Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Gewaltprävention bei ausländischen Jugendlichen

Junge Migranten fordern und fördern

[19.03.2008] Die Gewalt unter ausländischen Jugendlichen ist nachweislich höher, als unter gleichaltrigen Deutschen. Wie man vermeidet, dass Gewalt und Kriminalität unter diesen Jugendlichen überhaupt erst entsteht, ist Thema eines Präventionsprojekts mit dem Titel „Medi.Peer ? Mediation durch peer groups“.

Geleitet wird es von Prof. Dr. Hermann Strasser und Dr. Thomas Schweer vom Institut für Soziologie an der Universität Duisburg-Essen.

Das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geförderte zweijährige Projekt konzentriert sich auf zwei Stadtteile in Duisburg, die einen hohen Anteil an Bewohnern mit Migrationshintergrund aufweisen. Ziel ist es, die Alltagskompetenz von türkischen, arabischen und russlanddeutschen Jugendlichen mit Hilfe eines so genannten Mediatorenprogramms zu fördern und so ihr Selbstbewusstsein, ihre Lebenslage und berufliche Zukunftsperspektive zu verbessern.

Die Teilnehmer des Projekts werden so ausgebildet, dass sie mit Hilfe von Deeskalationsstrategien und proaktivem Handeln positiv auf gewaltbereite Jugendliche einwirken können. Die Teilnehmer sollen dahingehend geschult werden, gewaltbereite Jugendliche nachhaltig dazu zu bewegen, auf Gewalt als legitime Handlungsoption zu verzichten. In diesem Zusammenhang wird das Konzept der „Motivierenden Gesprächsführung“ angewendet.

Der Vorteil ist klar: Gleichaltrige wirken auf ausländische Jugendliche aus dem eigenen Herkunftsland vertrauenswürdiger als Institutionen wie die Polizei oder das Jugendamt. Dr. Thomas Schweer von der UDE: „Entscheidend ist, dass sich diese Mädchen und Jungen wegen des gleichen kulturellen Hintergrunds, der gemeinsamen Sprache oder ähnlicher Erfahrungen besser verstanden und leichter akzeptiert fühlen. Gezielte Schulung und das Erlernen spezieller Handlungsstrategien können dazu beitragen, diese Aspekte positiv für das Mentorenprogramm zu nutzen“.

Neben dem Thema Gewalt stehen auch Gesundheit, Menschenrechte und Menschenwürde auf dem Stundenplan der angehenden Mediatoren. Praktische Einblicke und Hilfestellung aus der Praxis bekommen die Teilnehmer von Ansprechpartnern aus verschiedenen Duisburger Institutionen, wie etwa vom Kommissariat für Jugendkriminalität der Polizei Duisburg oder dem Jugendamt.

Die Hauptaufgabe der Projektleiter ist es nun, geeignete Teilnehmer für das Programm zu finden. Es stehen bereits drei Auswahlkriterien fest: So müssen die zukünftigen Mediatoren in der Lage sein, sowohl die deutsche als auch ihre Muttersprache in Wort und Schrift zu beherrschen, zwischen 15 und 17 Jahre alt sein und an einem Auswahlgespräch teilnehmen. Hier soll u.a. am Beispiel einer fiktiven Streitschlichtungssituation überprüft werden, inwieweit die Jugendlichen bereits über soziale und kommunikative Kompetenzen verfügen, die sie für einen Einsatz befähigen. Nach Abschluss des Programms erhalten die Teilnehmer für die jeweiligen Fortbildungen Zertifikate und für ihre Mitwirkung am Programm einen Praktikumsnachweis. Zudem ist geplant, dass das Projektteam die teilnehmenden Jugendlichen bei der Berufsfindung durch Gespräche und die Vermittlung von Lehrstellen unterstützt.

Redaktion: Cathrin Becker, Tel. 0203/379-1489

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