Deutsche mit Migrationsgeschichte
Zur Stimmabgabe motivieren
- von Ulrike Bohnsack
- 19.10.2022
Deutsche aus Einwandererfamilien gehen seltener wählen als Wahlberechtigte ohne Migrationsgeschichte. Wie lässt sich das ändern? Mit dieser Frage haben sich die UDE-Politikwissenschaftler Prof. Achim Goerres und Jonas Elis befasst. Ihre Expertise* ist soeben erschienen.
Bei der Bundestagswahl 2021 waren 13 Prozent der Wahlberechtigten Eingewanderte mit deutscher Staatsangehörigkeit sowie ihre Nachkommen. So viele wie noch nie. Dennoch geben sie seltener ihre Stimme ab. Auch wenn seit Jahren die Wahlbeteiligung insgesamt sinkt: In dieser Wählergruppe liegt sie noch einmal 10 bis 15 Prozent niedriger. Das ist nicht gut für die Demokratie, denn Wahlen werden so immer weniger repräsentativ.
Die Gründe, warum Menschen mit Migrationsgeschichte weniger wählen gehen, sind vielfältig. Es können fehlendes Wissen und geringe politische Bindungen sein, aber auch, dass ihre Lebensrealitäten seltener von Parteien angesprochen werden.
Mit welchen Maßnahmen lässt sich hier gegensteuern? Die Autoren schlagen u.a. vor, Erstwählende in den Blick zu nehmen. Denn wer schon in jungen Jahren zur Wahl geht, wird dies in der Regel weiter tun. Wesentlich ist die politische Bildung an Schulen; weitere Punkte, um die Wahlbeteiligung zu erhöhen, sind gezielte Erinnerungen, wie es in einigen Ländern üblich ist, mehrsprachige Kontaktmaterialen und die Vereinfachung der Briefwahl. Diese wird nämlich seltener von Menschen mit Migrationsgeschichte genutzt.
* Die Studie, die gemeinsam mit der Uni Bamberg entstand, ist Teil des Projekts Wissenschaftstransfer zur Unterstützung der Wahlbeteiligung Deutscher mit türkischer Einwanderungsgeschichte. Es läuft am Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung ZfTI und wird durch die Landeszentrale für politische Bildung NRW gefördert.
Weitere Informationen:
https://www.politische-bildung.nrw.de/fileadmin/imperia/md/content/pdf-publikationen/090522_ZFTI22_Wahlbeteiligung_web.pdf
https://www.zfti.de/expertise-zur-wahlbeteiligung-von-menschen-mit-migrationsgeschichte
Prof. Dr. Achim Goerres und Jonas Elis, Politikwissenschaft, Tel. 0203/37 9-2758, imges@uni-due.de