Germanist mit einer Vorliebe für Krimis
Prof. Dr. Jochen Vogt verstorben
- von Cathrin Becker
- 16.09.2025
Studierende nahmen seine „Einladung zur Literaturwissenschaft“ gerne an, seine Kolleg:innen schätzen ihn sehr: Die UDE trauert um Prof. Dr. Jochen Vogt. Der Germanist ist Anfang August im Alter von 82 Jahren nach schwerer Krankheit verstorben. Am 24. Oktober veranstaltet die Fakultät für Geisteswissenschaften ihm zu Ehren eine Gedenkveranstaltung (15 Uhr, Glaspavillon, Campus Essen).
Prof. Dr. Jochen Vogt fand nach seiner Promotion 1968 an der Ruhr-Universität Bochum und einer Professur an der Justus-Liebig-Universität Gießen, 1973 den Weg zurück ins Ruhrgebiet. Hier wurde er Gründungsmitglied der Gesamthochschule Essen, die später zur UDE fusioniert wurde. Er forschte und lehrte als Professor für Germanistik/Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2008.
Vogt beschäftigte sich hauptsächlich mit deutscher und europäischer Literatur des 20. Jahrhunderts. Er war Autor und Herausgeber zahlreicher literaturwissenschaftlicher und didaktischer Arbeiten. Der Bogen seiner literaturwissenschaftlichen Arbeiten reicht von Hans Henny Jahnn über Bertolt Brecht, Thomas Mann, Heinrich Böll, Anna Seghers, Paul Celan und Peter Weiss bis zu Robert Gernhardt – und zum Krimi. Vogt war bekannt wegen seiner in literaturwissenschaftlichen Kreisen eher ungewöhnlichen wissenschaftlichen Arbeiten zum Kriminalroman als Literaturgattung. Daraus entstanden Standardwerke, die heute als Klassiker gelten
Mitarbeiter*innen und Studierenden gegenüber verstand Prof. Dr. Jochen Vogt sich in der Rolle des Anregers und Ermöglicher. „Besonders intensiv kümmerte er sich um jene ohne bildungsbürgerlichen Hintergrund. Er war ein engagierter Lehrer und dabei keinesfalls anspruchslos“, erinnert sich Dr. Hannes Krauss im Nachruf der Fakultät für Geisteswissenschaften an seinen Kollegen. „Jochen Vogt beherrschte etwas, das in der Wissenschaft selten ist: Er konnte allgemein verständlich und elegant schreiben, ohne dass die Komplexität des Themas verloren ging.“
Der Literaturliebhaber schrieb Bücher, die zur Grundlage des literaturwissenschaftlichen Studiums wurden. Vogts Einführung in die Erzählanalyse oder seine „Einladung zur Literaturwissenschaft“ sind bis heute Standardwerke. „Kurzweiligkeit und Präzision zeichneten auch seine Vorlesungen aus. Zugleich war er immer offen für Neues – bei Themen und Lehrmethoden“, erinnert Krauss.
Nach seiner Emeritierung zog Prof. Dr. Jochen Vogt in den Hunsrück, blieb aber der Universität und Stadt Essen verbunden – durch die Betreuung von Doktorarbeiten und durch eine monatliche Krimikolumne in der WAZ, die er bis kurz vor seinem Tod schrieb. „Nicht nur Freunde und Kollegen vermissen ihn sehr. In Erinnerung bleiben seine wissenschaftlichen Leistungen und sein Humor sowie seine Selbstironie“, so Krauss.
Der komplette Nachruf der Fakultät für Geisteswissenschaften