Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen
Perspektiven für Morgen schaffen – Chancen nicht verspielen
- von Astrid Bergmeister
- 12.11.2025
Die Wirtschaftsweisen haben ihr Jahresgutachten an Bundeskanzler Friedrich Merz übergeben. Für die Konjunktur in Deutschland geben die fünf Expert:innen, darunter Professor Dr. Achim Truger von der Universität Duisburg-Essen, eine zurückhaltende Prognose ab. Das Bruttoinlands-produkt wird voraussichtlich in 2025 um 0,2% und im Jahr 2026 um 0,9% wachsen. Würde das Sondervermögen vollständig zusätzlich und investitionsorientiert eingesetzt, würde sich das positiv auf das Wirtschaftswachstum auswirken.
„Die Chancen, die sich aus dem Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität ergeben, dürfen nicht verspielt werden“, sagt Prof. Dr. Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrats Wirtschaft. Damit Deutschland nach zwei Rezessionsjahren, so Schnitzer weiter, wieder auf einen Wachstumspfad gelange, müsse die Produktivität der deutschen Wirtschaft steigen, insbesondere durch Innovationen und Investitionen: „Angesichts der aktuellen Herausforderungen muss Deutschland neue wachstums- und sicherheitspolitische Perspektiven entwickeln.“
In dem detaillierten Jahresgutachten legen die Wirtschaftsweisen daher nahe:
- Eine stärkere Integration des europäischen Binnen- und des Kapitalmarktes könnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) deutlich steigern. Um die Verteidigungsfähigkeit zu stärken, sollten Verteidigungsgüter in Europa koodiniert beschafft sowie militärische Innovationen gemeinsam gefördert werden.
- Die jüngst beschlossene Senkung der Unternehmenssteuern verspricht einen moderaten Anstieg von BIP und Investitionen. Eine Steuerreform, die Verzerrungen von Investitions- und Finanzierungsentscheidungen der Unternehmen reduziert, wäre langfristig vorteilhafter.
- Um die Besteuerung aller Vermögensarten gleichmäßiger zu gestalten und so stärker am Leistungsfähigkeitsprinzip auszurichten, sollte die Erbschaftssteuer reformiert und die steuerliche Begünstigung von Betriebsvermögen reduziert werden. Eine großzügige Stundung der Steuerlast könnte die Liquiditätsbelastung von Betrieben verringern.
Die Wirtschaftsweisen
Das ist ihr umgangssprachlicher Name. Der offizielle Titel lautet „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“. Das wichtigste Beratungsgremium der deutschen Politik besteht aus fünf Mitgliedern, ist politisch unabhängig und will zur Meinungsbildung von Politik und Öffentlichkeit beitragen. Prof. Dr. Achim Truger von der Universität Duisburg-Essen (UDE) ist seit Frühjahr 2019 einer der fünf Wirtschaftsweisen. Er hat an der UDE eine Professur für Sozioökonomie mit Schwerpunkt Staatstätigkeit und Staatsfinanzen inne.
Im Bild:
Die Wirtschaftsweisen – das sind diese fünf Professor:innen (v.l.): Ulrike Malmendier (University of California), Martin Werding (RUB), Monika Schnitzer (LMU), Achim Truger (UDE) und Veronika Grimm (FAU).
Mehr zum Jahresgutachten:
https://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/jahresgutachten-2025-pressemitteilung.html