überhaupt treibt Rinner die Frage um, wie Sprache das Denken und Fühlen von Personen beeinflusst und verändert. Politische und therapeutische Sprache sind deshalb ebenfalls seine Forschungsschwerpunkte. Seit diesem Wintersemester leitet er das Forschungsprojekt „The Therapeutic Game“ zur Sprachphilosophie von Psychotherapie an der UDE, das von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert wird. Es geht der Frage nach, wie unterschiedliche Konversationstechniken den Erfolg von Gesprächstherapien beeinflussen. Dabei zieht er den „Scorekeeping“-Ansatz des Philosophen David Lewis heran, der ein Gespräch mit einem Baseballspiel verglich.

Wer mehr erfahren möchte:
https://stefan-rinner.webnode.page/

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