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André Kubiczek ist Poet in Residence

Realität statt Ostalgie

  • von Cathrin Becker
  • 16.04.2025

Seit 35 Jahren ist die DDR Geschichte – und lebt doch in den Büchern von André Kubiczek weiter. Jugendliche Alltagserfahrungen in Ostdeutschland schildert der Schriftsteller mit Humor und Ironie ebenso spannend, wie er anhaltende Ost- und Westkonflikte mit satirischem Unterton kommentiert. Sein Werk präsentiert der Autor nun als Poet in Residence an der UDE unter dem Titel: Wer schreibt, der bleibt – Schriftsteller werden und Schriftsteller sein.

1968: Teo, eine junge Laotin, kommt am Berliner Ostbahnhof an. Es ist die Liebe, die sie in die DDR führt, weit weg von ihrer Familie. Doch ihr neues Leben in Potsdam, scheinbar ein sozialistisches Idyll, ist schwer, und auch perfektes Deutsch kommt gegen die Fremdheit nicht an, die man sie als Asiatin jeden Tag spüren lässt.

„Nostalgia“ ist die Geschichte von André Kubiczeks Mutter – und auch seine eigene, denn in seinem jüngsten Werk, nimmt er beide Perspektiven ein. 1969 als Sohn eines laotisch-deutschen Ehepaares in Potsdam geboren, schildert der Autor seine Kindheit und Jugend in einer binationalen Familie in der DDR. Gleichzeitig zeichnet er den Lebensweg seiner Mutter nach, die versucht, in der Fremde eine neue Heimat zu finden. Wie er beide Kulturen in seinem Roman zusammenführt, wurde von Kritiker:innen hochgelobt. Nostalgia war auch für den Deutschen Buchpreis nominiert. Ob die etwas andere Familiengeschichte sie gleichermaßen berührt, können Literaturinteressierte in einer öffentlichen Lesung des Autors am 24. April am Campus Essen erfahren.

Blick zurück, Blick nach vorn

Neben seinem letzten Buch führen auch seine Romane „Oben leuchten die Sterne“ (2006) und „Der Genosse, die Prinzessin und ihr lieber Herr Sohn“ (2012) die Lesenden in eine kindlich-jugendliche Weltwahrnehmung und die DDR in den 1980er Jahren. „Vor allem seine Trilogie („Skizze eines Sommers“ / „Straße der Jugend“ / „Der perfekte Kuss) reiht sich in das Genre der coming-of-age-Erzählung ein“, so Literaturwissenschaftlern Prof. Dr. Corinna Schlicht, die die Reihe im Sommersemester 2025 organisiert. „André Kubiczek schildert aus der Sicht eines jungen Heranwachsenden Familienleben, Schulalltag und Freundeskreis, wobei die spezifischen Lebensbedingungen der DDR Teil der jugendlichen Alltagserfahrung sind.“

Der Autor blickt aber nicht nur zurück, sondern auch nach vorn: Seine Romane „Die Guten und die Bösen“ (2003), „Kopf unter Wasser“ (2009), „Das fabelhafte Jahr der Anarchie“ (2014) und „Komm in den totgesagten Park und schau“ (2018) kreisen rund um gesellschaftspolitische Fragen, die die bundesrepublikanische Wirklichkeit seit der Widervereinigung betreffen: Rechtspopulismus, Neoliberalismus, Prekariat, Ost-West-Konflikt und die Rolle der Medien in der Gegenwart. Auch hier schlägt André Kubiczek einen durchaus beißend satirischen Ton an.

Das Programm:

Poetikvorlesung I: Guten Tag, ich schweife ab

Dienstag 22. April, 16-18 Uhr in R11 T00 D05

Poetikvorlesung II: Wo war ich stehen geblieben? Die Entstehung einer Bibliographie

Mittwoch 23. April, 16-18 Uhr in R11 T00 D05

Lesung aus dem Roman Nostalgia

Donnerstag 24. April, 18-20 Uhr in R11 T00 D05

Alle Vorlesungen sind öffentlich und kostenfrei.

Zusätzlich wird André Kubiczek am 23., 24. und 25. April das Seminar von Prof. Corinna Schlicht besuchen, um mit Studierenden ins Gespräch zu kommen. Dafür können sich interessierte Studierende ab sofort per Mail (corinna.schlicht@uni-due.de) anmelden.

Weitere Informationen:
https://www.uni-due.de/germanistik/poet/

Prof. Corinna Schlicht, Fakultät für Geisteswissenschaften, Tel. 0201/18 3-3502, corinna.schlicht@uni-due.de

Redaktion: Cathrin Becker, Tel. 0203/37 9-1488, cathrin.becker@uni-due.de

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