Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen

Krebsbehandlung mit schnellen Neutronen

Konferenz der Strahlentherapeuten

[13.09.2006] Die Weltelite der Strahlentherapie mit schnellen Neutronen trifft sich vom 14. bis 16. September am Universitätsklinikum Essen. Die Konferenz bringt rund 60 Spezialisten aus 11 Ländern an Deutschlands einzigem Standort zusammen, an dem Krebspatienten mit schnellen Neutronen behandelt werden können.

Neutronen sind eine Strahlenart, die besonders wirksam Tumorgewebe zerstören kann. Ihre erhöhte biologische Wirksamkeit lässt sich zum Nutzen der Patienten bei wenigen ausgewählten Tumorerkrankungen einsetzen, besonders bei Tumoren der Speicheldrüsen, den so genannten adenoidzystischen Karzinomen, aber auch bei Sarkomen. Diese seltenen bösartigen Tumore können teilweise nicht operiert werden, etwa wenn sie große Teile des Gesichts betreffen. Da die besondere Form der Strahlenbehandlung mit Neutronen spezielle groß-technische und auch sehr teure Einrichtungen voraussetzt, stehen sie weltweit nur an wenigen Stellen zur Verfügung.

„Gerade weil es nur wenige solch hoch spezialisierte Zentren gibt, sind Treffen wie dieses wichtig, um einen Meinungs- und Informationsaustausch zu gewährleisten“, erklärt Professor Dr. Wolfgang Sauerwein von der Essener Uni-Klinik, der die internationale Konferenz auch organisiert. „Dadurch wird weiterer Fortschritt ermöglicht, aber auch die Qualität bei der Durchführung der Therapie an einzelnen Patienten gesichert. Besonders wichtig angesichts leerer Kassen in den Gesundheitssystemen: Es ist möglich, die sehr teuren Bestrahlungseinrichtungen, die sich nicht jedes Land leisten kann, grenzübergreifend zu nutzen

zum Wohl der Patienten.“

Nachdem das Land NRW in den 70er Jahren mit großem finanziellem Aufwand und dem Bau eines Zyklotrons am Universitätsklinikum in Essen die Voraussetzungen geschaffen hatte, hat sich das Universitätsklinikum in den letzten Jahrzehnten zu einer führenden Einrichtung bei der Einführung von neuen Bestrahlungstechniken zur Behandlung von Patienten entwickelt: „Die ‚Intraoperative Strahlentherapie’, die Ganzkörperbestrahlung vor Knochenmarktransplantation und spezielle Bestrahlungstechniken zur Behandlung von Augentumoren sind Beispiele für den Einsatz von Strahlen bei der Behandlung von bösartigen Tumoren und gelten als besondere Essener Spezialität“, sagt Strahlenexperte Sauerwein. „Eine Anwendung außerhalb der Krebserkrankungen, die ebenfalls wesentlich in Essen vorangetrieben wurde, ist die Bestrahlung der Herzkranzgefäße nach Aufdehnung einer Verengung: Damit vermeidet man einen erneuten Verschluss.

Auch in Zukunft wird das Universitätsklinikum eine führende Rolle bei der Entwicklung neuer und besserer Strahlenbehandlungen einnehmen: Auf europäischer Ebene werden von Essen aus Forschungsanstrengungen zur Entwicklung der Bor-Neutroneneinfangtherapie koordiniert. Von dieser Therapie erwarten die Forscher, auch einzelne bösartige Zellen, die in gesundes Gewebe in der Nachbarschaft des Tumors eindringen, gezielt zu vernichten, ohne das betroffene Gewebe zu zerstören. Die Deutschen Forschungsgemeinschaft fördert derzeit außerdem den Aufbau einer Tomotherapie-Anlage, die eine ganz gezielte Bestrahlung auch im Körper zerstreuter Tumorknoten ermöglicht; der Baubeginn eines Zentrums für Protonenbestrahlung ist noch in diesem Jahr geplant.

Redaktion: Ulrike Bohnsack, Tel. 0203/379-2429

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