
Überraschende Quelle des Unkrautvernichters
Wäschewaschen setzt Glyphosat frei
- von Juliana Fischer
- 15.05.2025
Glyphosat galt bislang als Problem der Landwirtschaft. Doch eine neue Studie zeigt: Auch das Wäschewaschen kann zu seiner Bildung beitragen: Ein Forschungsteam unter Leitung der Universität Tübingen und mit Beteiligung der Universität Duisburg-Essen hat herausgefunden, dass sogenannte Phosphonate, die als Wasserenthärter in Waschmitteln sowie industriellen Prozessen verwendet werden, sich unter bestimmten Bedingungen in Glyphosat umwandeln können. Die Ergebnisse wurden kürzlich im Fachjournal Nature Communications veröffentlicht.
Gelangt das Waschmittel nach dem Schleudergang ins Abwasser, trifft es dort auf Sauerstoff und Mangan – ein natürlich vorkommendes Spurenelement. Diese Kombination reicht aus, um Phosphonate chemisch zu spalten und in Glyphosat umzuwandeln. Besonders brisant: Mangan wirkt in dieser Reaktion teilweise als Katalysator: Bereits kleinste Mengen können dauerhaft die Umwandlung großer Mengen des Phosphonats anstoßen.
Die Glyphosat-Ausbeute der Reaktion ist zwar gering (bis zu 0,42 mol-%), doch durch die weite Verbreitung von Mangan und Phosphonaten in Gewässern könnte dieser Prozess eine bislang übersehene Quelle für Glyphosat in der Umwelt sein. Das erklärt auch, warum die Glyphosatbelastung in Flüssen oft nicht mit der landwirtschaftlichen Nutzung korreliert.
Für den Gewässerschutz ist das eine alarmierende Erkenntnis: Auch alltägliche Haushaltsprodukte können zur Glyphosatbelastung beitragen – ganz ohne Pestizideinsatz. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass wir Phosphonate im Abwasser stärker in den Blick nehmen müssen“, fordert Prof. Dr. Torsten C. Schmidt, der Experte für Analytische Chemie ist Co-Autor der Studie. „Für den Umweltschutz bedeutet das, dass der Einsatz von Phosphonaten in Enthärtern dringend überdacht und Strategien zur Wasseraufbereitung überarbeitet werden müssen.“
Zur Studie:
https://www.nature.com/articles/s41467-025-57473-7
Weitere Informationen
Prof. Dr. Torsten C. Schmidt, Analytische Chemie, Tel. 0201/18 3-6774, torsten.schmidt@uni-due.de